Sommerinterview (Teil 4) - Die Grüne Liste wünscht sich eine Ausweitung der Linie 713 bis in den Pfaffengrund / Blockheizkraftwerk oder Solarpanels an der Mehrzweckhalle

ÖPNV stellt sie noch nicht zufrieden

Von 
Saskia Grössl
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Plankstadt. Dass es in der Gemeinde Stillstand gibt, lässt sich derzeit nicht behaupten. An allen Enden stehen Projekte auf dem Programm. Was ist den Gemeinderatsfraktionen dabei wichtig? Das haben wir alle Parteien vor der ersten Gemeinderatssitzung nach der Sommerpause am Montag, 23. September, gefragt. Auch die Grüne Liste Plankstadt (GLP) hat sich unseren Fragen in der Sommerinterviewreihe gestellt. Bernd Schmid-Auffarth als Vorsitzender des Ortsverbands und Thomas Burger als Fraktionssprecher haben einige Antworten parat.

Die Mehrheitsverteilung im Gemeinderat hat sich mit der Kommunalwahl geändert. Wie gehen Sie damit um? Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?

GLP: Veränderungen bieten auch immer neue Möglichkeiten. In der Vergangenheit konnten wir mit zwei Sitzen im Rat wenig ausrichten, weil es nicht die Möglichkeit gab, eine Mehrheit mit einer anderen Fraktion zu erreichen. Nun sieht es besser aus: Mit den möglichen neuen Mehrheiten im Rat möchten wir unsere Themen weiter voranbringen: soziale Gerechtigkeit, ökologische Entwicklung, Ortskernentwicklung, neue Ausrichtung bei Finanzen und mehr Nachhaltigkeit beim Ressourcenverbrauch in Plankstadt und das alles mit Vernunft und Verstand.

Was sind Ihre Ziele für die gerade begonnene Legislaturperiode?

GLP: Die großen Themen sind für uns: Stärkung und Ausbau des ÖPNV, Radwegkonzepte in Plankstadt und – in Abstimmung mit den Nachbargemeinden – auch im Umland, bessere Jugendbeteiligung, ökologische soziale Entwicklung Plankstadts, neue Ausrichtung in der Haushaltspolitik und bei Bau und Finanzen.

Viele Dinge sind in der Gemeinde bereits am Laufen: Rathausneubau, Dienstleistungsgebäude auf dem Adlerareal, die beiden Neubaugebiete Antoniusquartier und Kantstraße Nord, um nur einige zu nennen. Welche Projekte und Vorhaben sind aus Ihrer Sicht als Nächstes dran?

GLP: In naher Zukunft steht die Investorenauswahl für das Antoniusquartier und die Art der Bebauung an. Wir setzen uns hier für sozialen Wohnungsbau und Wohnungen mit erschwinglichen Mieten ein. Außerdem ist es sinnvoll, hier auch barrierefreie Wohnungen für Menschen mit Handicap und Senioren zu bauen. Wichtig für die Entwicklung der Gemeinde ist die Unterstützung der Vereine. Das bedeutet, dass wir die Erweiterung und die Sanierung der Mehrzweckhalle angehen müssen. Die Vereinsrichtlinien müssen angepasst werden, damit auch Bestandsgebäude unterstützt werden können. Für die Sport- und Tanzvereine und andere Vereine müssen neue Gebäude erstellt oder saniert werden, das geht wohl auch nicht ohne Unterstützung durch die Gemeinde. Die Entwicklung im Ortskern muss gefördert werden und der Flächenverbrauch minimiert werden.

Wo sehen Sie in Plankstadt den meisten Verbesserungsbedarf?

GLP: Gerade im alten Ortskern möchten wir die Entwicklung verbessern und den bestehenden Einzelhandel stützen und fördern und auch wieder ansiedeln. Die Vereine verdienen Unterstützung durch die Gemeinde. Wir wünschen uns aber klare Zielvorstellungen und Konzepte. Alle Vorhaben sollten unter der Prämisse von ökologischer und sozialer Weiterentwicklung stehen. Des Weiteren möchten wir Verkehrsprobleme mit Raserei und Gehwegparkern reduzieren und sanktionieren, ÖPNV-Anbindungen verbessern und zuverlässiger machen, beispielsweise eine Buslinie Schwetzingen – Plankstadt – Eppelheim einmal die Stunde bis zum S-Bahnhof Pfaffengrund/Wieblingen fahren lassen. Dort besteht Anschluss an den Taktverkehr (Stundentakt) in fast alle Richtungen. Außerdem möchten wir eine Anbindung des Gewerbegebiets an den ÖPNV, Plankstadt fahrrad- und fußgängerfreundlicher gestalten, die Schaffung einer attraktiven Ortsmitte mit Verkehrsberuhigung, ökologisches Bauen fördern und mehr Grün in Gärten, Straßen und an Fassaden.

Und wo ist die Gemeinde aus Ihrer Sicht gut aufgestellt?

GLP: Im Bereich Kinderbetreuung stehen wir recht gut da, auch wird sehr viel für die Senioren unternommen. Die Kulturangebote sind für einen Ort wie Plankstadt herausragend. Auch die Bebauung Adler und die Ansiedlung von Ärzten, Ergotherapie und Wohngemeinschaft für Senioren bedeutet eine wichtige Aufwertung der Ortsmitte.

Was als größeres Projekt ansteht und wo noch einiges zu entscheiden ist, das ist die Sanierung und der Anbau an die Mehrzweckhalle. Was ist für Sie dabei wichtig?

GLP: Die Mehrzweckhalle wird ein weiteres Großprojekt für Plankstadt. Dabei ist es wichtig, dass wir den Nutzen und den Zweck nicht aus den Augen verlieren. Die Mehrzweckhalle ist für die Bürger und Bürgerinnen und die Vereine gedacht. Ein wichtiger Punkt ist, dass die Herstellungskosten und anschließend die laufenden Kosten die Gemeinde nicht überfordern. Hervorragend wäre es, wenn der Heiz- und Energiebedarf durch entsprechende nachhaltige Anlagen laufend abgedeckt werden würde, also beispielsweise durch ein Blockheizkraftwerk oder Solarpanels.

Klimaschutz ist derzeit in aller Munde. Welches Potenzial sehen Sie dahingehend in Plankstadt?

GLP: Die Verwaltung ist beim Klimaschutz schon sehr motiviert, es fehlt aber noch die letzte Konsequenz. Das liegt aber auch an der Zusammensetzung des vorigen Gemeinderats. Wir hoffen, dass durch die neue Zusammenstellung und Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat diese Themen deutlicher angegangen werden. Beispiele hierfür sind: Dachbegrünungen, die nachhaltige Verwendung von Energie und Rohstoffen, der Ausbau der Radwege inklusive Nextbike, sichere Radwege nach Wieblingen und im Umland, Grünflächen in Blumenwiesen umwandeln, die ökologische Kooperation mit den Landwirten verbessern, Pachtflächen auch unter ökologischen Gesichtspunkten vergeben, Patenschaften für Bäume und Freiflächen zum Gießen und Pflegen anregen.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Haushalts der Gemeinde? Ist diese für Sie tragbar?

GLP: Unser Haushalt steht nicht schlecht da, die Gemeinde erwirtschaftet regelmäßig Überschüsse am Jahresende. Durch den langjährigen Investitionsstau haben wir in Plankstadt große Projekte vor uns: Rathausanbau, Renovierung der Mehrzweckhalle, Sanierung des Schwimmbads, Unterstützung der Vereine und vieles mehr. Diese Investitionen werden in der Zukunft unsere Rücklage aufbrauchen. Generell möchten wir, dass Plankstadt sich neu ausrichtet, was den Landverbrauch und die Zukunftssicherung angeht. Aktuell werden Großprojekte mit Neubaugebieten oder Landverkauf gegenfinanziert. Hier muss ein Umdenken stattfinden. Wir schlagen vor, nachhaltiger zu wirtschaften und langfristig für die Gemeinde Erlöse und Einnahmen zu schaffen. Wie das geht, ist aktuell einfach zu erklären: Plankstadt muss selbst Teil der Wertschöpfung werden und Gelände und Häuser selbst erstellen und vermieten und Erbpachtgrundstücke vergeben, damit die Rolle eines Investors beziehungsweise Bauträgers übernehmen und somit langfristig Werte schaffen und Einnahmen kreieren. Dass das nicht ohne Schulden geht, ist selbstverständlich. Kapital ist heute leicht verfügbar und bei Immobilien sind Kredite durch entsprechende Gegenwerte gedeckt. Die erwirtschafteten Überschüsse sollen der Gemeinde langfristig Einnahmen sichern und Schulden tilgen. Zur Klarstellung: Wir sprechen hier auch von freiem Wohnungsbau mit hochwertigen und teuren Immobilien und entsprechenden Mieten und nicht nur von sozialem Wohnungsbau.

2021 gibt es in Plankstadt die große 1250-Jahr-Feier. Was würden Sie der Gemeinde zum Jubiläum wünschen?

GLP: Die Verwaltung plant bisher das Jubiläum sehr gut. Die Fraktionen und die Vereine sind sehr eng eingebunden. Daher sind wir aktuell auch sehr zufrieden mit der bisherigen Entwicklung. Wir sollten aber beachten und versuchen, die Vereine und Gruppen als Ganzes noch mehr zu integrieren und so ein „gemeinsames“ Jubiläum zu feiern und zum Beispiel einen tollen Festzug mit entsprechenden Motiven und Themen zu initiieren. Oftersheim hat das super gemacht und eine Gemeinde wie Sandhausen veranstaltet jährlich einen Kerwe-Umzug, bei entsprechenden Jubiläen sogar noch mehr. In diesem Sinn soll das Jubiläum der Gemeinde ein gemeinsames Fest für alle werden. Weitere Aktionen sollten darüber hinaus noch folgen. Für das Jubiläumsjahr hat die GLP beispielsweise vorgeschlagen, 125 neue Bäume zu pflanzen, und wird sich bei diesem Projekt auch einbringen. Etwas plakativ unsere Zusammenfassung: Sinnvolle und gute Traditionen bewahren – den notwendigen Aufbruch wagen und nachhaltige Neuerungen unterstützen. Wir wünschen uns, dass Plankstadt diese persönliche Note behält, sich aber öffnet für Änderungen wie für neue Mitbürger und Mitbürgerinnen, neue Techniken und neue Ideen.

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