Es war der zweite Tag der 1250-Jahr-Feier und er erlebte einem Katapultstart. Plankstadts Bürgermeister Nils Drescher gelang im Festzelt eine kurze Begrüßung und dann stürmten schon „Incontro L’Arte“, eine Tanzgruppe aus der italienischen Gemeinde Argenta, die Bühne und verwandelten das Areal um die Gänsweid in ein kleines Paradies für alle Italienliebhaber.
Die acht Frauen und drei Männer unter der Leitung von Roberto Giovenco zündeten wahrhaft ein italienisches Brillant-Feuerwerk mit der entsprechenden Wirkung. Carmela Falcone, in Neapel geboren und seit 60 Jahren in Deutschland zuhause, war es ein inneres Fest. „Ich liebe das alles hier, diese übersprudelnde Lebensfreude.“ Und auch Sabine Busse erkor diesen Auftakt zu den schönsten seiner Art. „Explodierende italienische Lebensfreude in Plankstadt, schöner geht’s nicht.“ Ein Satz, dem man im Nachhinein beinah prophetische Kraft zugestehen kann. Denn auch die weiteren Musiker des Abends, das A-Capella Quartett „Les Brünettes“, die Band „Art of Rock“ und auch das Violinen-Duo Janis und Laurin Stieger verzauberten ihr Publikum.
Neben der Musikkultur stand dieser zweite Festabend ganz im Zeichen der länderübergreifenden Freundschaft mit der französischen Partnergemeinde Castelnau-le-Lez und den Freunden aus dem italienischen Argenta. Hinsichtlich des Temperaments auf der Bühne kann der Rednerteil durchaus als kurzfristiger Abstieg bezeichnet werden. Doch inhaltlich war er wichtig wie nur selten. Der Krieg in Europa hat das Denken in der Kategorie Freundschaft wieder mit einiger Bedeutung aufgeladen. Das System der Städtepartnerschaften ist in den Augen des Bürgermeisters wichtig wie nie. Krieg sei, wie wir jetzt leider wissen, nie unmöglich. Und eine der wenigen Versicherungen gegen Gewalt und Krieg seien die Verbindungen der Menschen über Grenzen hinweg. Die Idee Europas sei ein Projekt der Verständigung und Freundschaft und damit „auch unsere einzige Chance auf Frieden“. Worte, die der Senator von l’Herault, Jean-Pierre Grand, sichtlich dankbar aufgriff. Frieden und Freiheit seien das Fundament Europas. Dabei dürfe nicht vergessen werden, dass „Europa die einzige Heimat ist, die wir haben“.
Sprache und Nationen vereint
Und wie unfassbar schön diese Heimat ist, machten die vier Frauen von „Les Brünettes“ deutlich. Fast etwas schüchtern kamen die vier auf die Bühne im Festzelt. Ganz offensichtlich nicht ihr bevorzugtes Habitat. Aber was Stephanie Neigel, Sophie Lindmüller, Juliette Brousset und Lisa Herbolzheimer hier zeigten, gehört in den Augen von Ute Konzmann zu den hellsten Sternen am Musikfirmament. Keine Frage, so viel musikalisches Können, Charme und Witz sind selten. Und so wurde das deutsch-französische Quartett, das auch noch italienisch sang, geradezu frenetisch gefeiert. Den Vier gelang ein wahrhaft grandioser Moment in unüblicher Umgebung.
Nachdem die Stieger-Zwillinge, Schüler der Meisterklasse in der Musikschule, ihre Zuhörer kurz in die Welt der Klassik entführten, übernahmen Drescher und sein Kollege aus Castelnau-le-Lez, der Beigeordnete Bürgermeister Philippe Guy, sowie der Bürgermeister aus Argenta, Andrea Baldini, das Zepter auf der Bühne und bestärkten einmal mehr ihren Willen die grenzüberschreitende Freundschaft mit Leben zu füllen. Nach 40, genauer 41 Jahren bekräftigten Drescher und Guy ihren Partnerschaftsvertrag mit einer erneuten Unterschrift unter die Partnerschaftsurkunde. Das Zusammenstehen, die Solidarität und die Freundschaft, so Guy, seien mehr als nur schöne Worte, sie sind Ausdruck für den Frieden und die Freiheit in Europa. Eine Sicht, die auch Baldini teilte und nun eine Einladung an Drescher aussprach, im kommenden Jahre nach Argenta zu kommen, um die langjährige Freundschaft mit Argenta mit einem Partnerschaftsvertrag zu festigen. „Nie waren diese Bande wichtiger.“
Erinnerung an die Anfänge
Während Guy und Drescher die Urkunden unterzeichneten, erinnerte sich Bernhard Hülsenbusch an die Anfänge vor 40 Jahren. Mit einem Schmunzeln erzählte er von seinem ersten Besuch in Castelnau-le-Lez im Herbst 1981. Sie waren eingeladen zum Essen und es gab Lachs. Es war nicht so viel, so dass er damals noch etwas nachorderte. Er wusste nicht, dass es nur einer von fünf Gängen war. „Ich bin am Schluss fast geplatzt.“ Französische Tischsitten waren damals noch kein Allgemeingut.
Nach einer beeindruckenden Partnerschaftstorte aus dem Hause Leisinger übernahmen die Band „Art of Rock“. Und das mit der Kunst des Rocks war kein Moment lang eine Übertreibung. Bis weit nach Mitternacht rockten die sechs Musiker das Festzelt mit legendären Songs, wie „Simply the best“, „Alkohol“, „Another brick in the Wall“ oder „Music“ auf hohem Niveau. Für Mia und Maja, 16 und 17 Jahre alt, gab es kein Halten mehr. „Die sind ja so geil.“ Und auch Sabine Busse, die schon am frühen Abend die Italiener genoss, attestierte der Truppe „Rock aus der ersten Liga“.
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