Plankstadt. Ob am Strand, im Garten oder mit einem kühlen Getränk auf dem Balkon: Im Sommer darf die richtige Lektüre nicht fehlen, um in neue Welten einzutauchen und die Seele baumeln zu lassen. Nur ist die Wahl der richtigen Lektüre manchmal gar nicht so einfach. Wir haben drei Expertinnen gefragt, die sich beruflich mit Lesestoff beschäftigen. Claudia Verclas, Gabi Tagscherer und Tamara Böhm arbeiten in der Gemeindebücherei Plankstadt und haben uns ihre Lieblingsbücher für die Sommermonate verraten - und was ihnen so besonders an den jeweiligen Werken gefallen hat.
Buchtipp 1: „Unter uns das Meer“ von Amity Gaige
Bei dem Roman handelt es sich um eine Empfehlung von Büchereimitarbeiterin Tamara Böhm. Das Buch ist ab 16 Jahren geeignet.
Tamara Böhm: Die Havarie einer Ehe, ein Segeltörn in der Karibik. Mit großem erzählerischem Geschick entfaltet Amity Gaige ein nautisches und menschliches Drama. Juliet arbeitet an ihrer Dissertation und lebt mit den beiden Kindern und ihrem Mann Michael ein Vorstadtleben. Michael gelingt es, sie für seinen großen Traum zu begeistern: ein Jahr auf hoher See auf einer Segelyacht zu verbringen. Atemlos steuern wir mit der vierköpfigen Familie in der Karibik dem dramatischen Finale entgegen. Juliet und Michael haben sich auseinandergelebt: Seit der Geburt der Kinder hat Juliet ihre beruflichen Ambitionen begraben und leidet an depressiven Schüben, während Michael nur für den Job schuftet, kaum Zeit mit den Kindern verbringt und jetzt, mit Anfang 40, mehr und mehr den Drang verspürt, endlich seine Träume auszuleben. Daher fasst er, um seine Ehe zu kitten, einen ungewöhnlichen Plan: Er will, obwohl er kaum Segelerfahrung hat, eine Yacht kaufen und mit seiner Familie ein Jahr auf See verbringen. Nur sehr widerstrebend willigt Juliet ein und die Familie verlebt einige harmonische und glückliche Wochen in der paradiesischen Inselwelt der Karibik, bis der Törn unverhofft ein katastrophales Ende findet. Gaige erzählt rückblickend aus Juliets reflektierender Perspektive, der sie jeweils Michaels Sicht der Dinge in Form von eher sachlich-knappen Logbucheinträgen gegenüberstellt, wobei die fein nuancierten Darstellungen der Spannungen innerhalb des Paares ebenso fesseln wie die packenden Seglerszenen und die farbigen Naturschilderungen.
Amity Gaige, Unter uns das Meer, Roman, 381 Seiten, Eichborn, 2020, ISBN 978-3-8479-0051-1
Buchtipp 2: „Vaterländer“ von Sabin Tambrea
Das im vergangenen Jahr erschienene Werk ist eine Empfehlung von Gabi Tagscherer, stellvertretende Büchereileiterin in Plankstadt.
Gabi Tagscherer: Der bekannte Schauspieler mit rumänischen Wurzeln erzählt sehr einfühlsam und auch aus der Sicht seines jüngeren Ichs die eigene, tragisch-mutige Familiengeschichte. Ohne Pathos, ohne Verbitterung. Eine zärtliche Liebesgeschichte. Die seiner Eltern und die seiner entwurzelten, von Diktatur und Unrecht gebeutelten Familie. Sie halten gegen alle Stürme zusammen. Sabins Vater, ein Berufsmusiker, flieht auf einer Konzertreise vor dem Ceausescu-Regime nach Deutschland. Sabin, seine ältere Schwester Alina und Mutter Rodica dürfen erst zwei Jahre später folgen. Unterdrückung, Widerstand, Liebe, Verzicht und hoffnungsvoller Neuanfang – alles vereint und brillant geschrieben. Unbedingt lesen!
Sabin Tambrea, Vaterländer, Roman, 368 Seiten, Gutkind Verlag, 2024, ISBN 978-3-989-41000-8
Buchtipp 3: „Für Polina“ von Takis Würger
Für Claudia Verclas, Büchereileiterin, ist der Roman von Takis Würger ein Muss für die Sommer-Schmökerliste.
Claudia Verclas : Der aktuelle Roman von Takis Würger, Jahrgang 1985, steht vollkommen zu Recht auf der aktuellen Spiegel-Bestsellerliste. Die Erzählung beginnt mit Franzi Prager, die als junge Frau in den Sommerferien vor ihrem Abitur die Sommerferien in Italien verbringt. Ihr Leben verläuft danach vollkommen anders als sie sich das mit knapp 20 Jahren vorgestellt hat. Doch aus diesem Sommer entsteht Hannes, für den sie sich entscheidet, und den sie unter sehr ungewöhnlichen Bedingungen großzieht, gemeinsam mit ihrer Freundin Günes und deren Tochter Polina. Hannes und Polina werden zusammen groß, ihre Wege trennen und kreuzen sich immer wieder. Bis Hannes schließlich die Musik und das Klavierspiel für sich entdeckt und eine Melodie für Polina komponiert, um ihr damit seine Liebe zu zeigen. Doch das Schicksal meint es ganz anders. Der Weg ins Erwachsenenleben trennt die beiden, und Hannes hört abrupt mit dem Klavierspielen auf. Stattdessen heuert er bei Transporte Forte an und trägt fortan Klaviere und Flügel in Villen und Konzertsäle, anstatt selbst darauf zu spielen. Als seine Leere immer größer zu werden scheint, zieht Hannes doch noch die Reißleine und beginnt wieder damit, was er am besten kann, nämlich Klavierspielen. Sein Ziel ist, Polina wiederzufinden. Ob dies gelingt, bleibt bis zum Ende offen. Mein Fazit: Takis Würger ist ein großartiger Geschichtenerzähler.
Takis Würger, Für Polina, Roman, 293 Seiten, Diogenes Verlag, 2025, ISBN 978-3-257-07335-5
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