Plankstadt. Die evangelische Kirchengemeinde hat im Jubiläumsjahr „1250 Jahre Plankstadt“ eine Gottesdienstreihe unter dem Motto „Wandern und Wandel“ ins Leben gerufen. Im Gottesdienst vom vergangenen Sonntagmorgen ging es um den Wandel der Sprache, insbesondere der Bibelsprache.
In ihrer Predigt nahm Pfarrerin Christiane Banse Bezug zum Kapitel 16 des Lukasevangeliums, in dem es um einen reichen Mann und den armen Lazarus geht. „Sie werden sich fragen, liebe Zuhörer*innen, was dieses Gleichnis mit Sprachveränderung in der Bibel zu tun hat? Die Antwort erfolgt am Ende der Predigt“, informierte sie. Zunächst machte sie darauf aufmerksam, dass sie beim Wort „Zuhörer*innen“ eine eigenartige Kunstpause eingelegt habe, die in der Fachsprache der Phonetik „Glottisschlag“ genannt wird. Diese Pause wird eingelegt, wenn ein Redner deutlich machen will, dass alle gemeint sind, Männer und Frauen und andersgeschlechtliche Personen. „Dass Sprache sich verändert“, sagte die Pfarrerin „das merken wir auch in unserem Alltag.“
Viele neue Wörter
Seit einigen Jahren gibt es schon den „Coffee to go“. Zunächst dachte sie, dass es sich um Kaffee aus dem westafrikanischen Staat Togo handelt und nicht um „Kaffee zum Mitnehmen“. Viele neue Wörter, insbesondere aus dem Englischen, finden Eingang in die Alltagssprache, manche verschwinden, andere wieder unterliegen einem Bedeutungswandel. Heute sagt man nicht mehr „Fräulein“ zu einer unverheirateten Frau und „reich“ bedeutete im Mittelalter nicht nur „reich an Gütern“, sondern auch an „Ansehen, Intelligenz, Wissen“.
Anschließend warf die Pfarrerin einen Blick auf das Gleichnis, das Thema der Lesung am ersten Sonntag nach Trinitatis war. Dass alle Reichen in die Hölle, die Armen in den Himmel kommen, wie uns das Gleichnis erzählt, „ist auch für Lukas nicht so einfach, der diese Botschaft für die Menschen am Rande der Gesellschaft schreibt“, wie die Pfarrerin ausführte. Lukas nimmt Menschen in den Blick, die in seiner Zeit nicht im Mittelpunkt standen: die Hirten, die in der Weihnachtsgeschichte eine große Rolle spielen, und auch die Frauen.
Am Ende macht er eher Mut, wenn er schreibt, dass einer der Übeltäter, der neben Jesus gekreuzigt wurde, diesen bittet, an ihn zu denken, wenn er in sein Reich kommt. Und Jesus versprach ihm, dass er heute noch mit ihm im Paradiese sein wird. Gott kam durch Sprache den Menschen nahe und Luther, der die Bibel ins Deutsche übersetzte, schaffte es, diese so zu übersetzen, dass sie schnelle Verbreitung fand. Für ihn war es wichtig, „dem Volk aufs Maul zu schauen“.
Walter Etzler liest vor
Schätzungen zufolge besaß bereits im Jahr 1533 jeder zehnte deutsche Haushalt eine Lutherbibel. Wegen der veralteten Sprache finden heute viele schwerer Zugang zur Bibel, so dass es eine Reihe von Neuübertragungen der Lutherbibel gibt. „Übersetzungen sind immer auch Deutungen“, so die Pfarrerin. Zudem zeigen sie auf, wie sehr sich auch die Bibelsprache im Laufe der Generationen geändert hat. Sogar ins Kurpfälzische wurde sie übertragen von der Wieslocher Pfarrerin Gesche Kruse.
Daraus las Walter Etzler, Gründungsmitglied des Heimat- und Kulturkreises, die Schöpfungsgeschichte vor. „Die Antwort auf die anfangs gestellte Frage liegt im Schluss der Geschichte, wenn Lukas Abraham sagen lässt, dass wir uns an Mose und Jesus orientieren sollen“, so Christiane Banse, „Orientierung, die Jesus so zusammenfasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Das ist der Maßstab, wie wir leben, aber auch, wie wir mit den Veränderungen in der Sprache umgehen sollen.“
Zur gesanglichen Mitgestaltung des Gottesdienstes war der MGV Sängerbund-Liedertafel eingeladen. Unter der Leitung des Dirigenten Walter Muth sang der bestens vorbereitete Männerchor berührend schön Franz Schuberts bekannte Vertonung von „Heilig, heilig, heilig“, das englische Lied „Lord, I want to be a Christian“ und einfühlsam harmonisch „Tebe Moem“ von Dimitri Bortnianski. Die Orgel spielte ebenfalls Walter Muth und die Gemeinde war fest eingebunden mit Liedern zum Lob Gottes, darunter „Geh aus mein Herz und suche Freud“ auf Kurpfälzisch.
Im Anschluss an den Gottesdienst hatten die Besucher die Möglichkeit, alte Dachziegel aus Naturschiefer zu erwerben, die bis in die 1950er Jahre das Kirchturmdach gedeckt haben. Davon wurde rege Gebrauch gemacht, „aber es sind noch Ziegel da“, informierte Christiane Banse auf Nachfrage, „am 26. Juni gibt es noch einmal die Möglichkeit, diese zu erwerben“.
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