Plankstadt. Es sind nur ein paar selbst gebastelte Spiele, die die Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Bewohnern des Caritas-Altenzentrums Sancta Maria in Plankstadt überreichten. Aber frei nach dem griechischen Philosophen Aristoteles (384 vor Christus bis 322 vor Christus) gilt hier: Das Ganze ist weit mehr als seine Teile.
Für die mit dem Gesetz in Konflikt geratenen jungen Leute ist dieses Projekt ein nicht unwichtiges Hinweisschild auf dem Weg in eine gelingende Zukunft. Eine, die weniger mit Polizei und Justiz zu tun hat, dafür mehr mit dem Erreichen persönlicher Ziele, die wiederum, wenn man mit den jungen Menschen spricht, nicht einen Moment kriminalitätsorientiert sind.
Soziales Engagement als Wegweiser für junge Menschen
Die einzige Frau in der Gruppe, 19 Jahre alt, sagt uns, dass das schon eine eindrückliche Erfahrung gewesen sei. Und das habe sie nicht erwartet. Auf die vier Samstage, immer von 9 bis 15 Uhr, plus der Übergabe, hätten sie und die anderen sieben Beteiligten nicht so wirklich Lust gehabt.
Aber der Tenor in der Gruppe habe sich schnell geändert. Mit den eigenen Händen etwas zu schaffen, dabei miteinander übers Leben zu reden und dann das gemeinsame Spiel mit den älteren Leuten, das mache was mit einem. So richtig klug sei es wohl nicht, Mist zu machen. Worte, die der Bereichsleiter des Internationalen Bundes (IB) Nordbaden, Holger Zuber, der Werkstattanleiter des IB, Torsten Seitner, Andre Trink von Ikarus Rhein-Neckar und der Vertreterin des Jugendamtes, Petra Müller-Roth, wie aus dem Bilderbuch der Resozialisierung erscheinen müssen.
Bevor die jungen Leute sich mit den Senioren an den Tisch setzten, erläuterte Zuber kurz das Projekt. Im Grunde gehe es darum, junge Menschen, die etwas angestellt haben, dazu zu animieren, für andere etwas Gutes zu tun. „Etwas angestellt zu haben“ steht übrigens für Diebstähle, Gewalt und kleinere Drogendelikte.
Handwerk und Gespräche als Medium zur Selbstreflexion
Um diese Verhaltensweisen für sich selbst zu analysieren, würden sie sich an vier Samstagen sechs Stunden zusammensetzen und diese Spiele mit eigenen Händen herstellen. Ein wichtiger Effekt: Dabei kämen sie ins Gespräch – miteinander und mit Pädagogen. Und das, so Seitner, „eher nebenbei“. Das Basteln sei eine Art Medium, das Raum schaffe, sich mit sich, dem persönlichen Werdegang und dem eigenen Platz in der Gesellschaft zu beschäftigen. Wenn es dann gut läuft, erlernen die Betroffenen ein paar Strategien, um der einen oder anderen Schwierigkeit besser ausweichen zu können oder, so Trink, „auch ganz anders mit ihr umzugehen“. Im Grunde simpel, aber auch wirkmächtig. Müller-Roth ist sich sicher, dass es etwas mit den jungen Menschen macht, wenn sie erleben, dass sich andere Menschen über ihr Tun freuten.
Die Freude am gemeinsamen Erlebnis verbindet Generationen
Und das mit der Freude war nicht zu übersehen. Heimleiterin Martha Trautwein strahlte genau wie die ihr anvertrauten Senioren übers ganze Gesicht. Nach den kurzen Erläuterungen fanden sich die Jungen mit den Älteren in Sekunden ins Spiel vertieft. Kurze Gespräche mit uns schienen fast zu stören. Edith Rauch, 94 und früher selbst Lehrerin, zeigte sich begeistert. Erstens mache es Spaß, zweitens sei es eine Abwechslung und drittens helfe es den jungen Menschen. Sie bräuchten das Gefühl, in ihrem Tun gesehen und ernst genommen zu werden. Und dieses Gefühl verschaffe ihnen die Möglichkeit sich aus dem Gefühl der Sicherheit heraus zu orientieren.
Man könnte sagen, neue Wege erfordern Mut und Mut erfordere eine Art sichere Basis, die sich genau aus diesem Gefühl, ernst genommen zu werden, oder anders formuliert, einen Unterschied zum Besseren hin zu machen, speist. Ein Plus-Summen-Spiel, denn am Ende haben alle mehr. Oder wie es Trautwein sagte: „Das ist schlicht ein tolles und faszinierendes Projekt.“
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