Im Porträt - Afkan Atasoy sitzt für die SPD neu im Gemeinderat / Als unabhängiger Bewerber auf Anhieb gewählt / Kfz-Techniker und Meister schätzt Gemeinschaftsgeist

Die Gemeinde noch wohnlicher machen

Von 
Andreas Wühler
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Durch das Geschäft seiner Eltern in Reilingen gut bekannt: Afkan Atasoy, hier im Büro seines Betriebs, musste sich den Wählern nicht erst vorstellen © Lenhardt

Reilingen. Von einem „süßen Schock“ spricht Afkan Atasoy im Dialog mit unserer Zeitung und freut sich sichtlich auf die vor ihm liegenden Aufgaben. Der 35-jährige Kfz-Meister und Techniker trat erstmals zur Kommunalwahl an und wurde prompt für die SPD in den Rat gewählt. Besonders freut er sich über das Vertrauen, das ihm die Wähler damit ausgesprochen haben und das er vergelten will: „Die Leute müssen sich darauf verlassen können, dass ich für sie eintrete“, hat er sich vorgenommen, die Wünsche und Anregungen, die an ihn herangetragen werden, in die Ratsarbeit einzubringen.

Knapp 1,7 Prozentpunkte bei der Kommunalwahl verloren, aber die vier Mandate im Gemeinderat verteidigt – für die hiesigen Sozialdemokraten war das Ergebnis des Urnengangs unterm Strich akzeptabel. Aber für Afkan Atasoy ein großer Erfolg. Seine Eltern kamen 1982 aus der Türkei nach Reilingen. „Sie wurden freundlich aufgenommen und in die Dorfgemeinschaft integriert“, blickt der Sohn zurück, der sich selbst als „Reilinger Bub“ fühlt und mit seiner Heimatgemeinde, in der er das Licht der Welt erblickte, eng verbunden ist.

Seine Eltern hatten fast drei Jahrzehnte einen Obst-und Gemüseladen, in dem sie auch Geschenke verkauften, und durch den sie in der ganzen Gemeinde bekannt wurden. Weshalb auch der frischgebackene Gemeinderat in der Gemeinde bekannt ist, was sich im Wahlergebnis niederschlug. Dem Vertrauen, das ihm die Reilinger entgegengebracht haben, will Atasoy unbedingt gerecht werden, weshalb er das Amt mit vollem Einsatz ausfüllen will.

Aus der großen Welt zurück

Wobei der Kfz-Mechaniker auf seinen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann. Mit 24 Jahren legte er die Meisterprüfung ab, ist seitdem Kfz-Techniker und Meister und war anschließend in der ganzen Welt tätig. Eine Zeit, die ihn noch heute mit Freude erfüllt, dennoch zog es ihn in die Heimat zurück – „in Reilingen ist es einfach am schönsten“ – und nun hat er seit einigen Jahren seinen eigenen Betrieb, „Kfz-Zentrum Atasoy“, im Alten Rottweg.

Einer seiner Kunden ist der SPD-Fraktionsvorsitzende Dieter Rösch, und Atasoy – schon immer ein politisch interessierter Mensch – hat ihn mit Fragen nach der Kommunalpolitik „gelöchert“, wie er scherzend anmerkt. Nein, die Sozialdemokratie liegt ihm am Herzen, und mit Rösch konnte er vieles bereden und so reifte der Entschluss in ihm, sich auf der SPD-Liste aufstellen zu lassen. Ein Angebot, das der Ortsverein mit Freude annahm.

Bezeichnete sich Atasoy im Wahlprogramm der SPD noch als „unabhängiger Bewerber“, so ist er momentan dabei, dies zu ändern, der Partei beizutreten. Auch wenn diese nach dem Abgang von Nahles derzeit keine gute Figur abliefert. Oder gerade deswegen – Atasoy will sich dafür einsetzen, dass sich die Partei vor Ort der Jugend öffnet, ihr Image entstaubt.

Und er will die Jugend mit konkreten Punkten für die Politik gewinnen. Sie sollen sehen, dass man sich um sie kümmert. Wobei, räumt Atasoy ein, in der Gemeinde schon viel getan werde. Die Kinderbetreuung sei großartig, weshalb in Reilingen auch die Kinderzahlen boomten, die Umwandlung der Schillerschule in eine Gemeinschaftsschule findet er klasse und ganz besonders freut ihn, dass es nun eine Kooperationsklasse mit der Comeniusschule gibt: „Das ist wunderschön.“

Als Handwerker und Unternehmer liegt ihm das Gewerbe am Herzen und auch hier will er die Stärken der Gemeinde mehr ins Licht rücken: „Wir haben tolle Betriebe hier, die für den Weltmarkt produzieren“, lobt er die Vielfalt vor Ort, die momentan durch viele Kleinbetriebe noch bunter wird, auch wenn ihn schmerzt, dass der Mittelstand eher am Schrumpfen ist. Hier will er für mehr Transparenz sorgen, den Bürgern vermitteln, was alles geleistet wird und nachgefragt werden kann.

Hohe Standards erhalten

Kurzum, Afkan Atasoy will sich dafür einsetzen, dass seine Heimatgemeinde noch wohnlicher wird. Ein Pfund, mit dem man angesichts der Wahlerfolge am rechten Rand in Deutschland, angesichts der verworrenen weltpolitischen Lage wuchern müsse. Denn, so seine Überzeugung, „uns geht es gut“.

Atasoy, der beruflich viel herumgekommen ist, der auch privat gerne reist und andere Kulturen kennenlernt, stellt im Ausland immer wieder die Vorzüge Deutschlands fest. Hierzulande gebe es eine funktionierende Infrastruktur und, speziell in Reilingen, ein harmonisches Vereinsleben, ein Miteinander, das nicht hoch genug einzuschätzen sei.

Dies zu erhalten und auszubauen sowie hier und da sozialdemokratische Akzente zu setzen, das hat sich der Neugemeinderat, der sich selbst als aufgeschlossen und lustig bezeichnet, vorgenommen. Und so, wie er mit seiner Gemeinde zufrieden ist, wird er so schnell die Freude an der Kommunalpolitik nicht verlieren.

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