Vogelpark

Plankstadt: Aus dem Tierschutz in den Vogelpark

Viele Vögel kommen aus schlechter Haltung oder als Fundtiere aus dem Tierschutz und finden in Plankstadt ein neues Zuhause.

Von 
Catharina Zelt
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Julia Beisel (links) und Sonja-Kristin Ulrich helfen immer samstags beim Vogelpark. Und es werden noch mehr Freiwillige gesucht. © Ulrich

Plankstadt. Edelpapagei „Rocco“ schaut sich neugierig um. Wenn Franz Fackel die Voliere im Vogelpark betritt, dann herrscht ein buntes Treiben. Sie setzen sich auf seine Schulter und fordern Streicheleinheiten ein. „Die Edelpapageien hängen immer an ihm“, sagt Sven Berlinghof, Vorsitzender des Kanarien-, Exoten- und Vogelschutzvereins 1961, und lacht.

Dass es „Rocco“ und seinen Mitbewohnern so gut geht, war nicht immer so. Im Gegenteil: Immer mehr Tiere kommen aus dem Tierschutz zum Plankstadter Vogelpark. Sie kommen dabei aus ganz Deutschland – aus Tierheimen oder von der Federnhilfe. Dorthin kommen die Vögel entweder als Fundtiere oder weil sie aus schlechter Haltung übernommen und beispielsweise vom Veterinäramt beschlagnahmt werden. Zum Teil sind sie zerrupft oder haben Störungen entwickelt, gegen die auch die Ehrenamtlichen im Vogelpark nichts mehr unternehmen können. „Oft haben die Tiere auch Schnabelfehlstellungen“, erklärt Berlinghof. Regelmäßige Besuche beim Tierarzt gehören da ebenso dazu, wie Pflege und Fürsorge der Vereinsmitglieder.

Künstlerin Alexandra Ulrich mit Gans „Günther“ und dem Vereinsvorsitzenden Sven Berlinghof. © Ulrich

In der Mitte der Anlage schreitet ein großer weißer Schwan grazil im Ententeich umher. Er kommt von der Schwanenstation an der Mosel und fühlt sich in der Kurpfalz pudelwohl. Genau wie die Enten könnte er jederzeit weiterziehen, bleibt aber gerne hier. In seiner Nähe ruht sich eine Kanadagans aus – ebenfalls ein Fundtier, das als verlassenes Küken von einem Angler entdeckt worden ist. „Über einige Ecken ist sie schließlich hier gelandet“, berichtet Berlinghof. „Es gibt die kuriosesten Geschichten“, weiß er. Aber sie alle haben eines gemeinsam: ein „Happy End“ im Vogelpark. Einige Tiere bekommen hier ihr Gnadenbrot – auch Kakadu „Jogi“ ist mittlerweile im Rentenalter.

Die größte „Rettungsaktion“ des Vogelparks war in der Nähe von Heilbronn. Rund 80 Vögel verschiedenster Arten sind damals gleichzeitig über die Federnhilfe von den Plankstadter Helfern abgeholt worden. Der Verein vermittelte die Tiere dann teilweise in gute Hände weiter, denn der Platz im Park ist begrenzt. „Leider mussten wir auch schon Vögel ablehnen, weil es einfach zu viele Anfragen gibt“, bedauert der Vorsitzende.

Vogelpark in Plankstadt: Storch „Martin“ hat sich eingelebt

Mit der Polizei arbeitet der Verein eng zusammen. Zwölf Enten, die auf der Bundesstraße unterwegs waren, haben die Beamten beispielsweise in den Park gebracht. Ein anderes Mal fand die Polizei einen Nymphensittich in einer verlassenen Wohnung und verständigte den Vogelpark. Storch „Martin“ hat sich ebenfalls bei den Enten gut eingelebt. Gegenüber des Kindergartens St. Martin hatte ein Storchenpaar sein Nest gebaut. Einer der Jungvögel fiel aus dem Nest und verletzte sich dabei den Flügel. Die Kinder sammelten Spenden für „ihren“ Storch, den sie „Martin“ tauften. Mittlerweile ist der Vogel zu einem prächtigen Tier herangewachsen und genießt sein Leben im Vogelpark.

Wenn es möglich ist, werden die Tiere auch wieder ausgewildert. So haben die Ehrenamtlichen einen Schwan, der etwas planlos auf einem Supermarkt-Parkplatz herumgelaufen ist, erfolgreich wieder in die Natur bringen können.

Viele Vögel im Park kommen aus dem Tierschutz. Hier in Plankstadt kümmern sich die Ehrenamtlichen liebevoll um sie. © Lenhardt

Damit der Vogelpark auch weiterhin Vögeln aus dem Tierschutz ein Zuhause bieten kann, sind freiwillige Helfer essenziell. „Wir suchen auch interessierte Jugendliche“, meint Berlinghof. Dankbar sei er für die Ahrschipper, die bereits mehrmals im Park mit angepackt haben. Bald soll außerdem endlich die neue Voliere stehen. „Wir haben einen Bauer gefunden“, freut sich der Vorsitzende. Der Preis sei allerdings recht hoch, weshalb man aktuell noch mehr auf Spenden angewiesen sei, als ohnehin schon. Da kam Künstlerin Alexandra Ulrich gerade richtig. Der Tierschutz liegt ihr schon immer am Herzen. Wo wäre der Erlös der Skulptur, die Bürgermeister Nils Drescher der Künstlerin für das Rathaus abkaufte, also besser aufgehoben, als beim Vogelpark? Bei jeder Ausstellung der Plankstadterin gibt es ein Stück, dessen Erlös oder ein Teilerlös einer Organisation im Bereich Tierschutz zugutekommt. Aus ihrer Ausstellung im Wasserturm im September war es die Skulptur, die nun im Rathaus zu sehen ist.

Vogelpark in Plankstadt: Arbeit hinter den Kulissen

So übergab Ulrich dem Vogelschutzverein einen Umschlag mit 150 Euro. „Ich möchte mich hier auch in aller Form bei allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern vom Vogelpark bedanken“, betonte Ulrich. Sie lobte die Arbeit und merkte an, dass auch hinter den Kulissen viel ablaufe – nicht für jedes Auge sichtbar.

In dem Zusammenhang ruft Berlinghof alle Interessierten dazu auf, an der frischen Luft mit anzupacken und im Park zu helfen. Immer samstags von 9 bis 12 Uhr werden jede Menge Helfer gebraucht, die den Park auf Vordermann bringen.

„Und wer noch ein Geschenk sucht, für den ist vielleicht eine Tierpatenschaft das richtige“, gibt Ulrich eine Idee für Geburtstage.

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