Gemeinderat - Mehrheitliche Zustimmung zum E-Carsharing-Angebot der Firma deer / Neue Ladesäulen kommen an die Fritz-Mannherz-Hallen

Nächster Schritt auf dem Weg zur E-Mobilität

Der Reilinger Gemeinderat gab die mehrheitliche Zustimmung zum E-Carsharing-Angebot der Firma deer. Neue Ladesäulen kommen an die Fritz-Mannherz-Hallen.

Von 
Andreas Wühler
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Pia Äpple (v. l.) und Angelina di Stefano von der Calwer Firma deer gemeinsam mit Kämmerer Andreas Emmerich und Bürgermeister Gunther Hoffmann bei der Präsentation des Angebots in der Neulußheim, dem nun auch die Gemeinde Reilingen beitreten wird. Womit das das Netz der Ladestationen noch enger geknüpft wird. © Lenhardt

Reilingen. Die Gemeinde bekommt zwei neue E-Ladesäulen, verbunden mit einem Carsharing-Modell, gleichfalls auf der Basis der E-Mobilität. So beschloss es der Rat mehrheitlich auf seiner Oktobersitzung, auch wenn Bürgermeister Stefan Weisbrod Zweifel äußerte, ob es sinnvoll sei, diesen Bereich noch immer mit Steuergeldern zu sanktionieren. Man könne doch darauf setzten, dass der Markt die Frage E-Mobilität Ja oder Nein regle.

Das Ja zur Elektromobilität sei eine politische Entscheidung, begründete Rudolf Zahorka von der Firma deer deren Subventionierung. Seine Firma, eine 2019 gegründete Tochter der Energie Calw GmbH (ENCW), die wiederum von den Stadtwerken Calw und EnBW unterstütz wird, habe schnell erkannt, dass Ladesäulen allein kein Geschäftsmodell seien, und habe diese mit dem Thema E-Carsharing gekoppelt. Mit Erfolg, mittlerweile gebe es rund 150 Ladestationen über das Land verteilt.

Einfachfahrten sind möglich

Die Firma bietet bei ihrem E-Carsharing-Modell auch die Möglichkeit von Einfach-Fahrten an. Wer beispielsweise nach Heidelberg oder Stuttgart fährt, auch an den Flughafen, kann das Fahrzeug dort abgeben. Und wenn er aus dem Urlaub kommt sich ein neues ordern, dass er dann wiederum in Reilingen stehen lassen kann. Stationen der Firma finden sich auch in Neulußheim und, demnächst, in Altlußheim. Die Firma sorgt dabei dafür, dass immer Fahrzeuge vor Ort sind. Bestellung, Abrechnung oder Zugang zum Fahrzeug – alles funktioniert mit dem Smartphone und einer entsprechenden App.

Den Hinweis von Charly Weibel (SPD), dass das Deer-Netz im badischen Raum noch recht jungfräulich sei, räumte Zahorka ein, doch arbeite man daran, die weißen Flecken zu schließen, sei schon in fast allen Großstädten im hiesigen Raum vertreten. Simon Schell (Grüne) stellte fest, dass der von deer verwendete Ökostrom nur niedrig zertifiziert sei. Was Zahorka damit beantwortete, dass der Strom zu 100 Prozent aus Wasserkraft stamme, der über das Mutterhaus bezogen werde.

Patricia Faber (FW) sprach von einem guten Angebot, dem die Zukunft gehöre. Gleichzeitig wollte sie wissen, was geschehe, wenn das Angebot in der Gemeinde nicht angenommen werde. Dann, so Zahorka, würden die Ladesäulen im Eigentum der Gemeinde verbleiben und laut Vertrag für sechs Jahre von seiner Firma betrieben werden. Das Thema Carsharing sei nicht das Problem der Gemeinde – das wirtschaftliche Risiko trage deer-mobility. Doch, fügte er hinzu, noch nie habe seine Firma Fahrzeuge aus einer Gemeinde zurückziehen müssen.

Jens Pflaum (FDP) sah die Zukunft der Mobilität zwar auch im elektrischen Bereich, doch konnte er nicht nachvollziehen, warum die Gemeinde hierfür Geld zur Verfügung stellen soll. Wie Weisbrod erwiderte, schaffe man dafür ein Stück Infrastruktur. So sah es auch Peter Kneis, der durch die zwei weiteren Ladesäulen die Attraktivität der Gemeinde steigen sieht. Obendrein sei man den Klimazielen verpflichtet und müsse dafür sorgen, dass es ein Stück weitergehe.

Von dem E-Carsharing-Modell erhofft sich die Verwaltung eine Entlastung für die Gemeinde. Wie aus erfassten Zahlen hervorgehe, heißt es in der Verwaltungsvorlage, kommen in der Gemeinde rein statistisch auf jeden Einwohner rund 1,7 Pkw – „eine sehr hohe Zahl“. Durch den demografischen Wandel würden in den nächsten Jahren viele Zweitfahrzeuge stillgelegt, vermutet die Verwaltung und sieht in dem E-Car-sharing eine Alternative, von der auch die unter 30-Jährigen profitieren würden, die nicht mehr so Autoaffin seien.

Da es am Rathaus schon zwei E-Ladesäulen gibt, schlug die Verwaltung als neuen Standort den Bereich der Mehrzweckhalle vor. Die Ladesäule mit zwei Ladepunkten kostet rund 17 000 Euro, der Anteil der Gemeinde liegt, nach den Zuschüssen, bei rund 4000 Euro. An jährlichen Wartungskosten fallen 500 Euro an. Diesem Vorschlag folgte der Rat mit großer Mehrheit, bei zwei Neinstimmen und drei Enthaltungen.

Wie Weisbrod bei den Mitteilungen hinzufügte, eine Entscheidung in die Zukunft. Dies unterstrich er mit Zahlen der 2018 beim Rathaus eingerichteten E-Ladestation. Die eindeutig nach oben zeigen. Wurde im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres noch 239 Ladevorgänge mit einer durchschnittlichen Lademenge von 558 Kilowattstunden pro Monat registriert, so waren es im ersten Halbjahr 2021 bereits 279 Ladevorgänge mit einer durchschnittlichen Lademenge von 676 Kilowattstunden im Monat.

Zahlreiche Anfragen gestellt

Bei den Anfragen tauchte das Wörschau gleich zweimal auf – einmal bei den Anfragen der Bürger, zum zweiten bei denen der Gemeinderäte. Ein Besucher wollte zu Beginn der Sitzung wissen, warum die Kleingärten in der Verlängerung der Wörschgasse, schon lange Jahre von der Pflege Schönau verpachtet würden, nunmehr in Erbpacht an die Gemeinde überstellt worden seien.

Weisbrod bestätigte diesen Vorgang, betonte allerdings, dass er für die Gartenpächter ohne Auswirkungen bleibe. Vielmehr gehe es darum, dass die Gemeinde einen sechsstelligen Betrag in den Abenteuerspielplatz in der Wörschau investiert habe. Von der Gemeindeprüfanstalt sei die Verwaltung aufgefordert worden, diese Investition juristisch besser abzusicheren als mit einem Ackerpachtvertrag. Weshalb man nun zum Modell des Erbbauvertrags gegriffen habe. Kurzum, so Weisbrod, für die Pächter wird sich nichts ändern – eventuell werde man im Rat mal über den Zins diskutieren, fügte er hinzu.

Peter Künzler (FW) wollte am Ende der Sitzung wissen, ob der Bolzplatz beim Spielplatz in der Wörschau wieder vom Sand befreit werden könne. Kann man, antwortete Weisbrod und verriet, mit dem Gedanken an ein Beach-Volleyball-Feld gespielt zu haben. Das klappe wohl nicht, weshalb der Sand wieder wegkomme.

Künzler wollte zudem wissen, ob es Neuigkeiten zum Thema Windräder im Waldgebiet Lußhardt gebe. Er habe nichts mehr von dem Projekt gehört, erwiderte Weisbrod, fest stehe jedoch, dass der Windpark Lußhardt kommen werde.

Peter Kneis (CDU) regte an, den Parkplatz beim Schützenhaus herzurichten, und Agnés Thuault-Pfahler (CDU) wollte wissen, ob es in der Gemeinde keine Empfangskultur für Neubürger mehr gebe. Die entsprechende Broschüre sei noch vorhanden, betonte Weisbrod, der sich nicht verkneifen konnte zu bemerken, dass seine Geschenkfreudigkeit sonst eher als Ärgernis im Rat erachtet werde.

Redaktion Zuständig für die Verwaltungsgemeinschaf

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