Plankstadt/Oftersheim. Den Begriff "Künstlerin" weist sie weit von sich - Karin Lehmann versteht sich als Handwerkerin. Was nichts mit Koketterie gemein hat, nein, auch falsche Bescheidenheit steckt nicht dahinter, sondern die Plankstadterin lenkt mit ihren Worten den Blick auf den eigentlichen Wortsinn - Handwerk. Mit den Händen werken, etwas schaffen. Und wenn man Glück hat, wenn alles stimmt, dann entsteht vielleicht Kunst. Doch das haben andere zu entscheiden, des Handwerkers Anliegen ist es, eine solide Arbeit abzuliefern.
Kunst kommt von Können
Natürlich, das weiß auch Karin Lehmann, bedarf es des gewissen Etwas, der Prise Können, die aus guter Arbeit Kunst macht. Wer sich in den nächsten Wochen die Zeit nimmt und ihre Bilder im Gewölberaum der Verwaltung oder den Obergeschossen des Rathauses anschaut, der merkt schnell, dass Kunst auf Handwerk ruht. Mit wenigen Pinselstrichen hat Lehmann ihr Objekt eingefangen, skizziert, ihm Leben eingehaucht. Doch es ist die Kunst der Pinselführung, der Farbauftrag, hier schwach, fast entschwindend hingehaucht, dort mit kräftigem Schwung auf die Leinwand gebannt, der eine Landschaft zum Leben erweckt. Die grünen, blauen und braunen Töne vereinen sich, werden zum lichten Weg im satten Grün der Natur. Diese Fähigkeit, Wirklichkeit mit dem Pinsel einzufangen und widerzuspiegeln, sie macht den Kick.
Und diese Wirkung spricht für sich, egal ob Lehmann von Kunst sprechen mag oder nicht. Natürlich hat sie recht, wenn sie betont, dass alle malen können, doch nicht jeder Maler Künstler ist und die Entscheidung hierüber anderen obliegt. Auf jeden Fall steht fest, Karin Lehmann hat ihr Handwerk von Grund auf verinnerlicht. Mit 24 Jahren "erlernte" sie ihr Handwerk bei Professor Horst Strempel in Berlin, übte sie den Umgang mit Rötel, Kohle, Aquarell und Gouache eingeweiht. Vier Jahre lang waren die Sujets der Malerei, vom Stillleben bis zum Akt, ihr zu Hause.
Die Liebe zum Theater
Früh hat sie, der die musische Veranlagung durch die Familie ihres Vaters, er und die Großeltern waren am Theater zu Hause, in die Wiege gelegt bekam, geheiratet. "Von der Schule weg", lacht sie und streift ihre weitere Entwicklung, die sie zunächst mit der Malerei verband, bevor sie 1973 ihre zweite große, künstlerische Liebe zum Beruf macht: das Theater.
Als "Quereinsteigerin", betont sie schmunzelnd, kam sie an die Städtische Bühne in Heidelberg. "Eigentlich wollte ich ja Schauspielerin werden", bekennt sie, die zunächst als Regieassistentin wirkt, bevor sie für 16 Jahre Inspizientin für das Schauspiel wird.
28 Jahre bleibt sie der Bühne treu, bis der Ruhestand winkt. Und heute? "Nein, ich vermisse das Theater nicht", trauert sie der Zeit nicht hinterher. Im Gegenteil, mittlerweile hat sie mit dem Theater nicht mehr viel am Hut, die neuen Stücke wollen ihr nicht gefallen. "Statt sich neue Themen einfallen zu lassen, werden alte Stücke verballhornt, das finde ich nicht gut", hadert sie mit dem Zeitgeist. Nein, wie auch bei der Malerei lässt sie sich von einem festen Standpunkt leiten, Kunst kommt von Können.
An ihrem eigenen hat sie in all den Jahren kräftig weitergearbeitet. Studienreisen, Sommerakademien oder Workshops, auf vielerlei Weise versuchte sie, sich neue Techniken anzueignen und damit ihren künstlerischen Horizont, um einmal das von ihr nicht gemochte Wort zu verwenden, zu erweitern.
Der alte und der neue Weg
Eine Entwicklung, die sich anhand der Werke nachvollziehen lässt. Ursprünglich in der Welt der Aquarell-Malerei zu Hause, malt sie heute überwiegend in Acryl, ohne andere Materialien zu schmähen.
Für die aktuelle Ausstellung im Oftersheimer Gewölberaum wollte sie einen repräsentativen Querschnitt durch ihr Schaffen zusammenstellen und dabei kam ihr ein Titel in den Sinn, der schon einmal vor Jahren eine Ausstellung mit ihren Werken zitierte: "Der alte und der neue Weg". Wobei, winkt sie ab, der neue Weg längst ein alter ist. Doch gerade in der Retroperspektive erhält er einen neuen Sinn. Denn anhand der Werke aus drei Jahrzehnten wird deutlich, dass der Weg immer Ziel ist, er am Ende Altes und Neues beinhaltet und damit jedes Bild zur Avantgarde des folgenden macht.
Für die Ausstellung in Oftersheim hat Lehmann ein besonderes Schmankerl organisiert: Der junge Gitarrist Franz Sattler aus Ketsch, Schüler an der Musikschule Schwetzingen, trotz seiner Jugend schon mehrfach preisgekrönt, wird drei klassische Stücke spielen.
Karin Lehmann wurde 1937 in Danzig geboren. Von 1943 bis 1953 besuchte sich die Grund- und Oberschule in Danzig und Meuselwitz in Thüringen.
1955 heiratete Karin Lehmann, sie ist Mutter von zwei Kindern, hat fünf Enkel- und ein Urenkelkind.
Von 1961 bis 1964 erlernte sie ihr "Handwerk" bei Prof. Horst Strempel in Berlin.
An der Städtischen Bühne in Heidelberg war sie von 1973 bis 2000 beschäftigt, zunächst als Regieassistentin, danach für 16 Jahre als Inspizientin für das Schauspiel.
Seit 1986 stellt Lehmann regelmäßig aus, sei es in Einzel- oder Gruppenausstellungen. Regelmäßig sind ihre Werke auf Sylt zu sehen, Studien- und Malreisen führten sie unter anderem nach Griechenland, Frankreich und durch ganz Deutschland. aw
Biografie von Karin Lehmann
Karin Lehmann wurde 1937 in Danzig geboren. Von 1943 bis 1953 besuchte sich die Grund- und Oberschule in Danzig und Meuselwitz in Thüringen.
1955 heiratete Karin Lehmann, sie ist Mutter von zwei Kindern, hat fünf Enkel- und ein Urenkelkind.
Von 1961 bis 1964 erlernte sie ihr "Handwerk" bei Prof. Horst Strempel in Berlin.
An der Städtischen Bühne in Heidelberg war sie von 1973 bis 2000 beschäftigt, zunächst als Regieassistentin, danach für 16 Jahre als Inspizientin für das Schauspiel.
Seit 1986 stellt Lehmann regelmäßig aus, sei es in Einzel- oder Gruppenausstellungen. Regelmäßig sind ihre Werke auf Sylt zu sehen, Studien- und Malreisen führten sie unter anderem nach Griechenland, Frankreich und durch ganz Deutschland. aw
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt_artikel,-plankstadt-spaziergang-durch-die-natur-der-farben-biografie-von-karin-lehmann-_arid,457551.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim.html