Reilingen/Frankfurt. Einmal im Leben vor einem großen Publikum im Rampenlicht stehen und sich wie ein Star fühlen können. Wer hatte diesen Traum noch nicht? Manchmal werden solche Träume aber auch wie durch ein Wunder war: Lennart Weik (12) weiß nun, wie es sich anfühlt, vor 9000 Zuschauern aufzutreten, und auch einige Autogramme wurde er in der Schule los. Gleich zweimal war er als Darsteller in der Pferdeshow "Apassionata" mit dabei. Was er dabei erlebt hat, berichtete er im Gespräch mit unserer Zeitung.
Mit Fotobuch beworben
Angefangen hatte alles mit Mama Inas Besuch der Show vor zwei Jahren. Im Herbst vergangenen Jahres dann erhielt sie einen Veranstaltungsnewsletter mit dem Aufruf "Abenteurer gesucht". Da Sohn Lennart genau in die gewünschte Altersgruppe passte, schlug seine Mutter ihm vor, sich als Abenteurer zu bewerben. "Muss ich da reiten?", sei seine erste Frage gewesen. Denn trotz pferdenärrischer Mutter und Pferden hinter dem Haus, war Lennart gegen das Pferdefieber bisher recht resistent geblieben.
Auch wenn er nicht so recht wusste, was auf ihn zukommen würde, schickte Lennart im November mutig seine Bewerbungsunterlagen in Form eines Steckbriefes ab. Um sich aus der Masse hervorzuheben, hatten Mutter und Sohn ein kleines Fotobuch gestaltet. Fehlen durften darin natürlich außer jeder Menge Fotos weder die vielen Hobbies (Leichtathletik, Klavier, Windsurfen, Badminton) des sympathischen blonden Jungen, noch die Haustierschar, zu der neben dem Pferd der Mutter auch Hunde und Kaninchen zählen.
Da war der Jubel groß
Nachdem dann zunächst einmal eine Weile nichts passiert war, kam schließlich die Bitte, eine Telefonnummer mitzuteilen, da die endgültige Entscheidung telefonisch mitgeteilt werde. Hier gab es auch bereits den ersten Hinweis, dass es Lennart zumindest in die engere Auswahl geschafft hatte. Als schließlich zwei Wochen vor der Show in der Frankfurter Festhalle ein Anruf kam, dass Lennart dabei sein würde, war der Jubel groß.
Toller Tag in Frankfurt
Natürlich mussten die Eltern dem Auftritt zustimmen und verschiedene Bescheinigungen von Arzt, Schule und Jugendamt einholen. Für Lacher sorgte hierbei eine Dame, die sehr genau wissen wollte, welche Rolle Lennart denn da übernehmen würde. Sie hatte sich nämlich verhört und war wohl etwas schockiert, dass Lennart an der Modenschau eines Unterwäscheherstellers mit ähnlichem Namen teilnehmen würde.
Am Wochenende nach Fasnacht war es dann soweit. Das erste Mal ging es am Freitag nach Frankfurt. Damit Lennart und der zweite Darsteller, der sich mit ihm die fünf Auftritte teilte, auch genau wussten, welchen Part sie im Stück übernehmen würden, hatten sich die beiden schon am Freitag einzufinden.
An diesem Tag fand nach einer Sightseeingtour durch die hessische Metropole zusammen mit der Familie und dem Kennenlernen mit dem für die Jungen zuständigen Betreuer zunächst ein Gespräch mit der Choreographin stattfand, bevor eine exklusive Stallführung auf dem Programm stand.
Auch das Kostüm bekam Lennart an diesem Tag zum ersten Mal zu Gesicht. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen, Lederkappe, karierte Hose und Pullunder gehören dann eben doch nicht zur Alltagsgarderobe des sonst eher lässig gekleideten Jungen.
Am Samstag stand am Nachmittag Lennarts erster großer Auftritt auf dem Programm. Damit auch ja nichts schief gehen konnte, hatte sich Lennart sogar Notizen gemacht, die er vor dem Auftritt noch einmal durchging.
Auf die Frage, ob er nervös gewesen sei, antwortet der Gymnasiast, dass es in der ersten Halbzeit noch erträglich gewesen sei. Dann jedoch kam ihm der Gedanke "Jetzt wird's ernst" und als er sich schließlich im Backstagebereich einfand, sei die "Nervosität hochgekocht". Verzogen habe sich diese auch während des Auftrittes nicht, aber da habe er sich sowieso nicht darauf konzentrieren können.
Die Aufgabe des jungen Darstellers bestand darin, sich am Ende der Show mit einem der Hauptdarsteller im Schneidersitz auf ein Podest zu setzen, ins Publikum zu zeigen und langsam eine Schriftrolle zu öffnen. Damit das Ganze möglichst authentisch wirkte und die Botschaft auch ohne die beiden tatsächlich verständlich zu hören war, mussten jede Menge Körpersprache und Gesten zum Einsatz kommen.
"Unser kleiner Star"
Im Anschluss an die Show habe sich Lennart einerseits erleichtert gefühlt, war aber, wie sicher auch sein "Fanclub", bestehend aus den Eltern, Omas und Opa sowie einigen Kollegen der Mutter, auch ziemlich stolz. Wie die "Großen" durfte er sich am Ende vor dem Publikum verbeugen, sogar sein Name wurde im Hintergrund mit dem Zusatz "Unser kleiner Star" eingeblendet. Nur das mit dem Ort passte nicht so ganz, die Stimme aus dem Off machte Lennart nämlich kurzerhand zum Frankfurter. Als Dankeschön gab es übrigens VIP-Karten für die Sonntagabendvorstellung, in der Lennart noch einmal dabei war. Und dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen und in das ganz normale Leben zurückzukehren.
Lieber Tierarzt statt Schauspieler
Auch wenn er eigentlich kein Schauspieler werden möchte, sondern lieber Tierarzt, könnte sich Lennart, der schon als Kind von den Eltern immer als guter Schauspieler und vom Klavierlehrer als "Rampensau" bezeichnet wurde, vorstellen, mal wieder auf einer Bühne mitzuwirken.
"Wenn ich 18 bin, bewerbe ich mich vielleicht mal bei der Lindenstraße. Für eine Gastrolle", fügt er fröhlich hinzu. Kein Wunder, denn das "Apassionata"-Wochenende war "der Hammer". Da sind sich Mutter und Sohn einig.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/reilingen_artikel,-reilingen-fuer-lennart-weik-einfach-der-hammer-_arid,323396.html