„Doomools un‘ jezzard“

Plankstadter Verein: Innenstädte und Gemeindezentren veröden

Der Verein „Doomools un‘ jezzard“ fertigt eine detaillierte Bestandsaufnahme an und sucht nach Gründen für die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte.

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sr/we
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Teil der Plankstadter Ortsmitte: das Gebäude, in dem die Sparkasse untergebracht ist, nicht unweit des Rathauses. © Schneider

Plankstadt. Die Verödung der Innenstädte und Gemeindezentren entwickelt sich zu einem gesellschaftspolitischen Problem. Auch die Gemeinde Plankstadt ist hiervon nicht ausgenommen, schreibt der Verein „Doomools un‘ jezzard“, der sich mit dem Thema befasst hat und dabei auf die Aufzeichnungen seines mittlerweile verstorbenen Obmanns Edgar Treiber zugriff. In seinen Ausführungen nimmt der Verein eine Bestandsaufnahme vor geht auf die Gründe für diese Entwicklung ein.

Was die öffentlichen Einrichtungen – einschließlich der Geldinstitute – betrifft, sind die Verhältnisse in der Ortsmitte optimal. In kurzer Distanz zum Rathaus befindet sich nicht nur das Gemeindezentrum mit Bücherei und Wirtschaft, sondern auch die Kirchen mit den Pfarrämtern und zwei Kindergärten, die Seniorenwohnanlage mit Geschäften im Erdgeschoss, das Heimatmuseum, die Sparkasse und die Vereinigte VR Bank. „Für diese gelungene Infrastruktur kann man die Verantwortlichen in den vergangenen Jahrzehnten nur loben“, so der Verein.

Verödung von Ortszentren: Wie steht es um Einkaufsmöglichkeiten?

Doch wie sieht es mit den Gaststätten und den Einkaufsmöglichkeiten aus? Die Bewohner der ehemaligen Eisenbahnersiedlung führten in räumlicher Distanz zum Hauptort weitgehend ein Eigenleben. Treffpunkt war die Gastwirtschaft „Zur Baugenossenschaft“ (besser bekannt unter dem Namen „Feldwanz“) im Gebäude Hebelstraße 17. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich die Konsum-Filiale, in der die Bewohner die Artikel des täglichen Bedarfs einkauften. Ziemlich am Ende des Rosentals war auf der linken Seite das Milchgeschäft Engelhardt. Gegenüber, also auf der rechten Straßenseite, war die Kranzbinderei Hübler. Damit nicht genug: Auf der linken Seite der Hebelstraße wurden Ende der 1940er Jahre eingeschossige Behelfswohnungen erstellt. Im ersten dieser von der Schwetzinger Straße aus gesehenen Häuser hatte Kurt Zehl ein Lebensmittelgeschäft eingerichtet. Und als in den 1950er Jahren die Gebäude am verlängerten Brühler Weg, also von der Blumenau bis zur Kreuzung Hebelstraße/Rosental, errichtet waren, hat Oskar Pfister eine Bäckerei mit Lebensmittelgeschäft im Gebäude Brühler Weg 97 betrieben. In der Hebelstraße hatte Erika Kolb eine Weißnäherei und Änderungsschneiderei. In unmittelbarer Nachbarschaft zum letzten Haus auf der rechten Seite des Oberen Gartenpfads befand sich in einem kleinen Häuschen die Kunststopferei der Irene Seitz. Am besten konnte man dorthin über einen der sogenannten „Kohlewege“ kommen. Die Nylonstrümpfe waren in Mode gekommen. Das Gewebe bekam allerdings schnell kleine Risse. Also ging man zur Kunststopferei Seitz.

Gaststätten in Plankstadt werden weniger

Ursprünglich gab es in der Schwetzinger Straße die Gaststätten „Zur Krone“, „Zur Rose“, „Zum Hirsch“, zum Gasthof „Adler“, das Rathaus-Café sowie nach der Ecke zum Waldpfad das Gasthaus „Zum Ochsen“ und in den 1930er Jahren das Café Springer. In der Luisenstraße befanden sich die Gaststätten „Zum Löwen“ und „Zum Stern“, in der Eppelheimer Straße die Wirtshäuser „Zum Pflug“ und „Zur Sonne“, in der Wilhelmstraße der „Rote Schneider“, und im Waldpfad gab es den „Erbprinzen“ und das Café Gärtner sowie das Café Dörsam in der Moltkestraße. Heute befinden sich in der Ortsmitte noch die „Wärtschaft“ im Gemeindezentrum und die „Plänkschder Stubb“ (früher „Café Dörsam“) in der Moltkestraße.

Bei der aufgezeigten Reduzierung der Gaststätte müsse laut Verein berücksichtigt werden, „dass sich das Verhalten der Einwohner sukzessive geändert hat. Die Gastwirtschaft als Treffpunkt der Bürger zur Unterhaltung und Geselligkeit hat abgenommen. Schließlich wurde die Unterhaltung zunehmend per Fernsehen nach Hause geliefert und bestimmte Vereine machten ihre eigenen Gaststätten auf, und zwar fast ausschließlich am nordwestlichen Ortsrand“.

Das ehemalige „Café Dörsam“ in der Moltkestraße heißt mittlerweile „Plänkschder Stubb“. © Schneider

„Zum Badischen Hof“ und „Zum Rosengarten“ in der Eisenbahnstraße, „Zum Lamm“ in der Leopoldstraße, „Zum Eichbaum“, an der Ecke Ludwigstraße/Leopoldstraße, das „Bahnhof-Restaurant an der Ecke Bahnstraße/Karl-Theodor-Straße, „Zum Holzkist‘l“ im Brühler Weg und „Zum weißen Rössl“ Im Altrott vervollständigten die lange Liste der Gaststätten. „Natürlich gab es die genannten Gaststätten nicht alle gleichzeitig“, unterstreicht „Doomools un‘ jezzard“.

Nicht dass es keine Ideen gegeben hätte, wie der Ort hätte attraktiver gestaltet werden können. Als das Kino „Rosengarten-Lichtspiele“ geschlossen hatte, wurde darin das „Filmstudio“ eingerichtet, eine Diskothek besonderer Art. Auch im Rose-Saal befand sich einige Jahre eine Diskothek. Und nicht zu vergessen, dass das Gasthaus „Zur Krone“ in den „English Pub“ umfunktioniert wurde. Teils wurden die Gaststätten durch Imbissstuben, Pizzerien und Dönerläden ersetzt. sr/we

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