Abend des 31. Oktober

Halloween to go in Plankstadt und Oftersheim: Das Gruseln hat viele Gesichter

Unsere Reporterin sieht am Abend des 31. Oktober die beiden Gemeinden in einem ganz anderen Licht – und sammelt tolle Eindrücke.

Von 
Sabine Zeuner
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Lädt Familie Kästel aus Plankstadt Gäste zu Halloween ein, kommen die ganz offensichtlich aus dem Reich der Toten. © Zeuner

Plankstadt/Oftersheim. Fantasie oder Wirklichkeit? Diese Frage stellte sich jeder unbescholtene Spaziergänger am Abend des 31. Oktober bei seinem Rundgang im früh hereingebrochenen Dunkel über Oftersheim und Plankstadt. Vorgärten und Hofeinfahrten schimmerten violett oder orangefarben, zogen magisch an mit Tönen, die aus der Unterwelt heraufzudringen schienen. Skurrile Gestalten saßen unbeweglich oder suspekt „lebendig“ dort herum, grinsten hämisch oder kicherten schaurig, sobald man an ihnen vorbeiging.

Ganz zu schweigen von Riesenspinnen, die Dächer und Hoftore umsponnen hatten, seltsame bleiche Hände, die armlos auf Körbe wiesen, aus denen glibberig klebriger Süßkram zum Zugreifen einlud. Dazwischen ein wahres Gewusel an Hexen, Sensenmännern und Fledermäusen, die mit Taschen und Körben ausgerüstet „Süßes, sonst gibt’s Saures“ riefen. Die ultimative Losung des Abends, die die Untoten im Zaum hielt und die Taschen füllte.

Halloween to go in Plankstadt und Oftersheim: Ein Hauch von Mexiko bei Kästels

Mit sehr viel Liebe zum Detail hatten sich in beiden Orten weit über 100 Haushalte für kleine und auch manchmal größere Sammler gerichtet. Lina und Emilia, beide 15 Jahre alt, tummelten sich als Todeselfen in Plankstadt und teilten mit: „Wir verkleiden uns total gerne, es macht richtig Spaß hier dabei zu sein, weil die Leute sich so vieles haben einfallen lassen und Süßigkeiten gehen immer.“ Kaum ausgesprochen, huschten die beiden weiter zu Kerstin Liebegall, die selbst zum Gruseln aussah. Unterm dicht gewebten Spinnennetz neben dem zum Erschauern hässlich ein Poltergeist winkte, verteilte die blutige weiß gekleidete Frau mit den tiefgeränderten Augen an alle, die sich trauten, kleine Päckchen. Kein Wunder, dass hier die Handys für viele Erinnerungsfotos gezückt wurden. „Es waren schon über 100 Leute hier“, berichtete ein mexikanisch gekleideter Peter Kästel, dessen extrem blasses Gesicht Todesspuren aufwies: „Die hat mir meine Tochter Tessa geschminkt“, verriet er lachend. Die Vierjährige hatte aus dem Vollen geschöpft, wie auch ihre Schwester Jule (7), die mit Papa drei Tage lang aus dem Familienheim ein Paradies zum Fürchten gemacht hatte. Der Vorgarten ließ deshalb auch keinen Gruselwunsch übrig: Gespenstig wirkte das klapperdürre Skeletttrio auf der Bank, das sich köstlich zu unterhalten schien, daneben glaubte man das Wiehern eines unheimlichen Einhorns zu hören.

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"Halloween to go" in Oftersheim

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Über allem wehten im leisen Windhauch Papiergirlanden, die Kästel aus Mexiko hatte kommen lassen. Er habe überall nach Objekten gesucht und eigentlich wenig direkt aus dem Internet bestellt, so Kästel, dass vieles direkt im Handel zu bekommen sei.

Im Hof bei Nadine Ulrich, die als jugendliche 142-Jährige mit Grinselächeln eine Schüssel mit schokoladigen und fruchtigen Süßigkeiten allen Besuchern entgegenstreckte, schwang Manuel Kling die Grillzange. In der Hofeinfahrt hatten sich Freunde niedergelassen, die zum Horrorszenario der Untoten gemütlich bei Salat und Grillgut feierten. Sechs Mädels im Hexen-, Fledermaus- und Untotenlook hatten diebische Freude am gesamten Horror mit brodelnden Hexenkesseln voller Geschenke: „Wir kriegen ganz viel Süßes und können uns schon im Herbst verkleiden, als wäre Fasnacht“, brachten sie den Spaßfaktor auf den Punkt.

Halloween-Fest

"Halloween to go" in Plankstadt

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Halloween to go in Plankstadt und Oftersheim: Hexenüberfall auf Pascal Seidel

Hexen haben in diesen Stunden Hochkonjunktur, was die Ofdascha Hardtwaldhexen rund um Katharina Seufert weidlich für einen ganz ernst gemeinten Schabernack mit ihrem neuen Bürgermeister Pascal Seidel nutzten: An dessen letztem Tag als „nur“ Bürger Oftersheims statten sie ihm einen konfettilastigen Besuch ab. „Eingeseift“ mit den farbigen Papierpunkten von oben bis unten trug Seidel den Überfall mit Fassung und auch, dass er lediglich zehn Tage wirklich Bürgermeister sein dürfe, wie die Hexen betonten. Am 11.11. übernimmt die Narretei das Rathauszepter bis zum Aschermittwoch. Mit Reim und Trunk besiegelten die Hexen ihre Begrüßungsaktion am Vorabend des offiziellen Amtsbeginns für Seidel (weiterer Bericht auf Seite 11).

Mitten in Stroboskoplicht und Kunstnebel teilte Uwe Schad glitschige Gummispinnen an mutige Monster aus und bei Familie Schäfer-Baatz staunten die Gäste nicht schlecht über technische Gruseleffekte. Zum Erlebnis beim Böse-Geister-Vertreibungsabend steuerten sie Lichtprojektionen bei und eine Töne produzierende Klapperkiste, die im Nebel des Grauens blitzte und schepperte, dass es einem Gänsehautschauer über den Rücken trieb.

Marie, Anna und Cansu nahmen ihren Mut zusammen und griffen beherzt unterhalb der blutenden eiskalten Hand in einen gut gefüllten Korb, angelten dort Süßes heraus, um mit flotten Schritten dem gastlich ungastlichen Gruselort zu entfliehen.

Ordentlich Spuk gab es in beiden Orten, der Jung und Alt Freude bereitete. Wer am Dienstag eine Runde durch beide Ortschaften drehte, sah nur noch an wenigen Häusern Dekorationen, etwa bei Peter Kästel, denn der „Día de los muertos“ wird bis einschließlich Allerseelen am 2. November gefeiert. Halloween in der südlichen Kurpfalz ist angekommen und da mit einer beinahe real wirkenden Fantasiewelt, die hoffentlich im nächsten Jahr wieder schaurig-schöne Horrorblüten treibt.

Freie Autorin freie Mitarbeiterin

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