Versorgung

Franz Schönig ist der letzte Wassermeister in Plankstadt

In 33 Jahren hat der Wassermeister schon viel erlebt: Rohrbrüche, Trinkwasserverschmutzungen und vollgelaufene Keller. Im Interview spricht er über seinen Beruf.

Von 
Catharina Zelt
Lesedauer: 

Plankstadt. Mit einem Lächeln blickt Wassermeister Franz Schönig auf „sein“ Wasserwerk. In all den Jahren hat das Gebäude viel durchgemacht — zuletzt brannte im Sommer 2023 der Dachstuhl. Auf dem Dach liegen jetzt Platten, die das Gebäude übergangsweise schützen, bis der Gemeinderat entschieden hat, wie es damit weitergehen soll. Als Wasserwerk ist es schon lange nicht mehr im Einsatz. Die Gemeinde Plankstadt ist seit dem Jahr 1982 von der Eigenversorgung abgetrennt und bezieht ihr Wasser aus Schwetzingen. Nichtsdestotrotz ist das alte Wasserwerk ein historischer Ort, der gleichzeitig symbolisch für all die Arbeitsstunden steht, die Schönig und seine Kollegen als Kümmerer der Gemeindewasserversorgung oft im Hintergrund abgeleistet haben.

In den 33 Jahren, in denen Schönig nun schon als Wassermeister der Gemeinde arbeitet, hat er viel erlebt: Rohrbrüche, Trinkwasserverschmutzungen, vollgelaufene Keller. Dabei trägt er viel Verantwortung, steht bei Bereitschaftsdiensten auch nachts oder am Wochenende parat, falls es Probleme gibt. „Dann muss man plötzlich von Null auf Hundert funktionieren“, berichtet Schönig von vergangenen Einsätzen. Erst kürzlich sei er in das Neubaugebiet Berta-Benz-Straße gerufen worden, weil dort ein Keller bis unter die Decke geflutet gewesen war. Mithilfe der Feuerwehr habe er das Wasser aus dem Gebäude gepumpt.

Er weiß, was bei Rohrbrüchen in Plankstadt zu tun ist

Bei Rohrbrüchen im Straßenbereich — wie es vor Kurzem in der Jahnstraße auf Höhe des Festplatzes geschehen ist — muss es häufig schnell gehen. Je nach Lage müssen Straßen gesperrt, Anwohner informiert und natürlich das Wasser abgestellt werden. Mit einer Tiefbaufirma wird dann das Loch lokalisiert und schließlich repariert. „Zum Glück gibt es mittlerweile technische Geräte, mit denen bis auf einen halben Meter genau ausgemessen werden kann, an welcher Stelle das Rohr gebrochen ist“, erklärt der Wassermeister. So müsse man nicht unzählige Löcher graben und könne präziser arbeiten.

Zu seinen Aufgaben gehört aber nicht nur die Instandhaltung des über 60 Kilometer langen Trinkwassernetzes sondern auch die Planung bei Straßensanierungen oder Neubaugebieten. Darüber hinaus ist er für die Wasserzähler verantwortlich, die regelmäßig getauscht werden müssen.

„Früher hat der Dorfschmied die Wasserversorgung oft mit übernommen. Der Beruf des Wassermeisters kristallisierte sich erst später heraus“, erklärt Schönig. Angefangen hat er ursprünglich als Bauschlosser. Im April 1983 kam er schließlich zum Bauhof der Gemeinde Plankstadt. Als stellvertretender Vorarbeiter übernahm er häufig die Arbeiten des damaligen Wassermeisters, wenn die Stelle beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen vakant war. „Die Arbeit hat mir viel Spaß gemacht“, sagt der Plankstadter. Als sein Vorgänger sich in die Rente verabschiedete, bewarb er sich um den Posten — und wurde zum Januar 1992 als Wassermeister eingestellt.

Das Wassernetz

  • Seit 1981 ist die Gemeinde Plankstadt von der Eigenversorgung abgetrennt und bezieht ihr Trinkwasser aus Schwetzingen.
  • Grund für die Abschaltung waren chlorierte Kohlenwasserstoffe im Netz.
  • 2006 fanden Pumpproben in Plankstadt statt. Das Ergebnis zeigte, dass die Schadstoffe sich verflüchtigt hatten. Aus finanziellen Gründen entschied man sich jedoch dagegen, das Plankstadter Wasserwerk wieder in Betrieb zu nehmen.
  • Eine größere Verunreinigung hielt die Gemeinde 2016 unter Atem.
  • Im Sommer 2023 fing der Dachstuhl des alten Wasserwerks Feuer. Dank aufmerksamen Nachbarn und Landwirten konnten die Flammen schnell bekämpft werden.
  • Das Trinkwassernetz der Gemeinde Plankstadt ist über 60 Kilometer lang. Rund 3000 Haushalte sind daran angeschlossen.

Seltener Beruf wird in der Gemeinde Plankstadt ausgeübt

Wassermeister ist ein sehr seltener Beruf mit wenigen Ausbildungsplätzen. Die nächste Möglichkeit für Schönig, seinen Rohrnetzmeister zu absolvieren, war in Karlsruhe. So besuchte er dort ein Dreiviertel Jahr lang die Berufsschule und legte schließlich im Mai 1994 mit 33 Jahren die Meisterprüfung ab. „Während meiner Zeit in Karlsruhe habe ich viel gelernt. Die Ausbildung hat mir sehr viel Spaß gemacht, war aber auch intensiv“, erinnert sich der Gemeindemitarbeiter zurück. Er sei außerdem der einzige Teilnehmer mit Hauptschulabschluss gewesen.

Seitdem Schönig Wassermeister ist, hat sich das Ortsbild Plankstadts komplett verändert. Die bebaute Fläche sei gewachsen und damit standen auch Erweiterungen im Trinkwassernetz an. Damit einhergeht auch jeweils die Überprüfung der Wasserqualität und eine Desinfektion der neuen Leitungen. „Gemeinsam mit Laboren und Dienstleistungsunternehmen müssen wir sicherstellen, dass sie keimfrei sind“, erzählt Schönig. Inzwischen hat die Kommune rund 3000 Haushalte angeschlossen.

Besonders erinnert sich der Wassermeister an das Jahr 2016, als eine massive Verschmutzung im Trinkwasser festgestellt wurde. „So ein Ereignis schwebt ständig über einem Wassermeister wie ein Damoklesschwert“, sagt er. „Ich war damals der erste, der es erfahren hat. Da ging mein Puls direkt in die Höhe — es geht ja um die Gesundheit der Menschen.“ Das Ausmaß sei extrem gewesen. Die Quelle musste gesucht und das Wasser desinfiziert und gechlort werden. Die ganze Gemeindeverwaltung sei nur noch mit der Verschmutzung beschäftigt gewesen — Tag und Nacht. Glücklicherweise konnte die Ursache gefunden und das Problem behoben werden.

„Man muss jede Lage individuell beurteilen und situativ reagieren. Dabei hilft auf jeden Fall die Jahre lange Erfahrung“, erläutert Schönig. Dabei spiele auch der soziale Aspekt eine Rolle in seinem Beruf. Oft habe er mit Menschen in Ausnahmesituationen zu tun, wenn beispielsweise der Keller des Eigenheims komplett unter Wasser stehe. Da gelte es Ruhe zu bewahren.

Zum Juli dieses Jahres gibt die Gemeinde die Betriebsführung des Eigenbetriebs Gemeindewasserversorgung an die Stadtwerke Schwetzingen ab. Zwar bleibt Plankstadt Eigentümer des Trinkwassernetzes, wird aber kein eigenes Personal mehr beschäftigen. Damit endet auch für Franz Schönig eine Ära, der zum Ende dieses Jahres in Ruhestand geht.

Freie Autorin Frei Mitarbeiterin Print und Online

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke