Reilingen. Für den Reilinger Gerhard Pfeifer ist 2022 ein ganz besonderes Jahr. Sein Herzensverein, der Sängerbund 1897, besteht inzwischen seit 125 Jahren und entsprechend musste dieses Jubiläum gebührend gefeiert werden. Und als wäre die Verbindung zwischen Pfeifer, der seit vielen Jahren Vorsitzender ist, und dem Verein nicht schon stark genug, stand mit seinem 70. Geburtstag zusätzlich noch ein persönliches Jubiläum für den ehemaligen Elektroingenieur an. 125 Jahre Sängerbund, 70 Jahre Gerhard Pfeifer – eine Kombination, die die Verbindung des Vorstands zu seinem Verein nicht besser beschreiben könnte.
Pfeifer, der seit 1983 in Reilingen wohnt, kam eher durch Zufall in den Dunstkreis des Sängerbundes. Selbst nur wenig musikalisch aktiv, ergab es sich, dass ausgerechnet Oskar Sturm, die „Inkarnation des Sängerbundes“, sein Nachbar war. Dieser war etliche Jahre in der Vorstandschaft des Vereins aktiv und die Mitgliederwerbung zählte zu den Spezialgebieten des Maurermeisters.
Ungewöhnlicher Beitritt
„Oskar war damals am Bau vieler Häuser beteiligt und ab und zu hat er für seine Arbeit nichts, bis auf eine Sache, verlangt. Bei Abschluss der Arbeiten wurde einem der Mitgliedsantrag vom Sängerbund vorgelegt. Und seitdem bin ich dabei“, erzählt Pfeifer eine Anekdote zu seinem Beitritt in den Verein.
Zunächst berufsbedingt noch als passives Mitglied, stieg er 2003 aktiv in die Vorstandschaft ein. Begonnen hat alles mit einer Flasche Wein und einem geselligen Abend: „Die Verantwortlichen des Vereins kamen bei uns vorbei, ein Flächschen und die Bitte, dass ich die Pressearbeit übernehme, im Gepäck. Am Ende des Abends habe ich zugesagt und so nahm alles seinen Lauf.“
Nachdem er anfänglich Beisitzer war, übernahm Pfeifer 2008 den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden, bevor er zwei Jahre später, wieder dank gutem Zureden in geselliger Runde, endgültig den Vorsitz des Vereins innehatte. Dieses Amt war ihm schon von seiner zehnjährigen Tätigkeit beim Freundeskreis Reilingen-Jargeau bekannt.
Seitdem ist der Sängerbund fester Bestandteil im Alltag des Rentners. Mit dem Antritt seiner Pension vor sieben Jahren kann Pfeifer seine Zeit für die Vereinsarbeit besser einteilen. Diese beschreibt er als intensiv: „Es gibt eigentlich immer etwas zu tun. Ob Vorbereitungen für Feste und Konzerte oder bürokratische Vereinsdinge. Die Unterstützung der Vorstandskollegen ist aber gut. Ich schätze, dass ich ungefähr einen Tag der Woche im Durchschnitt für den Sängerbund im Einsatz bin. In diesem Jubiläumsjahr kann das natürlich auch mehr sein.“
Denn das Jubeljahr des Vereins brachte nicht nur einen Empfang im Rathaus mit Bürgermeister Stefan Weisbrod mit sich. Im September wurde zudem ein festlicher Abend in der Mehrzweckhalle veranstaltet und an diesem Sonntag, 6. November, steht das Jubiläumskonzert in der katholischen Kirche Reilingen an. Zeitintensive Vorbereitungen für Pfeifer, der zudem noch Vize-Chorleiter ist.
Doch die Arbeit als Vorsitzender mache ihm trotzdem sehr viel Freude, so der zweifache Vater und Großvater. „Es herrscht einfach ein großartiges Zusammengehörigkeitsgefühl. Viele kennen sich schon seit Jahrzehnten und die wöchentliche Singstunde ist Teil ihres Lebens“, so Pfeifer weiter.
Doch gerade die Altersstruktur im Männerchor wird immer problematischer, da es in diesem Bereich an Nachwuchs mangelt. Ein Problem, mit dem viele Chöre zu kämpfen haben. Doch Pfeifer ist optimistisch: Mit dem gemischten Chor „Sing2gether“, der seit 2005 besteht, hat der Sängerbund eine solide Basis für die Zukunft. Die Altersstruktur beläuft sich hier in einer Spanne von Mitte 20 bis Mitte 80 Jahren.
Heute schon an morgen denken
„Und durch sein Liedrepertoire spricht ,Sing2gether‘ auch eher die jungen Leute an. Nach und nach wäre es schön, wenn der Chor das Ruder im Verein übernehmen würde“, so Pfeifer mit Blick auf die Zukunft. Dafür werden Mitglieder von „Sing2gether“ auch heute schon direkt in die Vereinsführung eingebunden.
Pfeifer sieht seine eigene Zukunft noch nicht klar. Nach dem Jubiläumsjahr werde man sich zusammensetzen und sehen, wie es weitergeht. Doch das Loslassen ist nicht seine Paradedisziplin, dafür liegt ihm der Verein zu sehr am Herzen. Es bleibt also abzuwarten, wann der 70 Jahre alte Pfeifer das Zepter weiterreicht.
Jetzt möchte Gerhard Pfeifer erst einmal das Konzert zum Jubiläum genießen: „Ich freue mich sehr darauf. Das Interesse der Leute ist weiterhin groß. Ich werde oft nach Karten gefragt. Es wird ein schöner Abend, der auch unseren beiden Chorleitern gewidmet ist“, so Pfeifer mit Anspielung auf zwei weitere Jubiläen, denn mit Klaus Siefert, der Leiter des Männerchors, sowie Özer Dogan in gleicher Position bei „Sing2gether“, feiern zwei wichtige Bestandteile des Vereins ihre langjährige Mitgliedschaft. Siefert leitet den Männerchor nun schon seit 20 Jahren und Dogan feierte während des Lockdowns seine 15-jährige Chorleitung.
Zur Zusammenarbeit mit der Gemeinde und anderen ortsansässigen Vereinen hat Pfeifer abschließend nur Gutes zu sagen: „Die Gemeinde unterstützt uns sehr gut und hat auch immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen. Auch mit anderen Vereinen klappt alles super. Mit unserem Bruderverein, dem MGV, herrscht ein freundschaftliches Verhältnis und wir haben sogar gemeinsame Auftritte.“
Seit vier Jahrzehnten ist Gerhard Pfeifer Teil der Gemeinde. „Seinen“ Sängerbund sieht er gut aufgestellt. Und was seinen weiteren Vorsitz im Verein betrifft, kann eventuell ein „geselliger Abend“ dazu beitragen, dass Pfeifer auch beim nächsten Jubiläum noch mit dabei ist . . .
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