Vernissage

Gaby Brüggemann zeigt „Im Dialog der Bilder“ in Plankstadt

Viele verschiedene Werke der Brühler Künstlerin sind im Rathaus zu sehen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 5. Dezember. Was dort zu sehen ist.

Von 
Rita Weis
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Gaby Brüggemann führt durch ihre Ausstellung © Rita Weis

Plankstadt. Als „farbstark, rhythmisch und zugleich durchdrungen von Tiefe und Nachdenklichkeit“ beschrieb die Künstlerin Monika Reimelt die Werke von Gaby Brüggemann. Reimelt hielt am Donnerstagabend die Laudatio zur Vernissage der neuen Ausstellung im Plankstädter Rathaus, die unter dem Titel „Dialog der Bilder“ eröffnet wurde.

Musikalisch umrahmte Gitarrist und Musikschullehrer Andreas Wendolsky den Abend mit feinen spanischen und lateinamerikanischen Kompositionen von Federico Mompou, Eduardo Sáinz de la Maza, einer Milonga von Jorge Cardoso sowie einer eigenen Improvisation. Mit dem Präludium aus der „Suite compostelana“ von Mompou – einer zarten, minimalistischen Komposition – stimmte er sensibel auf die Ausstellung ein.

Gaby Brüggemann in ihrem Atelier © Rita Weis

Anschließend begrüßte Gerhard Waldecker, stellvertretender Bürgermeister von Plankstadt, die zahlreichen Gäste. Er zeigte sich erfreut über die gelungene Präsentation und ermunterte die Besucher, die Ausstellung nicht nur einmal, sondern auch zu unterschiedlichen Tageszeiten zu besuchen, um die Wirkung der Bilder bei wechselnden Lichtverhältnissen zu erleben.

Ein genauer Blick auf die Werke von Gaby Brüggemann

Der erste Eindruck von Brüggemanns ästhetisch anspruchsvollen Gemälden offenbart ihre unbestechliche Farbsicherheit und ihr großes handwerkliches Können. Form, Farbe und Haptik verbinden sich zu ausdrucksstarken visuellen Gesamtkunstwerken. Ihre abstrakten Arbeiten verdichten die Bildaussage auf das Wesentliche. „Ich male, was mich bewegt – in politischen Diskussionen, in meiner Umwelt und in meiner Familie“, erklärt die in Mannheim geborene und in Brühl lebende Künstlerin.

Das Gemälde trägt den Titel „Wasser“, eine Mischtechnik auf Leinwand. © Rita Weis

„Gaby Brüggemanns Werke zeigen eine große Spannbreite – von geometrisch-abstrakten Kompositionen über expressive Naturdarstellungen bis hin zu kontrastreichen Schwarz-Weiß-Arbeiten mit minimalistischem Strich und klarer Aussage“, fasste Reimelt zusammen. Man sieht Landschaften, die sie mit Sprühtechnik auf Strukturmaterialen entstanden; so wurden Himmel, Land und Wasser fast schon erfühlbar.

Auf anderen Bildern wurde Wasser mit Spachteln blau „geformt“, wodurch reliefartige Oberflächen entstanden, in die wiederum andere Farben vorsichtig eingemischt wurden. „Alle Bilder sind mehrfach untermalt, haben mehrere Schichten, um so die Leuchtkraft besser hervorzuheben,“ erläuterte sie. Aber nicht nur Leuchtkraft, sondern auch die haptischen Oberflächen entstehen durch die Mehrschichtigkeit. Genau in dieser Haptik liegt eine der großen Stärken der Künstlerin.

Ausstellung in Plankstadt widmet sich sozialkritischen Themen

Glatte, reflektierende Oberflächen scheinen im Gegensatz dazu zu stehen. Sie sind jedoch nur ein Hinweis auf die Vielseitigkeit und Experimentierfreude der Künstlerin, die in letzter Zeit für ihre Arbeiten Epoxidharz verwendet, das „den Bildern eine fließende, teils mystische Tiefe verleiht“, so Laudatorin Reimelt. „Sie arbeitet mit einer fließenden Technik, die Bewegung sichtbar macht.“

Ein Teil der Ausstellung widmet sich sozialkritischen Themen. In dem Werk „Korridor der Hoffnung“ etwa sind Geflüchtete zu sehen, die aus dunkler Verzweiflung kommen – ihr Weg nach vorn wird heller, bleibt jedoch von blutroten Balken durchzogen, die den Widerstand der Gesellschaft symbolisieren. Weitere Bilder thematisieren Einsamkeit im Alter, Klimawandel und Umweltzerstörung. Ihre Bilder seien jedoch keine Anklage, sondern Impulse, ein Anstoß, sich mit der Natur, der Umwelt und dem Klima bewusst auseinanderzusetzen, erläuterte Laudatorin Reimelt.

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Die Quellen ihres Ideenreichtums und ihrer Lust am Experimentieren sind ihre Tätigkeit als Kunsterzieherin, die sich bei namhaften Künstlern stets weitergebildet hat, und Reisen in exotische Länder. Sie lebte mehrere Jahre auf Haiti, was ihr Gespür und ihren Mut für kräftigen Farben nachhaltig beeinflusste. Brüggemann setzt Farben bewusst symbolisch ein: Grün steht für Hoffnung, Rot für Liebe, Blau für Freiheit, Wasser und Luft, Pink für Stärke. Rosa, so erklärte sie bei der Ausstellungsführung, galt im 17. Jahrhundert als Farbe der Macht, verbunden mit Verstand und diplomatischem Geschick. „Und Bunt ist Freude am Leben“, sagt sie. In der Schwarz-Weiß-Serie „Schwarz braucht Weiß“ bringt Brüggemann mit minimalistischem Strich Helligkeit ins Dunkel – als Symbol der Hoffnung in schweren Zeiten.

Viele Besucher folgten ihrer Einladung zu einer persönlichen Führung durch die Ausstellung. Auch wenn sie dabei vieles erklärte, blieb das Wort von Karl Valentin, das Reimelt zitierte, treffend: „Der Künstler ist jemand, der Dinge zeigt, die jeder sieht – aber anders.“ Die Ausstellung „Dialog der Bilder“ ist noch bis 5. Dezember im Plankstädter Rathaus zu sehen.

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