Ensemblekonzert

Musikschule Hockenheim bringt 13 Ensembles auf die Bühne in Reilingen – mit sichtbarer Spielfreude

13 Gruppierungen spannen beim rund zweistündigen Programm in der Aula der Schiller-Schule einen Bogen von klassischer Lautenmusik des 16. Jahrhunderts bis zu zeitgenössischen Klängen.

Von 
Matthias H. Werner
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Der Gesang kommt nicht zu kurz beim Ensemblekonzert der Musikschule Hockenheim in der Aula der Friedrich-von-Schiller-Schule Reilingen: Kinderchor „AufTakt“, Jugendchor und Kinderchor des Madrigalchors Hockenheim unter der Leitung von Martina Rothbauer in Aktion. © Dorothea Lenhardt

Reilingen. Förmlich aus allen Nähten zu platzen drohte am Sonntagabend die Aula der Reilinger Schiller-Schule: Großeltern, Eltern, Geschwister und eine nicht ganz unerhebliche Zahl an Eingeweihten, die um die Qualitäten der Gruppen wissen, waren zum Ensemblekonzert der Musikschule Hockenheim gekommen, um junge Talente und gut gesettlete Instrumentalisten gleichermaßen zu hören. In einem rund zweistündigen Programm, das von klassischer Lautenmusik des 16. Jahrhunderts bis zu zeitgenössischen Klängen einen weiten Bogen spannte, präsentierten sich 13 Ensembles ihrem Publikum.

Gut bekannt das Streicherensemble unter der Leitung von Karl-Heinz Steffan, das unter anderem mit einem Stück aus Händels „Feuerwerksmusik“ oder einem Streifzug durch die Filmmusik von „Pirates of the Caribbean punkten konnte, Robert Sagassers Spielkreis für Alte Musik, der die Ouverture aus Jean-Baptiste Lullys Oper „Phaëton“ gab und das Flötenensemble um Anke Palmer, das zwischen Rod Stewarts „Sailing“ und dem neuseeländischen Folksong „Wellerman“ maritime Klänge präsentierte. Sie waren sicherlich der Anziehungspunkt für die eingefleischten Musikschulkenner, denen die besonders hohe Qualität der erfahreneren Gruppen bestens bekannt ist.

Hier starten die Musiker der Zukunft ihre Laufbahn

Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen aber ohne Frage die Newcomer: Schülergruppen, aus denen sich erfahrungsgemäß die Musiker der Zukunft entwickeln. Zum Opener gaben die „Gambinis“ und die „Fidelflitzer“ sekundiert vom Spielkreis einen warmen, maßvoll schreitenden und tänzerisch bewegten Einstieg mit vier Stücken, die von der „Almande Lorayne“ des flämischen Musikverlegers Pierre Phalèse aus dem frühen 16. Jahrhundert bis zu Klaus Badelts „The Medallion Calls“ (ebenfalls aus „Fluch der Karibik“) reichten als Beispiel dafür, wie von der Hand Martina Rothbauers seit vielen Jahren junge Talente künstlerisch wie menschlich geformt werden.

An Goldigkeit nicht zu übertreffen das „Vororchester“: Sechs Buben und Mädchen präsentierten zusammen mit ihrem Lehrer Daniel Großkinsky und begleitet von Patrick Mörtel am Flügel mit sieben kurzen Interventionen aus David und Kathy Blackwells Lehrwerk „More String Time Joggers“ so etwas wie eine Übungsstunde für Violinen. Hier stehen - ganz am Anfang der Musikerlaufbahn - die Ausbildung des Gehörs, das Erlernen von Spielbasics und das Training einer gehörigen Präzision im Vordergrund und der klangliche Genuss wird von der Freude am Eifer, mit dem die jungen Violinisten ans Werk gehen, deutlich übertroffen.

Cellisten aus drei Musikschulen zusammengeführt

Das galt auch für die Celloensembles, mit denen Christian Fischer ein „Joint Venture der musikalischen Bildung“ präsentierte: Als Ergebnis des 14. Cellotags, der am Samstag im Mannheimer Börsensaal Streicher aus der Region zusammenholte, formte Fischer zwei Ensembles mit insgesamt zehn jungen Cellisten aus Lerngruppen der Musikschulen Hockenheim, Schwetzingen und Mannheim, die unter anderem mit dem Hauptthema aus Händels „Wassermusik“ ein Gefühl dafür bekamen, auf einer Bühne und vor Publikum zu stehen und die für einen Auftritt notwendige angespannte Konzentration zu halten und auch auszuhalten.

In halsbrecherischen Läufen brachten die vier „Stadtpfeifer“ zusammen mit Robert Sagasser, der nicht nur an der Gambe, sondern auch an der Blockflöte zu den Besten der Region gehört, den Zuhörern die Flötentöne bei: Der erste Satz aus Joseph Bodin de Boismortiers Concerto C-Dur und die Elegy aus den „Reflections“ des zeitgenössischen deutschen Komponisten Jacob Bürthel boten Raum für Staunen. In unglaublicher Geschwindigkeit können Finger über ein Stück Holz fliegen, um die aufgeregten, vielschichtigen und verschränkten Motive, die Spielfreude ganz unmittelbar vermitteln, hervorzubringen.

Qualität spricht sich herum: Die Aula der Friedrich-von-Schiller-Schule Reilingen ist beim Konzert bis auf den letzten Platz gefüllt. © Dorothea Lenhardt

Gesang gab es ebenfalls: Im siebenköpfigen Vokalensemble um Leiterin Alexandra Paulmichl luden feine, reine Frauenstimmen mit einem sphärischen Grundton zu einer zurückhaltenden und doch in ihrer Brillanz auch selbständig herausragenden Begleitung von Till Pepperkok zum Träumen ein mit dem Klassiker „Bridge over troubled Water“ von Paul Simon ebenso wie mit „May the Lord send Angels“ aus der Gospelmesse Heinz-Helmut Jost-Naujocks.

Junge Sänger erstmals in großer Kooperation auf der Bühne

Mit einem gut beschirmten „Regenkanon“ gab eine Kooperation aus Kinderchor „AufTakt“, Jugendchor und Kinderchor des Madrigalchors unter Martina Rothbauers Leitung ihr Debüt – perfekt passend zur Deko der Schiller-Schule. Beherzte, ungezwungene, von Freude getriebene Stimmen, die sich auch in einem Auszug aus Johannes Overbecks witzigem Kindermusical „Die Götterolympiade“ ordentlich ausleben konnten. Und Botschaften senden an sich und andere: „Viel zu wissen, das genügt mir nicht“.

Mit spürbarem Stolz präsentierte der neue Musikschul-Leiter Stephan Udri seine Gruppen als Lernräume: Cris Cosmos smarter Trompeter hat Anfang des Jahres die Leitung der Musikschule aus der Hand Christoph Palmers übernommen, der in den vergangenen 20 Jahren die musikalische Ausbildung in den Horan-Gemeinden geprägt hat und der – nur im Unruhestand – bei den Chören am Klavier sitzend mit Zufriedenheit auf das geblickt haben dürfte, was er nun in jüngere Hände gegeben hat: eine solide Plattform, um neue Talente und frische Künstler auszubilden und vor allem viel Freude an der Musik zu verbreiten.

Freier Autor Seit Mitte der 1990er Jahre als freier Journalist vorrangig für die Region Hockenheim/Schwetzingen tätig - Fachbereich: Kultur.

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