Plankstadt. Geschmückte Wagen sowie närrische Fußgruppen und Musiker ziehen zur Fasnachtszeit schon seit vielen Jahren durch die Straßen Plankstadts. Mitten unter ihnen ist seit über vier Jahrzehnten Wolfgang Eichhorn vom Plankstadter Carneval-Club (PCC). Für sein Engagement in der fünften Jahreszeit und darüber hinaus hat er gerade erst den Goldenen Löwen mit Brillanten verliehen bekommen. Das nehmen wir zum Anlass, um mit dem PCC-Ehrenvorsitzenden auf die Fasnacht früher und heute zu blicken.
Der PCC ist vor 55 Jahren gegründet worden und feiert in der Kampagne 2023/2024 sein Jubiläum. Überlieferungen zufolge war aber bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Fasnacht als erstes Fest der Veranstaltungen feststellbar. Vereine gab es damals noch keine, man feierte in der Dorfgemeinschaft beim alten Rathaus, kostümierte und vermummte sich mit einfachen Mitteln. Als sich später Vereine bildeten, verlagerte sich das Treiben. Der erste war 1955 die „Narrhalla“. Ihr Wirken stellte sie nur drei Jahre später ein.
Im Dezember 1969 erhielten schließlich viele Bürger eine Einladung zu einem bunten Abend, verbunden mit dem Gedanken zur Gründung eines Karnevalclubs. Und so sollte es kommen: Am Dreikönigstag 1970 fand die Gründungsversammlung statt. Das Vertrauen der Mitglieder erhielten Wolfgang Häffner als Vorsitzender und Alfred Kohnert als sein Stellvertreter.
Wolfgang Eichhorn kam im März 1985 in den Verein. Darin ist er bis heute Elferrat und war von 1992 bis 2014 Vorsitzender. „Früher waren die Veranstaltungen traditioneller, heutzutage liegt der Fokus eher auf der Party“, fasst er die Entwicklung des Brauchtums zusammen. In den Bütten sei damals vor allem die Politik auf die Schippe genommen worden und auch der Backenbläserumzug habe sich verändert. 1970 zogen das erste Mal Narren unter der Regie des PCC durch die Gemeinde.
Der Name beruht übrigens aus einer amüsanten Anekdote: Ein Pole kam nach Plankstadt und stellte einem „Plänkschder“ eine Frage. Dieser konnte ihm allerdings keine Auskunft geben und hat nur abwehrend die Backen aufgeblasen. „Bloos die Back’“, sagte daraufhin der Pole und lief fort. Noch bis heute hält sich das Bild vom Plankstadter „Backenbläser“.
„Der Umzug hat sich stetig vergrößert“, erklärt Eichhorn. Früher sei er mehr von Motivwagen geprägt gewesen, heute überwiegen die Fußgruppen. Und viele Ortsvereine seien mitgelaufen oder -gefahren - zum Beispiel die Gesangsvereine mit teilweise aufwendigen Wagen. Die TSG Eintracht sei in den vergangenen Jahren auch oft dabei gewesen. Auf Veränderungen in der Narrenszene angesprochen, meint Eichhorn: „Ich glaube, dass künftig immer weniger Gruppen Wagen bauen werden. Das kann man sich ja heutzutage kaum mehr leisten“, spricht er die hohen Kosten an. Stattdessen werde man immer mehr Fußgruppen antreffen.
Jury bewertet Teilnehmer
Früher, erinnert sich der 71-Jährige, stand der Umzug ganz unter der Regie des PCC. Heute ist die Gemeinde Plankstadt der Veranstalter und der PCC „nur“ Ausrichter. Eine Jury gibt es nach wie vor. Sie bestand in der Vergangenheit oft aus Gemeinderäten und bekannten Plankstadter Bürgern. So bewerten 2023 vier Gemeinderatsmitglieder und Hans-Dieter Böhm, der ehemalige Vorsitzende der Interessengemeinschaft Plankstadter Vereine, die Teilnehmer. „Anfangs gab es eine Siegerehrung in der Mehrzweckhalle mit einem kleinen Programm“, meint Eichhorn. Mittlerweile ist das Rathaus als Platz für die Jurymitglieder zur Beratung auserkoren worden, die Platzierungen werden in der Presse verkündet.
Die traditionelle Prunksitzung war viele Jahre lang ebenfalls in der Mehrzweckhalle beheimatet. „Und der Hausfrauenverein hat auch immer eine Fasnachtssitzung gemacht. Das war harte Konkurrenz für den PCC“, gibt der Ehrenvorsitzende lächelnd zu. Er erinnert sich an eine Sitzung, als der damalige Präsident Heinz Dillenburg eine Wette mit einem Elferrat abschloss. Sollte der PCC mehr als 600 Besucher zur Prunksitzung locken, würde Dillenburg barfuß in den Saal einlaufen. „Und so kam es“, weiß Wolfgang Eichhorn.
Auch außerhalb der Kampagne war beim PCC viel los. So haben die Mitglieder bis in die 1990er Jahre hinein im „Adler“ einen Silvesterball veranstaltet, zu dem als Gast sogar ein Schornsteinfeger kam. Ein Highlight war auch der Tanz in den Mai. „Am Eingang wurden Rosen verkauft und die Dame, die am Ende die meisten geschenkt bekommen hatte, ist zur Maikönigin gekürt worden“, erzählt Eichhorn. Ebenfalls im „Adler“ gab es einen Kerwetanz. „Der ,Adler‘ war immer zum Bersten voll“, fügt er hinzu. Mehrere Jahre sorgten die Veranstaltungen für Begeisterung. „Es gab auch mal einen Rosenmontagsball in der Mehrzweckhalle“, so Eichhorn. Zunächst ist der Ball von drei, später von zwei Vereinen organisiert und durchgeführt worden. Schließlich strich man die Veranstaltung ersatzlos.
Solche Veranstaltungen, das weiß der Fasnachter aus Erfahrung, sind nur mit vielen ehrenamtlichen Helfern zu stemmen. Mit Blick auf die Mitgliederzahl müsse leider feststellen, dass Engagement und Mitgliederzahl zurückgingen. Besonders markant ist der Bruch mit der Gardeabteilung im Jahr 2008. Sie machte sich selbstständig und gründete einen eigenen Verein. Dadurch verlor der PCC auf einen Schlag viele Aktive und Nachwuchs zu finden, damit kämpfen viele Vereine. „Ich wünsche mir, dass die Traditionen gepflegt werden“, sagt Eichhorn. Dazu gehört auch der Rathaussturm, bei dem Narren zeitweise erst am 6. Januar das Gemeindezentrum in Beschlag nahmen. Das Rathaus war nämlich für den Andrang an Karnevalisten und Zuschauer zu klein. „Dort gab es dann Erbsensuppe mit Würstchen“, berichtet der 71-Jährige. Später stieg man auf den 11. November um und stürmte das Rathaus. So ist es bis heute.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt_artikel,-plankstadt-fasching-im-wandel-der-zeit-in-plankstadt-_arid,2041212.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt.html