Reilingen. Bei der Frühjahrssitzung des Gemeinderates, wie Bürgermeister Stefan Weisbrod die Märzsitzung des Reilinger Rates nannte, zeigte sich die Tagesordnung im frühen Stadium des Wachstums – sie war sehr überschaubar. Neben der Gebührenerhöhung für den Mittagstisch in der Mensa (wir berichteten) standen noch zwei Arbeitsvergaben auf der Tagesordnung.
In diesem und den beiden kommenden Jahren steht die Reinigung des Kanalnetzes an. Während 2023 und 2025 jeweils das gesamte Kanalnetz mit einer Länge von rund 40 Kilometern gereinigt werden muss, stehen 2024 lediglich die Hauptkanäle mit einer Länge von 25 Kilometern zur Säuberung an. Die Sinkkästen müssen hingegen jährlich gesäubert werden.
Anlehnend an diesen Rhythmus wurden die Arbeiten von der Gemeinde für drei Jahre ausgeschrieben, verknüpft mit der Option einer Verlängerung um ein Jahr. Die Kostenberechnung des prüfenden Ingenieurbüros Willaredt ging von Kosten in Höhe von rund 180 000 Euro aus, an der Ausschreibung beteiligten sich vier Firmen und die Angebote lagen zwischen 135 000 und 197 000 Euro.
Die billigste Bieterin war in den Augen des Büros und des Gemeinderates nicht die wirtschaftlichste Bieterin. In Zweifel gezogen wurden die technische Leistungsfähigkeit und bei einem Einsatz in der Gemeinde vor Jahren fehlte laut Tischvorlage der Säuberung die Gründlichkeit. Weshalb das Büro Willaredt dem Rat die Firma Fröhlich aus Nußloch mit einer Angebotssumme von 148 000 Euro vorschlug. Die Firma war bereits in den Jahren 2018 bis 2022 mit der Kanalreinigung in Reilingen beauftragt – zur vollen Zufriedenheit aller Beteiligten.
Der Gemeinderat folgte der Empfehlung einstimmig und ohne Aussprache. Wie auch beim folgenden Tagesordnungspunkt, als es um die Sanierung des Hebewerks ging. Dieses wird zusammen mit einem Regenrückhaltebecken betrieben und fördert das Abwasser, meist aus Regen resultierend, mit drei Schneckenpumpen über den Hauptsammler in Richtung Kläranlage Hockenheim.
Kosten von über einer Million Euro beim Reilinger Hebewerk
Das Hebewerk ist in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig. Insgesamt werden die notwendigen Arbeiten vom Ingenieurbüro Schulz mit rund 1,26 Millionen Euro veranschlagt. Sie sind in drei Abschnitte gegliedert, von der Sanierung des Schmutzwasserhebewerks über die Modernisierung und Erweiterung des Regenwetterpumpwerks bis hin zur Sanierung des Regenüberlaufbeckens. Nachdem der Rat im Dezember bereits die Erneuerung der Rohrschrauben in Auftrag gegeben hat – rund 430 000 Euro sind hierfür fällig – steht nun die Vergabe der Arbeiten für die Betonsanierung des gesamten Abwasserhebewerks an. Die Arbeiten sollen in Abstimmung mit den anderen Sanierungsschritten sukzessive ausgeführt werden.
An der Ausschreibung beteiligten sich 19 Firmen, sechs von ihnen gaben ein Angebot ab und als billigste Bieterin erwies sich die Firma B-quadrat aus Dreieich mit rund 365 000 Euro. Sie ist laut dem Ingenieurbüro Schulz auch die wirtschaftlichste Bieterin und erhielt einstimmig den Zuschlag.
Zum Schluss seiner Sitzung hatte der Gemeinderat noch die Aufgabe, die Jagdgenossenschaftsversammlung einzuberufen. Die Versammlung findet im Rhythmus von sechs Jahren statt und zu ihrer Einberufung zählt auch, die Jagdgenossenschaftssatzung den jeweiligen Gesetzesänderungen anzupassen. Hierbei wird in der Regel auf das Satzungsmuster des Gemeindetages Baden-Württemberg zurückgegriffen. So auch im konkreten Fall.
Gleichzeitig mit dem Beschluss über die Einberufung und die aktualisierte Satzung billigte der Rat einstimmig die Fortschreibung des Jagdkatasters. Die Verwaltung wird den entsprechenden Auftrag an ein Fachbüro vergeben. Unter dem Jagdkataster verstanden wird ein Verzeichnis alles Mitglieder der Jagdgenossenschaft samt der Angabe der jeweiligen Grundflächenanteile am gemeinschaftlichen Jagdbezirk. Aus den Anteilen errechnet sich das Stimmenverhältnis der Jagdgenossenschaftsversammlung.
Bei den abschließenden Anfragen der Gemeinderäte wollte Simon Schell (Grüne) die Anfangszeiten der Betreuungseinrichtungen in der Gemeinde vereinheitlicht wissen und erkundigte sich Peter Kneis (CDU) nach der Arbeit des Jugendgemeinderates. Im April finde eine Sitzung statt, betonte Weisbrod, der auf den Einsatz der Jugendlichen beim Dreck-weg-Tag verwies, als von ihnen der Jugendplatz gesäubert wurde.
Peter Künzler (FW) wünschte sich für den Bolzplatz an der Wörschgasse einen Betonbelag, auf dem Fußball gespielt werden kann. Eventuell, fügte er hinzu, ließen sich noch Basketballkörbe aufstellen. Weisbrod regte an, die Frage in Zusammenarbeit mit dem Jugendgemeinderat zu klären.
Reilingen: Müllkippe Nachtwaidgraben
Dieter Rösch (SPD) war mit dem Ergebnis des Dreck-weg-Tages mit Bereich Siemensstraße, Nachtwaidgraben nicht einverstanden. Jedes Jahr werde dort mehr Müll gefunden, monierte er und bezeichnete es als ein Unding, den Nachtwaidgraben als Müllkippe zu benutzen. Dem Bürgermeister ist die Problematik bekannt, in dem Gebiet dürften Lkw abgestellt werden und habe man ein Problem mit schlafenden Fahrern und deren Müllentsorgung.
Zum Schluss forderte Peter Schell (FDP) die Einberufung des Ausschusses für Umwelt und Natur, um in ihm über die Probleme im Zusammenhang mit dem sinkenden Grundwasserspiegel zu sprechen. Womit er an eine Anfrage eines Bürgers zu Beginn der Sitzung anknüpfte, der den Vorschlag gemacht hatte, den Kraichbach zu stauen, um den Grundwasserspiegel zu erhöhen. Was wohl kaum gehen wird, beschied ihm Bürgermeister Weisbrod, der Bach sei ein klassifiziertes Gewässer, für den die Gewässerdirektion Oberrhein zuständig sei, nicht die Gemeinde, weshalb hierüber nicht entschieden werden könne.
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