Geburtstag

Plankstadter Urgestein Dr. Dr. Ulrich Mende wird 80 Jahre alt

Seit 1975 sitzt er ununterbrochen für SPD im Gemeinderat, zudem ist er in zahlreichen Vereinen aktiv - ein Rückblick auf die 80 Lebensjahre von Mende.

Von 
Marcus Oehler
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Seit 48 Jahren im Gemeinderat: Professor Dr. Dr. Ulrich Mende. © koch

Plankstadt. Eine der profiliertesten Persönlichkeiten Plankstadts hat am 12. Mai seinen 80. Geburtstag. Der Jubilar ist Professor Dr. Dr. Ulrich Mende. Er wurde 1943 in Görlitz geboren. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs floh seine Mutter mit ihm vor der Roten Armee. Sein Vater kehrte aus dem Krieg nicht zurück. 1954 kam er mit seiner Mutter nach Plankstadt. Nach dem Abitur 1963 am Hebelgymnasium Schwetzingen studierte er in Karlsruhe Chemie. Danach folgten ein Forschungsaufenthalt in den USA und eine Tätigkeit in der pharmazeutischen Industrie. Hier reifte der Entschluss, Medizin zu studieren. Nach dem Studium der Medizin in Heidelberg wurde er Arzt für Radiologie und Strahlentherapie am Uniklinikum Heidelberg, es folgte die Habilitation.

Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand war er ärztlich und wissenschaftlich tätig. Einer der Schwerpunkte war die berufliche Aus-, Weiter- und Fortbildung, zum Beispiel durch Vorträge auf nationalen und internationalen Kongressen, Beteiligung am Studentenunterricht sowie die Fortbildung von Ärzten, unter anderem auch am Bundeswehrkrankenhaus Ulm. Aufgrund seiner Verdienste wurde ihm 2013 die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) verliehen.

Er ist seit 1979 mit seiner Frau Brigitte verheiratet. Sie haben zwei Söhne und eine Tochter sowieso vier Enkel.

Seit 1975 gehört er ununterbrochen für die SPD-Fraktion dem Gemeinderat an. Am 20. April 1975 wurde er auf Anhieb mit 2784 Stimmen gewählt. Neunmal in Folge wählte die Bevölkerung ihn mit hervorragenden Ergebnissen wieder. Für das Vertrauen der Wähler gilt sein Dank. 48 Jahre – die meiste Zeit davon als Fraktionsvorsitzender oder Stellvertreter, kein anderes Ratsmitglied kann oder konnte auf eine so lange „Dienstzeit“ zurückblicken.

Wegen der beeindruckenden Friedenspolitik von Willy Brandt war er bereits 1966 in die SPD eingetreten. Auch rückblickend erfüllen Dr. Mende mit Stolz und Freude drei Höhepunkte seiner politischen Tätigkeit: der Erhalt der Selbstständigkeit von Plankstadt, die Erweiterung von ICI Pharma ehemals Rhein-Pharma und die Jumelage mit Castelnau-le-Lez.

1973 kam er zum Studienbeginn in Heidelberg nach Plankstadt zurück. Hier herrschte große Aufregung. Hatte doch die Landesregierung (große Koalition CDU/SPD 1968-1972) beschlossen, bei der anstehenden Gemeindegebietsreform Schwetzingen, Oftersheim und Plankstadt zusammenzuschließen. Da Mende strikt gegen die Reform und somit einer Entmündigung der betroffenen Bürger war, schlug er Bürgermeister Werner Weick die Gründung einer Bürgerinitiative vor, der den Vorschlag sofort aufnahm. Die Bürgerinitiative war sehr aktiv und mit dem Rückhalt in der Bevölkerung auch erfolgreich. Bei der Abstimmung über die Beibehaltung der Selbständigkeit sprachen sich weit über 90 Prozent der „Plänkschder“ dafür aus. Plankstadt blieb selbstständig.

Arbeitsplätze waren ein Anliegen für Ulrich Mende

Die Schaffung von Arbeitsplätzen war Ulrich Mende ein besonderes Anliegen. Der geplanten Erweiterung von ICI-Pharma 1975 lehnte die Mehrheit der Bevölkerung zunächst ab. Er konnte mit der Begründung der ortsnahen Arbeitsplätze, der hohen Wertschöpfung, dabei ohne nennenswerte weitere Umweltbelastung die Bürger überzeugen, dem Projekt zuzustimmen. Er forderte zudem einen 1975 in der Form nicht üblichen Begrünungsplan und eine großzügige Begrünung des Areals, was die Anerkennung der Forstverwaltung hervorrief.

Durch die Folgen des Zweiten Weltkriegs und die ersten Kindheitsjahre in der DDR geprägt, war die Sicherung von Frieden und Freiheit in der Region und Europa eines der großen Ziele. Daher war die 1981 zunächst in Frankreich unterzeichnete Jumelage mit Castelnau-le-Lez eine große Freude. Die Jumelage war dem Jubilar ein anspruchsvolles Projekt, gern brachte er sich mit ein. Auch seine Mitgliedschaften in Vereinen wie Rotes Kreuz, DLRG, TSG Eintracht, MGV Sängerbund-Liedertafel, Heimat- und Kulturkreis, Partnerschafts- und dem Bürgerbusverein zeigen seine Verbundenheit mit Plankstadt. Seine Zugehörigkeit zur Katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus unterstrich er durch zehn Jahre als Pfarrgemeinderat.

Für seine engagierte Tätigkeit als Gemeinderat und seine sonstigen ehrenamtlichen Tätigkeiten wurde Dr. Dr. Ulrich Mende mehrfach geehrt. 1995 überreichte Bürgermeister Huckele ihm die silberne Ehrennadel des Gemeindetags für 20 Jahre Gemeinderat. 2000 erhielt er die „Große Silberne Ehrenmedaille“ der Gemeinde für 25 Jahre Tätigkeit im Gemeinderat. 2003 wurde Mende das Bundesverdienstkreuz verliehen und 2005 konnte er die goldene Ehrennadel des Gemeindetages für 30 Jahre im Gemeinderat empfangen. Zu seinem 40. Gemeinderatsjubiläum 2015 hielt Daniel Born die Festrede und die Anwesenden feierten ihn mit stehenden Ovationen. Schwerpunkte der kommunalpolitischen Arbeit von Mende sind die Sektoren Umwelt sowie Soziales. So setzte er sich früh für sinnvolle Begrünungsmaßnahmen, Schutz des Grundwassers, Regenwasserrückgewinnung, Flächenentsiegelung sowie eine ökologische Betrachtung und Realisierung von Bebauungsplänen ein. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, Bau und Ausstattung von Kitas und Kindergärten waren ihm ein besonderes Anliegen. Bei den Stellungnahmen ist er stets vorbereitet und gut informiert, in der Sache hart und konsequent, in der Form korrekt und höflich. Hierzu sagt ein Ratskollege: „Unbeugsam und ungebeugt.“

Teilweise war der Jubilar seiner Zeit voraus. „Herr Dr. Mende, Sie sind ein Träumer, die Welt sieht anders aus“, meinte dazu ein Gemeinderatskollege. Träume und Visionen sollten erlaubt sein. Gemeinderatstätigkeit bedeutet viel Arbeit mit meist nur überschaubarem Erfolg. Dennoch ist sie für den gesellschaftlichen Konsens wichtig. Bund und Land beschließen teils weltfremde Gesetze und Verordnungen. Die Kommune „am Ende der Hackordnung“ muss es ausbaden und versuchen, es auszugleichen. Hinzu kommen Partikular- und Lobbyinteressen, die die Arbeit erschweren.

Viel Positives konnte erreicht werden. Im Gespräch macht sich Mende jedoch heute Sorgen um die Meinungs- und Informationsfreiheit: „Die Meinungsfreiheit ist zwar de jure durch die Verfassung garantiert, de facto aber gefährdet, da Andersdenkende als Abweichler, Rassisten oder Nazis abqualifiziert und gemobbt werden. Was nicht in die gewünschte stromlinienförmige Meinung passt, wird diskriminiert oder verschwiegen. Wir nähern uns wieder der mittelalterlichen Inquisition und häufig der Wortwahl der DDR oder anderer undemokratischer Systeme.“ Einen Satz von J.P. Juncker bei einer Preisverleihung, kann er nicht vergessen: „Wenn es ernst wird, muss man lügen.“ Geht so Politik?

Die SPD Plankstadt, die Gemeinde und die Schwetzinger Zeitung wünschen dem Jubilar alles Gute. 

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