Lehrschwimmbad - Gemeinde stellt Förderantrag beim Land für die Sanierung / Barrierefreier Zugang derzeit nicht möglich / Bad zeigt deutliche Mängel nach über 50 Jahren Nutzung

Sie wollen hier schwimmen lernen können

Von 
Saskia Grössl
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Plankstadt. Mit einem Gurgeln und Schlürfen hebt sich der Boden des Schwimmbeckens, bis die Wassertiefe gerade noch 30 Zentimeter beträgt. Die ideale Tiefe, um absoluten Anfängern den ersten Kontakt mit dem Wasser zu erleichtern und Ängste gar nicht erst entstehen zu lassen. Seit 52 Jahren hat Plankstadt das Lehrschwimmbad – und kann sich damit glücklich schätzen, denn nicht jede Gemeinde kann auf eine solche Einrichtung beim Schwimmenlernen zurückgreifen.

Doch das Ganze funktioniert natürlich auch nur, wenn die Technik mitspielt. Und die ist in diesem Fall eben auch 52 Jahre alt. Dass da der Hubboden manchmal nicht das macht, was er soll, ist nachvollziehbar – aber ärgerlich, wenn dann ein Anfängerschwimmkurs mit einer Wassertiefe von 1,80 Meter kämpfen muss. So wird eines deutlich: Eine Sanierung des Schwimmbads ist überfällig.

Das sehen auch der Bürgermeister Nils Drescher und der Gemeinderat so. Das Lehrschwimmbad soll erhalten und saniert werden. Doch dafür braucht die Gemeinde vor allem finanzielle Hilfe – und hat nun einen Förderantrag an das Land gestellt. 2,4 Millionen Euro soll die Sanierung kosten – 1 Million erbittet die Gemeinde mit dem Antrag vom Land. Im Gemeinderat wurde der Beschluss gefasst, die Sanierung des Schwimmbades als Sanierungsziel zu bestimmen, so dass das Projekt als Ergänzung zum Landessanierungsprogramm förderfähig sein könnte. Mit einer Entscheidung ist in den nächsten Monaten zu rechnen. Abgabeschluss für den Förderantrag war Ende September.

Schilder gebastelt

Bei einem Vor-Ort-Termin mit unserer Zeitung sind auch einige Kinder der nebenan gelegenen Friedrichschule dabei. Sie haben sogar Schilder gebastelt, um klarzumachen, wie wichtig ihnen das Schwimmbad ist. „Ich habe hier mein Seepferdchen gemacht“, steht auf einem davon. „Schwimmen, das ist ,nice’, darauf sind wir heiß“, auf einem anderen. Eine Forderung ist auch dabei: „Ihr sollt das Schwimmbad reparieren, damit wir die Schwimmstunden nicht verlieren.“ Denn in Plankstadt erhalten alle Grundschüler Schwimm-Unterricht – das ist nicht selbstverständlich und der Zugang zum Lehrschwimmbad hat daran einen großen Anteil.

Um die Verbesserung des Zugangs soll es auch bei der Sanierung gehen. Denn bisher ist der Zugang nicht barrierefrei möglich. Das soll sich ändern – es soll ein barrierefreier Zugang aus Richtung Parkplatz beim Adler-Gebäude geschaffen werden. Dazu gehört dann auch ein barrierefreies WC, eine barrierefreie Dusche und Umkleidekabine, die in die eine Ecke des Raums mit dem Schwimmbecken gebaut werden sollen. Das Becken selbst soll einen Lift bekommen, damit wirklich jeder ins Wasser kann.

Rohbauarbeiten nötig

Hinzu kommt an einer Seite eine Treppe bis zu einer Tiefe von 1,25 Meter, so dass man an dieser Stelle leichter ins Wasser gehen kann. Derzeit gibt es nur Leitern mit rudimentären Stufen, die eine ordentliche Kraft in den Armen erfordern, um sich daran aus dem Becken ziehen zu können. Für die Treppe muss das Becken etwas erweitert werden, was Rohbauarbeiten nötig macht.

Aber damit ist es noch nicht getan. Das Becken selbst braucht einen neuen Hub- oder Scherenboden sowie eine Edelstahlauskleidung, da die Fliesen abgängig sind. Im ganzen Bad sollen die Fliesenbeläge erneuert werden. Ferner braucht es eine neue Wasserrinne im Becken. Die Decken müssen erneuert werden – ebenso die Elektrikanlage und die Lüftung. Man braucht eine neue Filtertechnik. Es sollen Aufbewahrungsmöglichkeiten geschaffen werden. Außerdem sollen die Umkleiden etwas besser angeordnet und renoviert werden. Dazu gehört auch die Beleuchtung.

In den Sammelumkleiden wird deutlich, dass das alles notwendig ist. Überall an den Metallspinden ist Rost erkennbar. Selbst die Kleiderbügel stammen wohl noch aus der Bauzeit des Bades vor mehr als 50 Jahren.

Wichtig ist außerdem die Dichtigkeit des Badbereiches. Es liegt ja im Untergeschoss der Turnhalle neben der Friedrichschule. Doch es kann feuchte Luft ins Treppenhaus entweichen. Und dorthin fließt auch einiges an Wärme, also Energie, ab. Das soll behoben werden, betont Nils Drescher.

Der Zeitplan sieht vor, dass der Gemeinderat noch im Herbst den Beschluss fassen soll, einen Planer zur Sanierung zu beauftragen. Im nächsten Jahr sollen die Planungen vorangetrieben werden, so dass im Spätjahr 2021 die Maßnahmen ausgeschrieben werden könnten. Die Ausführung würde dann 2022 erfolgend. Die Sanierung selbst soll rund ein Jahr dauern. Ziel sei in jedem Fall, dass es ein Lehrschwimmbad bleibt. „Ich denke, jeder ,Plänkschter’ hat einen Bezug zum Bad. Ich hänge auch persönlich daran, weil ich dort schwimmen gelernt habe“, so der Bürgermeister.

Ein wichtiger Kooperationspartner für den Schwimmunterricht ist die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), die unterstützend dabei ist und auch eigene Kurse dort anbietet. „Wir kämpfen um jeden Quadratmeter Wasserfläche“, macht Dr. Marc Hemberger, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Schwetzingen-Oftersheim-Plankstadt, klar. Umfragen zeigten, dass am Ende der Grundschulzeit mittlerweile nur noch 60 Prozent der Schüler schwimmen könnten. Das liege auch daran, dass Grundschulen teilweise keinen Zugang zu Bädern haben – aber auch daran, dass es immer weniger Bäder mit gerader Bahn gäbe, im Gegensatz zu immer mehr „Wellnesstempeln“.

Treffpunkt für Jung und Alt

Zwar hätten auch teilweise immer weniger Lehrer die Qualifikationen, um Schwimmunterricht zu erteilen – doch umso wichtiger seien da ja solche Lehrschwimmbäder auch als außerschulische Möglichkeit.

Doch nicht nur Kinder nutzen das Bad – auch viele ältere Menschen kommen, machen auch beispielsweise Wassergymnastik. Das Bad ist einfach auch ein Treffpunkt – und soll es bleiben. Am besten mit Unterstützung des Landes.

Info: Mehr Bilder vom Zustand des Lehrschwimmbades gibt’s unter www.schwetzinger-zeitung.de

Plankstadt

Plankstadt: Förderantrag für Schwimmbadsanierung

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