Fasnacht - Beim 50. Backenbläserumzug sorgen lustige Fußgruppen, kreative Motivwagen und schaurige Hexen für ausgelassene Stimmung / Umzug verläuft friedlich

Sogar der Teufel jagt durch die Straßen

Von 
Sascha Balduf
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Plankstadt. Einen schöneren Auftakt für die Fasnachtsumzüge in der Region hätte man sich kaum ausmalen können: Der Plankstadter Carnevalsclub (PCC) am gestrigen Sonntag nicht nur sein fünfzigjähriges Bestehen, sondern konnte bei Sonnenschein und milden Temperaturen auch passenderweise 50 Zugnummern auf die Straßen der Backenbläsergemeinde schicken. Vorneweg schwenkte Ehrenvorsitzender Wolfgang Eichhorn die Vereinsfahne und ließ den bunt gekleideten Narren, die dicht gedrängt am Straßenrand versammelt waren, ein donnerndes „Plahoi!“ entgegenschallen.

Ein Thema, das gleich in zweifacher Ausführung aufgegriffen wurde, war der bevorstehende Umzug der Rathausmitarbeiter in die Container am Messplatz. Mit viel Selbstironie hatte es sich nämlich die Fußgruppe des Bürgermeisteramtes selbst auf die Fahnen geschrieben: „Big Brother in Plankstadt – das Rathaus zieht in Container“. Auch die Jazztanzgruppe der TSG marschierte mit Anzug und Fliege durch die Straßen und präsentierte ulkige Karikaturen der Rathausmitarbeiter auf ihrem Handwagen.

Ein Phänomen der alemannischen Fasnacht, welches immer mehr Einzug in der Kurpfalz hält, sind die schaurig-schönen Hexen mit ihren kunstvoll gearbeiteten Holzmasken. Mit den „Feuerhexen Stutensee“, den „Ofdascha Hardtwaldhexen“ und den „Buzzelhexe“ des C.C. Grün-Weiß-Oftersheim waren gleich drei Gruppen vertreten – mal eher brav und zugänglich, mal wild und unheimlich mischten sie die Besucher auf, ließen Konfetti regnen und ihre Besen über die Straße sausen. Manch einer versuchte, die Gestalten mit einem Schluck aus dem mitgebrachten Getränk zu besänftigen. Auch musikalisch wurde einiges geboten: Ob klassische Guggemusik wie von den „Altlossema Rhoigeischda“, die marschierende Bassband der KG „Mannemer Stroseridder“ oder der KV Polizei Heidelberg – der Rhythmus ging in die Beine über.

Ella und Sigmar Doll waren extra aus Friedrichsfeld angereist, um den Backenbläserumzug zu besuchen, weil sie „schon so viel Tolles darüber gehört haben“. In Sachen Musik hätten sie sich allerdings noch etwas mehr gewünscht. „Wir sind immer auf dem Ilvesheimer Umzug, da gibt’s dann doch etwas mehr gute Musikgruppen“, erzählten sie.

Wer nicht mit der musikalischen Begleitung kleckerte, waren die Grün-Weißen aus Oftersheim. Sie hatten mit den „Who2Ladies“ sogar eine waschechte Liveband auf dem Elferratswagen, die von Andreas Gabaliers „Hulapalu“ bis zum aktuellen Dauerbrenner „Roller“ vom Ludwigshafener Rapper Apache 207 alle Geschmäcker bedienten. Die „Faschingsfreunde Hoggene“ waren als Bienen unterwegs – mit einem riesigen Winnie-Puuh-Bären auf ihrem Wagen und dem eigenen Imker auf der Zugmaschine.

Keine schwerwiegenden Delikte

Tierisch-maritim sorgten gleich mehrere Gruppe für Stimmung: ob als Nixen wie die „Sippschaft vum Rhoi“ oder als Fische und Seesterne wie die „Bagaasch“ oder die Luxe, deren Wagen einem Boot nachempfunden war – die Altlußheimer Gruppen blieben ihrer geografischen Nähe zum Wasser im Thema treu.

Gruselig wurde es dagegen noch mal mit den Zugbremsern, die als Skelette durch die Straßen zogen und sogar ihren eigenen Teufel dabei hatten. Der Elferrat des PCC bildete das Schlusslicht des närrischen Lindwurms und verabschiedete seine Gäste mit einem ebenso donnernden „Plahoi!“ wie sie begrüßt wurden. Wenig später waren schon die orangefarbenen Kehrmaschinen des Bauhofs unterwegs, um die Überreste zu beseitigen.

Auf dem Waldpfad kehrte Ulrike Aufarth den Gehweg, damit die Gemeindemitarbeiter das Konfetti besser aufnehmen konnten. „Ich bin eigentlich keine Fasnachterin“, sagte sie, „aber der Umzug hat wirklich Spaß gemacht“. Im Vergleich zu den Vorjahren sei die Verschmutzung auch nicht sonderlich schlimm und sie freute sich, dass diesmal nicht überall kleine Schnapsfläschchen verstreut lagen. Die Einsatzleiterin der Polizei, Camilla Bäuerle, erklärte auf Nachfrage: „Der Umzug ist typisch verlaufen, wir hatten keine herausragenden Einsätze.“ Im Nachgang sei es zu zwei bis drei Körperverletzungen gekommen, schwerwiegende Delikte habe man aber nicht festgestellt. Um 17 Uhr waren auch die Standbetreiber angehalten, ihren Ausschank einzustellen, damit sich die Gruppen, die sich an der katholischen Kirche St. Nikolaus und den Sportplätzen gesammelt hatten, langsam auflösen konnten.

Info: Mehr Fotos gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de

Fasnacht

Plankstadt: Sonnenschein zum Jubiläum des Backenbläserumzugs

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Wertung des Zugkomitees

Wagen: 1. Landjugend Heidelberg, 2. Faschingsfreunde Hockenheim, 3. Altlossema Bagaasch.

Fußgruppen: 1. Zugbremser, 2. Sippschaft vum Rhoi, 3. Faschingsfreunde Hoggene, 4. Die Dorfkinder.

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