Plankstadt. Laute Musik schallt aus Lautsprechern am Rathaus Plankstadt. Vor den Eingangsstufen rudert sich Bürgermeister Nils Drescher schwitzend auf seinem Ergometer in Fahrt. In der Halterung des Sportgeräts sorgt eine Flasche Weldebier gegen isotonische Dehydrierung, ein Berliner Kreppel für die nötige Kalorienzufuhr. Fest entschlossen, den goldenen Schlüssel seiner heiligen Hallen nicht kampflos abzugeben, wird er am Samstagmittag von der couragierten Verwaltungsgefolgschaft nebst Gemeinderäten unterstützt. Dennis Winterkorn, Vorsitzender und Präsident des Plankstadter Carneval-Clubs und Vizepräsidentin Stefanie Strottner sind siegessicher: „Unsere Aufgabe ist es, die Regierungsgewalt an uns zu reißen. Wir haben hierfür tatkräftige Unterstützung der Ofdascha Hardtwaldhexen. Das wird schon klappen, zumal sie viel Konfetti dabei haben!“
Konfetti statt Kompromisse
Der Kampfgeist der in traditionelle Häs gekleideten Sturmtruppe ist enorm. „Der Bürgermeister hat keine Chance gegen uns. Er probiert es jedes Jahr vergeblich. Je mehr er sich wehrt, desto mehr Konfetti gibt’s“, kündigen die Hexen Wakanda, Valac und Farina an. Die Gemeindeverwaltung nimmt thematisch Bezug zu den Verzögerungen beim Neubau der örtlichen Sporthallen, und verwandelt das Rathaus pünktlich zum Sturm in eine große Sporthalle. „Alle, die Sport machen wollen, können wir hier unterbringen“, verkündet Drescher seine Strategie gegen die karnevalistische Übernahme. Im Rathaus soll es fortan Atemübungen am Kopierer, einen Turnverein im Treppengeländer, Kinderturnen im Trausaal und an Wahlurnen gespannte Tennisnetze geben.
Bürgermeister im Sportmodus
Dichtend reimt Fitness-Aspirant Drescher das Rathaus aus der drohenden Macht des PCC: „Ihr Narren, drum ist heut nix mit Sturm, das Rathaus ist Sportarena, geht doch zum Wasserturm!“ Selbst vor Bestechung in Form von kleinen Geschenken an die Närrinnen und Narren wird nicht zurückgeschreckt. Karnevalisten und Hexen wehren sich mit einem Konfetti-Schneesturm und verleihen mit Hexenbesen Nachdruck.
Elf närrische Paragrafen für die Verwaltung
Das blau-weiße Komitee hat eine Mission, die in elf Paragrafen feierlich verkündet und mit Vehemenz vorgetragen werden. Die Vorschläge, um die leere Gemeindekasse wieder zu füllen: Versteigerung des Bürgermeisters, wahlweise könne er den neuen Food-Trailer bewirtschaften, Ratsmitglieder könnten künftig als Bademeister einspringen und außerdem solle die neu gestaltete Ortsmitte endlich in Backenbläser Platz umbenannt werden. Das alles findet weder die Zustimmung des Bürgermeisters, noch seines Hallenwartes Wiedeweiß, verkörpert von Hauptamtsleiter Patrick Wiedemann.
Jede Forderung stößt auf textlich gereimte Verteidigung der Verwaltung, die nach Sekt und Schnaps verzweifelt zu drastischeren Maßnahmen greift, mit Konfettikanonen schießt und Trillerpfeifen einsetzt. Am Ende bleiben alle Anstrengungen vergebens. Nach Verlesung des Übernahmeparagrafen verkündet PCC-Vollstreckerin Maria Schütz, gehüllt in schwarze Richterrobe, das Urteil der Anklageschrift gegen den wehrlosen Bürgermeister. Besiegelt von einem lautstarken Plahoi geht der Rathausschlüssel nach hartem Duell in närrischen Besitztum über.
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