Hockenheim/Reilingen. Nach fast 20 Jahren an der Spitze der Musikschule hat sich Christian Palmer in den Ruhestand verabschiedet und den Stab an seinen Nachfolger Stephan Udri übergeben. Würdigungen und bewegende Abschiedsworte gab es zuhauf – zu Recht, immerhin hat Palmer im Verlauf seiner Amtszeit die Musikschule umfassend ausgebaut und dauerhaft als bedeutende kulturelle Institution etabliert.
Den festlichen Rahmen am Samstagabend bot das Martin-Luther-Haus in Reilingen mit Musikbeiträgen von Judith Simon und Willi Ester, einem Sektempfang, Gruß- und Dankesreden sowie einer Fotoschau beim gemeinsamen Essen zum Ausklang. Der Geehrte selbst wollte nicht allzu viel Aufhebens um seine Person machen, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung zugab. Für die überschaubare Zahl an geladenen Gästen fand er den Saal im Lutherhaus ideal – nicht zuletzt, da Reilingen auch sein Wohnort ist.
Tränen flossen keine, gerührt war das Publikum bei all den Rückblicken und Dankesworten dann doch. Viele bewegende Momente fing es mit großem Applaus auf. Offenkundig war allen bewusst, dass hier, nach 19 Jahren, nicht nur ein Vertrag endet, sondern auch ein zentrales Lebenswerk seinen Abschluss findet.
Würdigungen, Lob und Anerkennung kamen aus berufenem Munde. Stephan Udri, Palmers Stellvertreter, begrüßte zu diesem besonderen Anlass den Hockenheimer Bürgermeister Matthias Beck, den Reilinger Rathauschef Stefan Weisbrod, Friedbert Blaschke, Ingeborg Bamberg, Hockenheims Altbürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg, Vertreter der Volkshochschule, des Stiftungskuratoriums und Freundeskreises der Musikschule, Freunde, Familie und Wegbegleiter. Er würdigte Palmers Wirken mit den Worten: „Wir alle sind hier, um unsere Wertschätzung sichtbar zu machen, um danke zu sagen für das große Engagement und die Beharrlichkeit, mit der du die Musikschule über 40 Jahre nachhaltig geprägt hast, sowohl als Pädagoge als auch als Leiter.“ Der Wechsel wurde vertrauensvoll und vom gegenseitigen Respekt vorbereitet, so Udri, um die Musikschule weiter stark in die Zukunft zu führen.
Im Namen der Stadt Hockenheim überbrachte Beck die Glückwünsche. „Was Sie auf die Beine gestellt haben, ist erstaunlich“, sagte er, „Sie haben die musikalische Früherziehung verbessert, die Musikschule mit Schulen und Vereinen vernetzt, sodass Musik nicht nur hinter verschlossenen Türen stattfand, sondern mitten im Leben der Stadt. Sie haben die Konzertaufführungen erweitert, Stadtchöre wie den Liederkranz oder Belcanto dirigiert. Sie haben der Musikschule ein eigenes Logo gegeben, damit klar ist: Hier wird Qualität großgeschrieben.“
Zudem erwähnte Beck, dass Palmer den Förderverein gegründet habe, damit aus Ideen auch echte Projekte werden. Als Krönung habe er den Weg zum neuen Musikschulgebäude geebnet, den Flügel – ein echtes Schmuckstück – beschafft und bei „Jugend musiziert“ beachtliche Preise gewonnen. „Sie haben nicht nur die Musikschule, sondern auch Hockenheim geprägt“, hob er hervor. „Auch wenn Sie den Stab weitergeben, ich bin sicher, Sie werden der Musik weiterhin treu bleiben.“
Reilingens Bürgermeister Stefan Weisbrod brachte seine Dankbarkeit in Form eines Präsents zum Ausdruck, dessen Idee in Neulußheim geboren, in Altlußheim gestaltet und in Reilingen eingelöst wurde. Denn „hinter dem schönen Namen der Kreisstadt Hockenheim, der Musikschule Hockenheim, verbergen sich noch drei weitere Verwaltungsgemeinden, vertreten hier durch Friedbert Blaschke, Ingeborg Bamberg und mich“, so Weisbrod. „Eigentlich wollen wir Sie nicht loslassen“, sagte er, „ohne Sie, ohne Ihr Engagement, Talent, ohne Ihre Begabung, ohne Ihr Gesicht können wir uns die Musikschule gar nicht vorstellen.“ Er würdigte Palmer als „Meister seines Fachs, für den Musik die Sprache der Welt ist, die alles zusammenhält – in Horan vorbildlich verkörpert, ein Glücksfall und Segen“.
In seinem Rückblick und seiner Dankesrede rief Christian Palmer prägende Erfahrungen in Erinnerung. „Ich stehe hier schon mit sehr gemischten Gefühlen“, gestand er. „Zum einen ist es Wehmut, denn es fühlt sich merkwürdig an zu wissen, dass man nicht mehr zuständig ist für die gewohnten Aufgaben und dass die Verantwortung jemand anderer übernimmt. Zum anderen erfüllt es mich mit Stolz und Dankbarkeit für die vielen guten, erfolgreichen und unvergesslichen Momente.“
Seit seiner Amtsübernahme ist natürlich viel geschehen. Die aus den 1970er-Jahren stammende Struktur sei dringend reformbedürftig gewesen. Neben den Alltagsgeschäften galt es, Sonderaufgaben zu bewältigen: ein neues Verwaltungsprogramm, die Erarbeitung von Geschäftsbedingungen, den Aufbau einer Homepage, die Gestaltung von Werbematerialien wie Flyern, Plakaten oder Briefbögen. Palmers größter Dank galt seiner Frau Anke sowie Annelie Seifert, „die sich weit über das normale Maß einer Lehrkraft engagiert haben und ohne deren Rat und Hilfe vieles nicht möglich gewesen wäre“. Wichtig sei ihm, dass die geschaffenen Strukturen sich unter der neuen Ägide kreativ weiterentwickeln. Die Zeichen stehen auf Kontinuität, schon jetzt sei klar, dass unter Stephan Udri vieles fortgeführt wird.
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