Rathaus - Patrick Wiedemann ist zuständig für Hochzeiten, Geburten und Todesfälle / Neues Trauzimmer in Zusammenarbeit mit Heimat- und Kulturkreis entstanden

Heiraten in historischem Ambiente

Von 
Sabine Zeuner
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PLANKSTADT. "Trau dich in Plankstadt", wer sich das sagt und den schönsten Tag im Leben - den Hochzeitstag - in schicker oder romantischer Atmosphäre begehen will, der ist bei Patrick Wiedemann im Rathaus willkommen. Der 30 Jahre alte Oftersheimer ist seit drei Jahren zuständig "fürs Verheiraten, für Geburts- und Todesfälle, Namensänderungen, einfach für alles rund um Personenstandsangelegenheiten", erklärt er.

Viel Papierkrieg? "Bei Paaren, die beide Deutsche sind, ist es einfacher, weil viele Unterlagen gebraucht werden, die in der Beschaffung im Ausland oft länger brauchen", lässt Wiedemann wissen. Denn es gibt die Aufgebotsfrist von sechs Monaten nach der Beantragung der Eheschließung, "klappt es in dieser Zeit nicht mit der Heirat, beginnt das Prozedere von vorn." Dass das neben vielen digitalen Akten auch den persönlichen Kontakt mit den Menschen mit sich bringt, freut den offenen und herzlichen Standesbeamten sehr - sein vorheriger Wirkungsbereich war das Bauamt, etwas trockener, kaum Publikumskontakt, "aber auch nicht ohne Reiz", unterstreicht Wiedemann.

Wie wurde aus dem Bauamtsmitarbeiter ein Standesbeamter? Wiedemann lacht: "Innerhalb von zwei Wochen Intensivschulung an der Akademie für Personenstandswesen in Bad Salzschlirf." Dort war übrigens auch Bürgermeister Nils Drescher, der darf wie Hauptamtsleiter Michael Thate auch Verheiraten und als Traustandesbeamter Wiedemann vertreten, wenn dieser einmal nicht da ist, wegen Urlaub oder Krankheit.

Saubere Handschrift

Im Nebenzimmer zum Standesamtsbüro finden sich die "Schätzchen" seines Amtes: die Personenstandsregister-Bücher ab 1870/1871. Die nimmt er gerne mal in die Hand, blättert darin, entdeckt "die saubere handschriftliche Aufzeichnungsarbeit", vertieft sich in die Kurrentschrift mit den schön geschwungenen Anfangsbuchstaben, das akkurate Schriftbild. "Es ist faszinierend, in diese Unterlagen einzutauchen, Bücher in der Hand zu halten, so wie es der Kollege damals getan hat", meint er. Fast andächtig muten die respektvolle Haltung und die Vorsicht an, die Wiedemann walten lässt, wenn er die leder- und leinengebundenen Bücher anfasst.

Zurück zu den Wurzeln der Familie führt ihn auch eine Recherche seines eigenen Stammbaums, den er bis ins 18 Jahrhundert zurückverfolgen konnte: "Allein die Tatsache, etwas über seine Familie zu erfahren, die speziell bei mir aus einem ganz anderen Umfeld kam, begeistert mich." Schicksale entdeckt er bei der privaten Suche und erlebt sie manchmal, wenn es um Sterbefälle geht, und die Hinterbliebenen bei ihm im Büro sitzen. "Sehr oft kontaktieren mich jedoch die Bestattungsunternehmen, die den Hinterbliebenen diese Wege abnehmen", schildert der Standesbeamte. Wir stehen beim Gespräch noch vor den historischen Büchern.

In den benachbarten Regalen werden die Personalakten der Verwaltung einziehen, der Aufgabenbereich, der nach der Verwaltungsumstrukturierung dem Standesamt und der Friedhofsverwaltung zugeschlagen werden. Ein weiterer Aufgabenbereich, auf den sich Patrick Wiedemann freut, der beruflich die unterschiedlichen Ansprüche bevorzugt.

Privat ist Wiedemann lange Zeit mit seiner Partnerin zusammen, treibt gerne Sport - "Ausgleich", sagt er. Wo konkret kann man jetzt den "Bund fürs Leben" schließen? "Hier im Rathaus gibt es ein Trauzimmer, aber das wird auch als Sitzungszimmer benutzt", so der Beamte. Es muss immer umgebaut werden, um ein wenig Atmosphäre in den holzverkleideten Raum zu bringen. Nach einer Brandschutzbegehung durfte das eigentliche Trauzimmer unterm Dach des Gebäudes nicht mehr genutzt werden, eine Alternative wurde gebraucht.

Rund 30 Eheschließungen im Jahr

Wie viele Hochzeiten gibt es in Plankstadt im Jahr? "Im Durchschnitt 30 bis 35 Eheschließungen", skizziert Wiedemann den Stand seit etwa 2005. Klasse kommt da die Idee vom Bürgermeister, der vorschlug, mit dem Heimat-und Kulturkreis in Kontakt zu treten. Gesagt - getan. In Zusammenarbeit mit den Heimat- und Kulturforschern und -bewahrern ist eine neue Location entstanden. Romantik satt und Ambiente pur bietet der Raum mit Buntsandsteinwand, Klavier und Mitgift-Truhe.

50 Gäste können miterleben, wie das Paar und der Standesbeamte an einem Tisch und auf Stühlen Platz nehmen, die Geschichten erzählen können. Im Blick hat das künftige Ehepaar die historische Wäschetruhe, angefüllt mit feiner Leinenwäsche, Brautschleier und Zylinder für den Bräutigam. Ist die Trauung vollzogen, kann, nach vorheriger Anmeldung, das Museum besucht werden. So gibt es im Hof mit altem Steinpflaster, dem Blick auf das Scheunentor sowie einem Sandsteinbrunnen auch Raum für einen kleinen Empfang, für Fotos und mehr. "Bei schlechtem Wetter ist das auch drinnen möglich", erläutert Wiedemann den Service. Beim Gang durch die Räume sagt er: "Ich mache meinen Job einfach gerne."

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