Reilingen. Eine Gemeinde, die den Hasen im Wappen trägt, weiß, wie er läuft und ihn gar zu ihrem Maskottchen erhoben hat, kommt nicht umhin, ihm an Ostern, dessen heimlicher Star er zumindest für die Kinder ist, zu huldigen. Und so schmückt sich die Fritz-Mannherz-Halle im Zwei-Jahres-Rhythmus mit dem Zauber österlichen Brauchtums, verwandelt sich in eine farbenprächtige Osterwiese, die jedem (Oster-) Hasen das Herz höher schlagen lässt.
Nach vier Jahren Pause fand nun wieder ein Ostermarkt statt – die Corona-Pandemie sorgte vor zwei Jahren für eine Unterbrechung. Mit den Klängen des Musikvereins Harmonie unter der Leitung von Peter Ehringer wurde der Markt gestrigen Sonntag eröffnet und nicht nur Bürgermeister Stefan Weisbrod war voll des Lobes über die musikalische Darbietung: „Erst wenn man ihnen zuhört, weiß man, was einem die vergangenen zwei Jahre gefehlt hat“, zeigte er sich begeistert, dass nunmehr ein Stück Normalität in den Alltag der Menschen zurückkehrt.
Doch nicht nur bei der Musik ging ihm das Herz auf, auch der Blick in die farbenprächtige Halle brachte ihn zum Schwärmen. 45 Aussteller sorgten für einen „wunderbaren, herrlichen Ostermarkt“, der mit seinem Angebot an Kunst und Kultur kaum einen Wunsch unerfüllt ließ.
Gemeindewappen ziert Ei
Gemeinsam mit Spargel- und Erdbeerprinzessin Kim I. hieß Weisbrod die zahlreichen Gäste willkommen, darunter die Ehrenbürger Helmut Müller und Walter Klein, der Landtagsabgeordnete Andreas Sturm und Vertreter des Gemeinderates. Das Gemeindeoberhaupt durfte sich über ein besonderes Osterei freuen – Marianne Hettmannsperger hatte es fertiggebracht, das Gemeindewappen in ein Ei zu sticken. Diese Freude teilte er mit Rolf Wirth, dem zweiten Vorsitzenden des Vereins „Freunde Reilinger Geschichte“, der den Ostermarkt ausrichtet. Wirth freute sich, kaum vier Monate im Amt, schon den Ostermarkt eröffnen zu dürfen, nachdem dieser zuvor vier Jahre lang nicht stattfinden konnte.
Wirth dankte der Gemeinde für das hervorragende Management in der Vorbereitung des Marktes, den Hallenwarten für die gute Zusammenarbeit und sein Dank ging ferner an die Mitglieder des Arbeitskreises Burg Wersau für die Mitarbeit in der Halle sowie an Sabine Petzold, die Vorsitzende der Kultur- und Sportgemeinschaft (KuSG) für die Unterstützung. Aber auch an die Aussteller, von den viele schon seit Jahrzehnten quasi zum Inventar des Marktes gehören.
Auch wenn das Wetter am Wochenende nicht so recht zum frühlingshaften Treiben in der Halle passen wollte, Weisbrod nahm es mit Humor. Allerdings nicht im Sinn von Shakespeare, wie er Andreas Sturm, einem großen Fan des weltberühmten Dichters, versicherte, sondern eher in dem von Karl Valentin, der sinngemäß feststellte, sich am kalten Wetter zu freuen – „freuen wir uns nicht, ist es noch kälter.“
Doch von dieser Kälte war in der Halle nichts zu bemerken. Stand reihte sich an Stand und österliche Bastelarbeiten wetteiferten um die Blicke der zahlreichen Besucher. Kaum eine handwerkliche oder künstlerische Technik mit Bezug zum Osterfest, die nicht in der Halle vertreten war. Verzierte Eier in allen Variationen, bemalt, graviert oder umhäkelt – besonders stachen die Rechelieu-Eier heraus, bei denen Motive in die Schale gestanzt werden – wohin das Auge reichte.
Dazwischen Acryl- und Aquarellbilder, Holzsägearbeiten Frühlings- und Osterdeko, Honig, Kinderkleidung, Taschen aus Recyclingmaterial, Töpferarbeiten, Holzkunst, Keramik, Brandmalerei und vieles mehr. Kurzum, die Halle glich einem Blick in die Frühlings- oder Osterwerkstatt, bei der kaum ein Wunsch unerfüllt bliebt.
Auf der Bühne unterstrich nicht nur der Musikverein Harmonie den frühlingshaften Eindruck, den die Halle vermittelte, sondern zur Kaffeezeit auch das Hohner-Akkordeon-Orchester das bravourös zur Kuchentafel aufspielte. Traditionell bringt jeder Aussteller als Antrittsgebühr einen Kuchen mit in die Halle. Die somit nicht nur reichhaltig bestückte Kuchentheke, auch die Vielfalt der süßen Naschereien begeistert, steht in der Obhut des ausrichtenden Vereins „Freunde Reilinger Geschichte“. Dessen Mitglieder kamen am Nachmittag kaum mehr mit, die Kuchen Stück für Stück an die Frau respektive den Mann zu bringen. Wobei viele der Besucher ihre Kaffeezeit nicht in die Halle verlagerten, weshalb der Kuchenverkauf „zum Mitnehmen“ kräftig florierte. Sabine Petzold, die an der Kasse saß, konnte sich über eine erkleckliche Summe für die Vereinskasse freuen.
Ob der Fülle den An- und Dargebotenen ist es kaum möglich, alles umfassend zu schildern, doch zwei Stände müssen herausgegriffen werden. Da waren die Klassen der Schillerschule, die Kekse und Cookies verkauften und für die Gemeinde Schokohasen aus der Produktion von Bäckermeister Jürgen Schieck. Erwähnenswert deshalb, weil der Erlös dieser Aktion in den Topf der Flüchtlingshilfe der Gemeinde fließt, mit der diese Menschen aus der Ukraine hilft, die hier eine Zuflucht finden.
Bürgermeister Stefan Weisbrod nutzte den Markt auch als Werbeträger für die Solarinitiative der Gemeinde. Ist es in seinen Augen doch unabdingbar, sich von den fossilen Energieträgern zu lösen, wie der Krieg in der Ukraine gerade unterstreicht. Aus diesem Grund hatte er drei Akteure aus dem Feld der Solarenergie in die Halle eingeladen, Werbung für die Kraft der Sonne zu machen: Die Kliba, sie berät Bürger bei der Frage, ob ihr Anwesen für eine Photovoltaikanlage geeignet ist, die Neulußheimer Firma So.le von Rudi Lehmayer, der als Fachmann zeigen kann, wie die Anlage aufs Dach kommt, und den Verein Solardrom aus Hockenheim, der aus eigener Anschauung schildern kann, wie sich eine Photovoltaikanlage auf das tägliche Leben auswirkt. Ein Angebot, von dem an diesem Tag reichlich Gebrauch gemacht wurde, ständig waren die Stände der Solar-Experten von Bürgern umlagert, die sich beraten ließen.
Rummelplatz erfreut die Kinder
Vor der Halle schlugen die Herzen der Kinder angesichts des tollen Rummelplatzes höher, den die Schausteller errichtet hatten. Vom Kinderkarussell bis zum Autoscooter ist alles dabei, was man sich wünscht. Und im Gegensatz zum Ostermarkt, der am gestrigen Abend schloss, hat der Rummelplatz noch bis zum morgigen Dienstag geöffnet. Dann ist Familientag und locken besondere Angebote auf den Platz bei den Mannherz-Hallen.
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