Friedrichschule: Lehrerin Christine Laqua hat für ihre Klasse einen neuen Text zu Beethovens „Ode an die Freude“ gedichtet / Kinder kreieren eigene Strophen

„Singen gibt Kraft - aufgeben wäre falsch"

Von 
Saskia Grössl
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Luca (l.) und Christian aus der Notbetreuung singen gemeinsam mit der Lehrerin Christine Laqua das selbst gedichtete Coronalied zur Melodie von „Ode an die Freude“. © Laqua

Plankstadt. Diese Zeiten sind für alle ungewohnt, der Alltag ist komplett ausgehebelt, eigentlich ist nichts mehr so wie vorher. Das spüren auch die Schüler, die ja nun seit einiger Zeit ihre Aufgaben von zu Hause aus bearbeiten müssen. Vielleicht hilft da Musik und die eigene Kreativität, um in der Krise ruhig zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass es auch wieder ein Ende hat.

Eine nette Aktion hat sich da Christine Laqua für ihre Klasse 4b an der Friedrichschule ausgedacht. Sie hat nämlich einen neuen Text für die Melodie von Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“ gedichtet - passend zu den Corona-Zeiten, die derzeit alles durcheinander wirbeln. „Ich wollte mit den Schülern auf jeden Fall das Lied besprechen, aber der Text ist im Original einfach zu schwierig, also habe ich es umgedichtet“, erklärt die Lehrerin.

Eigene Unterrichtseinheit

Schwer ist ihr das nicht gefallen, schließlich gehört sie fest zum Trio „Evas Schwestern“, das in der ganzen Region bekannt ist. Da schreibt sie viele Texte, die genau auf die Musik passen müssen. Rund um Beethovens wohl bekanntestes Stück hat sie dann eine ganze Unterrichtseinheit gestaltet, in der die Kinder auch einiges zum Komponisten, dessen 250. Geburtstag dieses Jahr in der Kulturszene gefeiert wird, gelernt haben.

Und das ist der Text der umgedichteten Ode: „Klopapier und Taschentücher ist, was jeder von uns braucht. Mehl und Nudeln in den Märkten, die Regale leergekauft. Lange Schlangen vor dem Eingang, jeder darf nur einzeln rein. Hamstern ist jetzt groß in Mode, niemand will der Letzte sein.

Von China kam es nach Italien -macht vor keiner Grenze halt. Überrollte alle Länder - hoffentlich kommt Hilfe bald. Dieses Virus kann man stoppen, wir sollten nicht beisammen sein. Händewaschen, Abstand halten und einfach bleiben mal daheim.

Wenn wir fest zusammenhalten - mit Zuversicht und wachem Blick, dann können wir mit vielen Händen etwas tun für aller Glück. In der Krise werden Dinge mit anderen Augen neu geseh’n. Lasst uns nun ganz laut einstimmen und auf neuen Wegen geh’n.“

Die Kinder haben dann für zu Hause die Musik bekommen, die Christine Laqua auf dem Klavier eingespielt hat und sollten das Lied gerne auch gemeinsam mit den Eltern singen. Die Kinder, die selbst Flöte oder Klavier spielen, haben auch die Noten bekommen, um sich mit dem Stück zu beschäftigen.

Spontan hat Christine Laqua das Stück mit Luca und Christian aus der ersten Klasse gesungen, die bei ihr und ihren drei Kolleginnen - die Lehrerinnen wechseln sich tageweise ab - in der Notbetreuung sind und gerne mit Klangbausteinen ihre Lehrerin begleiteten. Außerdem durften die Kinder zu Hause auch einen eigenen Text dichten. Raphael aus der 4b hat sich dabei auch auf die Fußballfans bezogen: „Alle Schulen sind geschlossen, Spielplätze sind leer gefegt. Dafür sind die Krankenhäuser bis zum letzten Platz belegt. Auch die Bundesligaspiele wurden alle abgesagt. Deshalb sind die Fußballfans jetzt traurig und auch sehr geplagt.“

Anweisungen befolgen

Auch Lilly hat mit ihrer Mama Sara gedichtet: „Freude schöner Götterfunken, singen wir mit vollem Hals. Kräfte gibt uns dieses Singen, aufgeben jetzt wäre falsch. Das Corona ist gekommen, droht zu bleiben hier bei uns. Die Anweisungen zu befolgen ist doch keine große Kunst. Ob mit Bruder oder Schwester - Zeit zum Spielen jetzt und hier. Hausaufgaben schneller machen, und der Mama helfen wir. Kuchen backen, Unkraut jäten, einfach nur im Garten sein. Bienen summen, Hummeln fliegen - nicht wegrennen, wir sind d’heim.“

Mit dem Thema des Coronavirus haben sich die Lehrer mit ihren Schülern sowieso bereits beschäftigt, als die Schule noch ganz normal stattgefunden hat. „Vielen macht es Angst, da war ein ungeheurer Redebedarf“, erklärt Christine Laqua. Vielleicht hilft aber auch die kreative Beschäftigung mit der Problematik, Ängste zu überwinden.

Die Ode zum Hören gibt’s unter www.schwetzinger-zeitung.de

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