Im Porträt - Nele Neidig von der Plankstadter Liste ist die Jüngste am Ratstisch / Nikolauskirche ist für die 21-Jährige ein ganz besonderer Ort

Politik sollte transparenter werden

Von 
Vanessa Schwierz
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Nele Neidig hat eine besondere Beziehung zur katholischen Kirche. Viele Jahre war sie Ministrantin und findet, dass die Kirche das schönste Gebäude im Ort ist. © Schwierz

Plankstadt. Die Kirche St. Nikolaus ist für Nele Neidig ein besonderer Ort der Erinnerung. Nicht nur, weil sie seit ihrer Geburt in der Gemeinde lebt und die Kirche als schönstes Gebäude Plankstadts bezeichnet – sie war auch viele Jahre lang Ministrantin und kennt die Kirche gut. Daher keine Frage, dass sie diesen Ort für ein Treffen ausgewählt hat. Auf der Mauer vor der Tanne sitzt sie mit einem Lächeln und erzählt nur zu gerne über ihr Leben in Plankstadt und die Erfahrungen, die sie in den nächsten fünf Jahren im Gemeinderat sammeln darf.

Neben ihrem Ziel, mit den anderen Ratsmitgliedern die Gemeinde voranzutreiben, hat sie derzeit auch noch ein persönliches Ziel, wie sie verrät: „Ich möchte den Dachdeckerbetrieb meines Vaters übernehmen. Ich sehe viel Potenzial in Plankstadt – auch, was die Baugebiete angeht.“

Wenn sie sich etwas wünschen könne, dann auf jeden Fall, dass die Politik des Gemeinderates transparenter werde. „Wir müssen das offen für die Bürger gestalten und vielleicht auch Veranstaltungen anbieten, bei denen wir sie als Rat informieren. Denn der Austausch mit den Bürgern ist sehr wichtig“, sagt die 21-Jährige, die als jüngstes Mitglied am Ratstisch sitzen wird.

Das sie sich für die Plankstadter Liste (PlaLi) hat aufstellen lassen, sei genau genommen nicht ihre Idee gewesen. „Nele wäre das nicht was für dich“, fragte Ulrich Kobelke die junge Frau, die sich laut eigenen Aussagen, mit diesem Thema zuvor nicht beschäftigt habe. „Ich bin ein sehr sozialer Mensch und eigentlich würde es zu mir passen“, dachte sie sich und setzte sich mit der Idee auseinander. Es sei direkt klar gewesen, bei einer Kandidatur käme für sie nur die PlaLi in Frage, „das ist die einzige Option und die richtige“ – und so stand ihr Name auf Listenplatz elf. „Ich hätte nie erwartet, dass es klappt“, verrät sie und lacht.

Überwältig und eingeschüchtert

Und wenn sie daran zurückdenkt, wie sie vom Einzug erfahren hat? „Ja, also ich hatte mich an dem Montagabend etwas mit der Pünktlichkeit vertan. Vereinsintern hatten wir uns getroffen und dann bin ich während der Rede da so reingeplatzt“, erzählt sie mit einem Lachen, „auf einmal haben alle geklatscht. Aber das Ergebnis war wegen der Probleme ja noch nicht sicher“, sagt sie mit einem schüchternen Blick.

Als es am nächsten Morgen klar war, „war ich überwältigt und ein bisschen eingeschüchtert“. Dass sie die Wahl annimmt, war für Neidig, die das Amt auch als Lebensaufgabe sieht, selbstverständlich. „Es ist eine Ehre, dass mich so viele Menschen gewählt haben und das, obwohl ich noch so jung bin.“

Ihr Ziel in der Kommunalpolitik ist es, präsent zu sein, aber es geht vor allem auch darum, „die Menschen, die mir ihr Vertrauen entgegenbringen, nicht zu enttäuschen“. Denn „da wir nun mal ein Dorf sind“, sei oft auch das persönliche sehr wichtig. Und so haben in ihren Augen „oft Kleinigkeiten größeren Wert, als die großen Dinge“.

Bei der Arbeit im Gemeinderat liege ihr daher vor allem das Wohl der Bürger und Plankstadts am Herzen, erklärt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Denn im Ort werden die Entscheidungen getroffen. „Es ist egal, was in Berlin passiert, sondern es zählt das, was hier passiert“, sagt sie mit entscheidender Stimme und blickt dabei auf den Rathausplatz gegenüber der Kirche.

Viele Menschen sehen Plankstadt als verschlafenen Ort, meint die Neugemeinderätin. Dies liege aber auch daran, dass die Angebote der Gemeinde nicht genutzt werden. Daher sei es wichtig, „Plankstadt für die Freizeit attraktiv zu machen“.

Nele Neidig hebt hervor, dass mit dem Lokal in der Ortsmitte und der entstehenden Eisdiele ein erster Schritt in die richtige Richtung getan wurde. Auch der Ausbau des Adlerareals mit Arztpraxen und Einkaufsmöglichkeiten sei ein Gewinn. „So sind wir auf dem richtigen Weg, die Ortsmitte lebendiger zu machen“, ist sie sicher.

Wenn Nele Neidig an die erste Sitzung am Montag, 22. Juli, denkt, wird sie nervös, denn sie weiß nicht, was sie erwartet. „Klar, frage ich mich, ob ich das alles richtig mache, aber ich denke, das wird schon“, zeigt sie sich überzeugt, vorbereitet zu sein – und schließlich „ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“.

Info: Interview ohne Worte unter www.schwetzinger-zeitung.de

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