Plankstadt. Heimat – für Gabriele Wilkerson ist das nicht nur der Ort, an dem sie gerade wohnt. Denn obwohl sie seit Jahren viele Flugstunden von Plankstadt entfernt lebt und in Amerika eine Familie gegründet hat, wird die Kurpfalz für sie immer Heimat bleiben. Im März 1963 ist die heute 79-Jährige mit ihrem Mann in die USA ausgewandert. Den 1200. Geburtstag von Plankstadt konnte sie leider nicht miterleben – umso wichtiger war es für Gabriele Wilkerson, jetzt im Frühjahr 2022 nach Deutschland zu reisen, um mit ihrer Familie die 1250-Jahr-Feier zu zelebrieren. Das mehrtägige Fest und die „Plänkschter“ haben ihrem Sohn Carl Thomas so gut gefallen, dass er sich kurzerhand das Ortswappen in Farbe auf den Oberarm tätowieren ließ.
„Es war mir ein großes Anliegen, dass meine drei Kinder das Fest miterleben können“, erzählt uns die Wahl-Amerikanerin. Ihre Kinder seien gerne in Deutschland – sie seien sehr verwurzelt und hätten schon viel von der Bundesrepublik gesehen. Gabriele Wilkerson selbst ist auch oft in Plankstadt – beinahe jedes Jahr fliegt sie „nach Hause“. Die Veränderungen im Laufe der Jahre hat sie hautnah miterlebt. „Das Postamt ist jetzt in Schwetzingen“, bedauert sie. Die kleinen Läden, die früher gerade für ältere Menschen gut zu Fuß erreichbar waren, gibt es zum Großteil nicht mehr. Und man hat viel gebaut, Plankstadt ist mehr mit Schwetzingen zusammengewachsen.
Ein Häuschen in Hamburg
Ihre zweite Heimat, das ist das Städtchen Hamburg im Süden von Arkansas. „Ein kleines Dorf mit 6000 Einwohnern. Da wir am Anfang nur ein Auto hatten, bin ich viel zu Fuß gegangen“, erinnert sich Gabriele Wilkerson zurück. Das Wetter sei am Anfang ein Schock gewesen: Als sie im März ankam, war es schon sehr warm und sie hatte nur Winterkleidung dabei. „Heute wohne ich noch in dem Haus, das mein Mann und ich haben bauen lassen. Im Frühling 1971 sind wir eingezogen“, erzählt sie. Es habe eine Weile gedauert, bis sie sich an alles gewöhnt hatte, würde es aber nicht mehr ändern wollen. „Hier in Amerika sind wir schon verwöhnt, denn man hat die Freiheit zu tun, was man will, was natürlich auch seine Schattenseiten hat. Was man hier braucht, um Fuß zu fassen, sind ein Telefon und ein Auto – zumindest in den Südstaaten, weil eben alles so weit voneinander entfernt ist.“
An der Wand in ihrem Haus in Arkansas hängen das Wappen von Plankstadt und ein Bild von Schwetzingen. Das Wappen war ein Geschenk einer Schulkameradin und obwohl ihr Sohn Carl Thomas, der im November 56 Jahre wird, es schon gesehen hatte, war ihm nicht klar, was es bedeutet. Als er es dann am Plankstadter Rathaus wiedersah, kam ihm die Idee: „Daraus mache ich mir ein Tattoo.“ Auf seinem anderen Arm sind bereits die deutsche und die amerikanische Fahne verewigt – Souvenirs der besonderen Art von einem Familienbesuch in Berlin. Jetzt prangt links das „Plänkschter“ Wappen. Stechen ließ er es sich noch während des Jubiläums in einem Schwetzinger Studio.
Schon früh hat Gabriele Wilkerson ihre Heimat mit ihren Kindern geteilt, sie gab ihnen sozusagen Wurzeln – oft war die junge Familie in Deutschland und in der Schweiz im Urlaub. „Die Kinder haben auch ihre Oma Anna Richardt kennengelernt, leider nicht mehr lange genug“, meint die 79-Jährige. Weil sie 30 Jahre lang deutsche Krebspatienten, die zur Behandlung nach Little Rock in Arkansas kamen, ehrenamtlich betreute und dadurch viele Freundschaften entstanden sind, hatte auch sie selbst die Möglichkeit, im Laufe der Jahre viel von Deutschland zu sehen. „Wir waren diesen Sommer zu Besuch in Kierspe eingeladen. Meine Kinder sind von meiner Freundin sehr begeistert“, freut sich die Plankstadterin. „Es ist ihnen auch aufgefallen, dass man in Deutschland viel mehr feiert.“
Die Heimatliebe weitergeben
Ihre Kinder lieben Deutschland und es war schon immer das Ziel von Gabriele Wilkerson, diese Heimatliebe weiterzugeben. So ist Plankstadt auch die zweite Heimat ihrer Kinder geworden: „Es gefällt ihnen wirklich alles.“ Sie waren auch begeistert vom Empfang des Bürgermeisters und der Einladung fürs nächste Jahr, wenn Gabriele Wilkerson ihren 80. und ihre älteste Tochter ihren 60. Geburtstag feiern. „Meine Heimat bedeutet mir sehr viel. Obwohl ich in Mannheim geboren bin, ist und bleibt Plankstadt mein Zuhause“, macht sie deutlich. In der katholischen Kirche ist sie getauft, zur Kommunion gegangen und sogar getraut worden. Es ist einer der Orte, den sie immer besucht, wenn sie hier ist. Standesamtlich getraut wurde sie im Rathaus. „Das heutige Trauzimmer ist sehr schön gestaltet“, merkt sie an. Gemeinsam mit ihrem Bruder hat sie inzwischen ihr Elternhaus verkauft, aber es steht nach 20 Jahren immer noch leer. Das mache sie traurig.
„Ich habe versucht, meine Liebe zu Plankstadt meinen Kindern und Enkeln weiterzugeben und bin dabei es meiner ersten Urenkelin – sie ist jetzt gerade mal acht Jahre alt – auch ins Blut zu impfen“, meint sie lachend. So wird das Stück Heimat in ihrem Herzen von Generation zu Generation weitergegeben. Das ist eben eine echte deutsch-amerikanische Freundschaft geworden.
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