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Landfrauen Reilingen feiern Jubiläum mit „Männer ohne Nerven“

Sie singen von schreienden Babys und Horror-Schlafliedern: Die A-Capella-Band „Männer ohne Nerven“ unterhielt die Reilinger Landfrauen. So kam der Auftritt an.

Von 
Rita Weis
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„Männer ohne Nerven“ (v. l.) Norbert Kotzan, Philipp Lechhorn, Thorsten Werden, Christoph Schmidt musizieren „... im Stroh“. © Rita Weis

Reilingen. Groß feiern in ländlicher Idylle – dazu luden die Landfrauen Reilingen am Samstagabend in der Geng’schen Seehof-Scheuer ein, wo über 300 Gäste in herzlicher, fast schon familiärer Atmosphäre einen fröhlichen Abend genießen konnten. „Wir haben uns selbst ein Geschenk gemacht“, sagte Sabine Petzold, Vorstandsmitglied des Vereins, „und das A-cappella-Quartett ,Männer ohne Nerven‘ eingeladen.“ Denn der Landfrauenverein feiert in diesem Jahr auf seinen 75. „Geburtstag“.

Eine offizielle Feier fand bereits im Januar in der Fritz-Mannherz-Halle in Reilingen statt. Diesmal sollte es „privater“ zugehen. „Die Herren werden musikalisch ihre Männergeschichten zu Fragen erzählen, die Frauen gar nicht einfallen würden,“ kommentierte sie. Die Landfrauen kennen das Quartett, denn die vier Sänger waren bereits 2009 in Reilingen – und das hatte Spaß gemacht, wie Moderatorin Claudia Geng, die erste Vorsitzende und Hofbesitzerin, berichtete.

Beim Comedy-Abend herrschen viel Besuch und beste Stimmung. © Rita Weis

Mit dem Comedy-Abend fügte sich ein neues Event zu der Veranstaltungsreihe „… im Stroh“ hinzu, wozu die Landwirtsfamilie ihr Lager, ein ehemaliger Kuhstall, bis auf mehrere Strohballen geräumt hatte. Dass es leckeres Selbstgemachtes zu essen und zu trinken gab, gehörte schon fast zum Pflichtprogramm der Landfrauen.

„Männer ohne Nerven“ beim Jubiläum der Landfrauen: Schöne Stimmen, die überzeugen

Man wartete geduldig auf den Auftritt der Sänger, als ihre Stimmen von draußen erklangen. Die Melodie von „Also sprach Zarathustra“ singend hielten sie Einzug: Norbert Kotzan im Sakko, Philipp Lechhorn in Latzhose, Thorsten Werden im orangefarbenen T-Shirt und kurzer Hose und Christoph Schmidt in seinem geliebten Norweger-Pullover und mit der Stimmgabel. „Männer ohne Nerven sagen höflich guten Tag.“

Sogleich merkte man, dass die vier Herren ausgesprochen schöne Stimmen hatten und gesanglich hervorragend miteinander harmonierten. Musikinstrumente waren nicht vonnöten, denn diese machten die Vier einfach und sehr überzeugend mit Stimmen und Body-Perkussion nach. Für den allseits guten Ton sorgte Horst Lotterhoß am Mischpult.

Aus ihren Erzählungen wird deutlich: Ein paar Nerven hat das Quartett dann doch. © Rita Weis

Sodann gaben sie ihrem Auftritt einen Rahmen: Eine therapeutische Männergruppe, wo sie sich angeblich alle kennengelernt hatten. Da bespreche „mann“ seine persönlichen Probleme, von denen man nun in dieser öffentlichen Therapiesitzung erzähle. Diese Probleme hatten natürlich viel mit den Frauen, Beziehungen und alltäglichen Missgeschicken zu tun. Da waren das Mädchen, das nicht lacht („Bitte, bitte, lächle einmal für mich“), und Inge, die beim Fußballschauen am Samstagabend nervt. Außerdem ging es um eine Frau, die ihren Mann für einen reicheren verlassen hat, um den Reinfall mit einer Herzblatt-Partnerin, um sehr teure Schönheitschirurgie und einen guten Freund, der eigentlich lieber mehr für die Freundin wäre.

Die Vorstandsmitglieder (v. l.) Erika Hoffmann, Heide Flick, Sabine Petzold und Claudia Geng, die Hofbesitzerin, haben ebenfalls Spaß. © Rita Weis

Nicht zuletzt drehten sich die Geschichten um viel zu scharfes Chili con Carne und um Maden in einer Mettwurst, die man vergessen hat, vor der Urlaubsreise wegzupacken. Schließlich überlegten sich die vier „Männer ohne Nerven“, ob sie beim Eurovision Song Contest mitmachen sollten, um endlich einen guten Platz für Deutschland zu erzielen; dazu müssten sie sich umstylen, was sie dann auch in der Pause taten.

„Männer ohne Nerven“: Von schreienden Babys und einem Horror-Schlaflied

Mit einer Parodie auf einen Catwalk kamen die vier Herren posierend auf die Bühne zurück. Sie trugen nun schwarze Anzüge. Weiter erzählten sie vom Einkaufen beim Discounter („Don’t worry be happy“), vom Älter- und damit Ungeduldiger-Werden, von schreienden Babys und übermüdeten Eltern; „man wär‘ so gern romantisch, aber das Baby schreit gigantisch“. Ein irres Horror-Schlaflied („La-le-lu, nur der Mann im Mond schaut zu, wenn die kleinen Babys schlafen“) hatte die Gruppe extra für medienverzogene Kinder erfunden, und ließ auch die Besuchern frösteln.

Nach ein paar weiteren Songs neigte sich das Konzert dem Ende zu. Ein hinreißendes, rhythmisch starkes „Pata Pata“, bei dem das Publikum angeleitet mitsang, sollte der Abschluss werden. Die vier Sänger hatten in ihrem fast dreistündigen Auftritt alles gegeben. Dankend überreichten ihnen die Landfrauen einen echten Reilinger Käskuchen. Mit dem Volkslied „In einem kühlen Grunde“ verabschiedete sich das Quartett unter tosendem Applaus, denn gehen lassen wollte man die Vier immer noch nicht so richtig.

Zum Schluss überreichen die Landfrauen den „Männern ohne Nerven“ einen echten Reilinger Käskuchen. Am Mikrofon: Vorstandsmitglied Sabine Petzold (links) und Claudia Geng (rechts). © Rita Weis

Das Fest war vorüber, aber die Landfrauen Reilingen haben schon viele weitere Pläne. Ein weiteres Highlight im Jubiläumsjahr ist eine fünftägige Reise an den Gardasee im Oktober. Landfrauen sind jedoch nicht zwangsläufig verbunden mit Landwirtschaft, wenngleich auch Landwirtinnen dabei sind. „Wir haben ein vielfältiges Bildungsangebot für Jung und Alt“, sagte Vorstandsmitglied Patricia Faber. „Die Gemeinschaft und Spaß stehen im Vordergrund.“

Tatsächlich würden sich die Landfrauen über weitere Mitglieder sehr freuen - und zwar nicht nur über gestandene Erwachsene. Es gibt eine „Dorfmädels“-Gruppe für Mädchen zwischen zehn und 14 Jahren, „die gern kreativ arbeiten und Zeit in der Natur verbringen“, wie es auf der Website heißt. Auf der gut gepflegten Internetseite der Landfrauen findet man neben aktuellen Informationen ein Formular, um Mitglied zu werden.

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