Plankstadt. Das Staunen ist ihm immer noch anzusehen. Vor wenigen Tagen war Anton Ungemach mit seinem Sohn im Garten zugange. Einige Platten der Terrasse hatten sich ganz leicht abgesenkt. Keine große Sache eigentlich. Aber dieses Mal wurde es doch ein wenig groß, genauer gesagt tief. Denn der Vater stand auf einmal mit einem Bein in einem Loch. Auf den ersten Blick immer noch nicht so wirklich spektakulär, aber nach einigen Minuten war das Erstaunen bei den beiden dann doch ziemlich groß, denn da ging es gut zwei Meter in die Tiefe und unten öffnete sich eine Art Gewölbe von sicher noch einmal zwei Metern. Die Neugierde war geweckt. Vor allem bei seinen beiden Söhnen, die sich schnell als Erbe des legendären Abenteuer-Archäologen Indiana Jones verstanden. Der Mensch als Forscher und Entdecker ist wohl ein zutiefst menschliches Phänomen.
Doch der Reihe nach: Als der Vater sein Bein aus dem Loch gezogen hatte, wollte Ungemach als erstes wissen, was da im Untergrund zu finden sei. Und so vergrößerten die beiden das Loch etwas, ließen eine Leiter herunter und Ungemach riskierte einen ersten Blick. Gleich zu Beginn fiel ihm eine Art Rundbogen aus Ziegelsteinen auf. Man sehe nur einen Teil, aber den Durchmesser schätzt Ungemach auf rund zwei Metern.
Gefunden haben er und seine beiden Söhne Leonhard und Lev auch noch verrostetes Werkzeug, einen zerbrochenen Krug und ein winziges Nestlé-Döschen aus einer Spielküche. „Ist also schon mal nicht aus der Römerzeit“, so Ungemach. Ebenfalls gefunden habe er ein paar kleine Knochenstückchen. Die sorgten dafür, dass neben Bürgermeister Nils Drescher auch das Ordnungsamt vor Ort war und die Dinge begutachtete. Es waren aber eindeutig Tierknochen, sodass die Familie Ungemach „zum Glück keinem Verbrechen auf die Spur kam“.
Es ist wohl, so die Einschätzung der Offiziellen, eine alte Jauchegrube, in der frühere Bewohner ihren Unrat entsorgten. Der Gemeindearchivar Ulrich Kobelke spricht davon, dass es solche Gruben auf vielen Grundstücken in Plankstadt gab, die im Laufe der Zeit aber alle zugeschüttet worden seien. Also leider kein Schatz. Stutzig macht Ungemach nur dieser Rundbogen. „Wer mauert solch einen Rundbogen für eine Müllhaufen?“
Jetzt keinen Schatz gefunden zu haben, findet Ungemach nicht schlimm. Im Gegenteil, wenn da etwas archäologisch Wertvolles zum Vorschein gekommen wäre, hätte er für eine Weile die Hoheit über seinen Garten verloren.
Grube im Garten der Familie aus Plankstadt wird aufgefüllt
Nur für seine Söhne sei es etwas schade. Die waren ganz schnell im Indiana-Jones-Modus. Manchmal brauche es nur den richtigen Impuls und die digitale Welt verliere schnell ihren Reiz. Für die beiden Jungs ist die jetzt geplante Zuschüttung des Hohlraums unter ihrem Garten keine Option. Zu gerne hätten sie anstatt eines Baumhauses nun einen Bunker. Die Idee fand der Vater auch irgendwie lustig und nachvollziehbar. „Ist aber trotzdem keine Lösung.“
Das Loch wird entsprechend zugeschüttet, „damit hier nichts passiert“. Aber die Erinnerung an diesen Fund bleibt im Familiengedächtnis. „Passiert einem ja nicht jeden Tag“, so Ungemach. Und, wer weiß, vielleicht wurde hier bei zwei Jungs eine kleine Flamme für die Archäologie entzündet. Auch wenn es kein bedeutender Fund war, heißt das nicht, dass nicht irgendwo ein Schatz seiner Entdeckung harrt.
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