Reilingen. „Ich bin tatsächlich davon überzeugt, dass die meisten von denen die hier sitzen, es noch erleben werden, das Frauen geweiht werden. Es ist nicht aufzuhalten, es wird kommen und es wird die Kirche ungeheuer bereichern.“ Mit diesen zuversichtlichen Worten, verbunden mit der einer Ausstrahlung unendlicher Hoffnung, Zuversicht, Überzeugung und Freude beendete Schwester Philippa Rath ihren Vortrag beim katholischen Bildungswerk in Reilingen.
Die rund 85 Besucher waren über eine Stunde geradezu in die Worte der Schwester vertieft und man hätte in der Ruhe im Wendelinushaus ohne Probleme eine Stecknadel hätte fallen hören. Dies zeigte deutlich, dass das Thema „Frauen ins Amt – weil Gott es so will“ auch, oder vielleicht ganz besonderes in den Kirchengemeinden vor Ort, ein sehr wichtiges und interessantes Thema ist.
Schwester Philippa Rath lebt in der Benediktinerinnenabtei Sankt Hildegard in Eibingen bei Rüdesheim und ist Delegierte des Synodalen Weges, bei dem sie Mitglied im Synodalforum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ ist.
In diesem Zusammenhang schrieb sie zwölf Frauen an, von de-nen sie wusste, dass sie in sich die Berufung zur Priesterin verspürten, dieser aber auf Grund ihres Geschlechtes in der katholischen Kirche nicht folgen durften. Am Ende erreichten die engagierte Schwester 150 Geschichten von Frauen im Alter von 20 bis 94 Jahren, die geprägt waren von Traurigkeit, Leid, Sehnsucht und Verletzungen.
Aktuelle Diskriminierung
Aus diesen berührenden Geschichten entstand dann ihr erstes Buch „Weil Gott es so will“. Damit wird einem die Diskriminierung, die auch noch im 21. Jahrhundert in der katholischen Kirche herrscht deutlich vor Augen geführt.
„Ich hänge an meiner Kirche. Sie bereitet mir große Schmerzen, hängt mir aber sehr am Herzen“, schreib eine der jüngsten Frauen. Und genau für diese Frauen kämpft Schwester Philippa und ist überzeugt, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Frauen in der katholischen Kirche ihrer Berufung folgen können.
„Auch ich liebe meine Kirche und leide unter ihr“, sagte die Schwester und hat für sich und die vielen Frauen bereits viele schwere Kämpfe gekämpft und wird mit ihrer straken und zugleich ruhigen Persönlich-keit gewiss noch viele Männer der Kirche zum Umdenken bewegen. Bei einigen ist es ihr bereits gelungen. So berichtete sie von einem Bischof, der sie bei der ersten Versammlung massiv angegangen sei und der von Philippa Rath gleich nach dem Erscheinen das Buch zugeschickt bekam.
Dieser meldete sich einige Wo-chen später voller Ergriffenheit und hat sein Denken nun deutlich geändert. Auch hätten zehn Bischöfe Tränen in den Augen gehabt, als die Schwester das Buch beim Synodalen Weg vorgestellt habe. Jedoch sei es traurig, dass viele nicht dazu bereit seien, neue Wege zu gehen, um Frauen den Zutritt zu Ämtern in der Kirche zu ermöglichen. „Damit verschwenden wir Begabungen, denn mit Frauen in den Ämtern wären die Gemeinden und Pfarrhäuser wieder besetzt“, sagte Schwester Philippa. Würden Frauen in den Ämtern gleichberechtigt werden, wäre quasi auch die Klage nach Nachfolgern Geschichte.
Direkte Sanktionierung
Gemeinsam mit Burkhard Hose, der im vergangenen Jahr zu Gast beim Bildungswerk war, brachte Philippa Rath dann ihr zweites Buch „Frauen ins Amt“ heraus. Darin schildern Männer ihre positiven Meinung zu der Besetzung der Ämter mit Frauen. Traurig sei jedoch, dass einige Männer ihre Äußerungen zurückhalten müssten, da sie Angst um ihre eigene Position hätten. „Wer sich für Frauen im Amt engagiert, fällt durch“, ergänzte die Schwester mit gesenktem Blick.
Dabei seien viele davon überzeugt, dass die Einbindung der Frauen auch die beste Prävention des sexuellen Missbrauchs sei. Somit möchte Philippa Rath weiter dazu aufrufen, neue Traditionen zu schaffen und aktiv dafür weiter zu kämpfen. „Die Zeichen der Zeit schreien nach Frauen im Amt – auch als Priesterinnen“, sagte sie voller Überzeugung.
Bei der Fragerunde wurde dann auch gleich die Frage gestellt, woher sie die Überzeugung nehme, dass viele dies noch erleben würden. Dies beantworte sie damit, dass schon viel passiert sei in diese Richtung und sie in voller Hoffnung dafür lebe. „Ich würde das auch begrüßen, dass Frauen das machen, was auch die Männer machen“, bestätigte ein männlicher Besucher.
Die tiefgründigen Fragen zeigten, dass das Thema die Menschen im Raum sehr bewegt hatte und dies gewiss Schwester Philippa neue Kraft dafür gibt, sich weiter für die Gleichberechtigung der Frauen in der katholischen Kirche zu engagieren. Im Namen aller dankte Anne Assmann dafür und auch für das Kommen der bewundernswerten Schwester, die von Bürgermeister Stefan Weisbrod auch einen Korb mit Reilinger Vitaminen bekam.
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