Fußball-Golf

Reilingen hat einen Vize-Weltmeister

Michael Wickenheißer feiert in Dirmstein seinen größten Karriereerfolg und zählt inzwischen zu den besten Athleten der Sportart

Von 
Henrik Feth
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Michael Wickenheißer beim Überwinden eines Hindernisses. © Feth

Reilingen. Er ist deutscher Meister und seit kurzer Zeit Vize-Weltmeister, zählt zu den Besten seiner Sportart und das, obwohl er diese erst seit ein paar Jahren betreibt. Die Rede ist von Michael Wickenheißer aus Reilingen, der in dem noch jungen und aufstrebenden Sport Fußball-Golf spätestens seit der vergangenen Weltmeisterschaft im pfälzischen Dirmstein zu den Topathleten zählt.

Der Hybrid aus den beiden weltweit beliebten Sportarten Fußball und Golf hat seinen Ursprung in Skandinavien und fand 2006 den Weg über die Nordsee nach Deutschland, wo im 3000 Seelen Dörfchen die erste bundesweite Anlage eröffnet wurde. Seitdem befindet sich der Sport in einer natürlichen Entwicklung, die inzwischen über den Status einer reinen Freizeitaktivität hinausgeht.

„Es werden Ranglistenturniere und Meisterschaften gespielt. Außerdem gründen sich immer mehr Vereine, wie auch bei uns hier in St. Leon-Rot“, schildert Wickenheißer den aktuellen Stand.

Damit meint er seinen Heimatverein, den Fußballgolf Club Rhein-Neckar, der 2018 gegründet wurde und seither zu einem der erfolgreichsten und größten deutschen Vereine in der Sportart gereift ist. Allein im Jahr 2021 konnten Vereinsmitglieder 21 Turniererfolge feiern.

Knie zwingt zu Karriereende

Für Michael Wickenheißer startete seine Erfolgsstory im Fußballgolf 2018. Der Reilinger spielte seit seiner Jugend aktiv Fußball. Zunächst bei den Junioren des SC 08, bevor es ihn zu Astoria Walldorf zog, wo er als Defensiv-Allrounder in der Verbandsliga spielte. Seine erfolgreichste Zeit erlebte er über mehrere Jahre als Stammkraft beim Landesligisten VFB St. Leon, wo er bis zu seinem verletzungsbedingten Karriereende 2017 spielte.

„Nach meiner Verletzung war klar, dass das Knie nicht mehr mitmacht und ich nicht weiterspielen kann. Doch den Fußball wollte ich nicht komplett loslassen“, beschreibt der 30-Jährige diese schwere Zeit.

So sei er schnell auf die Fußball-Golfanlage in St. Leon aufmerksam geworden, die nur gut einen Kilometer von seinem Wohnort entfernt liegt. „Und so habe ich einen perfekten Ausgleich gefunden“, erinnert sich Wickenheißer.

Nachdem er sich zunächst bei kleineren Turnieren in den Sport eingefunden hatte, wagte er sich 2018 zu seinem ersten großen Wettbewerb: den deutschen Meisterschaften. Passenderweise fanden diese in St. Leon statt und Wickenheißer ging als absoluter Newcomer an den Start.

Doch er wusste zu überraschen und erspielte sich direkt den zweiten Platz. Seitdem wurde die Erfolgsliste des Reilingers immer länger. So durfte er im Jahr 2021 den deutschen Meistertitel, sowohl im Einzel als auch im Doppel feiern. Dies gipfelte nun vorübergehend im Vize-Weltmeistertitel 2022. Bei dem Turnier, an dem Sportler aus elf Nationen gemeldet waren, musste er sich nur dem Fußball-Golf Pionier und Lokalmatador Alex Kober im Stechen geschlagen geben.

Mental gefordert

Wickenheißer beschreibt seine neu gefundene Passion im Unterschied zum Fußball: „Als aktiver Fußballer ist man vor allem physisch gefordert. Beim Fußball-Golf spielt der Kopf die Hauptrolle, man wird mental unheimlich gefordert. Vor jedem Schuss sollte man gründlich nachdenken und sich seiner Taktik bewusst sein.“´Trotzdem sei die Sportart für jeden geeignet. Egal ob jung oder alt, Mann oder Frau, Fußball-Golf erfordere zunächst nur eine Eigenschaft: Interesse. Der Rest komme von alleine, so Wickenheißer.

Bei den Turnieren gibt es entsprechend unterschiedliche Klassements: Junioren und Herren ab 55 haben genauso eine eigene Wertung wie Damen und Herren. Außerdem kann bei offiziellen Wettbewerben auch im Doppel angetreten werden. Vor allem die Altersstruktur ist hier vielseitig wie in kaum einem anderen Sport: So war der älteste Teilnehmer der WM beispielsweise 81 Jahre.

Der frisch gebackene Vize-Weltmeister erhofft sich indes ein weiteres Wachstum der Sportart: „Fußball-Golf wird immer beliebter und es wäre schön, wenn wir hier mit der Zeit auch eine gewisse Professionalität entwickeln könnten. Gerade für uns aktive Spieler sind die Turniere oft ein größerer Zeit- und Kostenaufwand, diesen irgendwann mal deckeln zu können ist ein Ziel“.

Die Basis für eine weitere natürliche Entwicklung sieht der Reilinger durchaus gegeben. So waren bei den Weltmeisterschaften über 300 Zuschauer anwesend, die teilweise bis zum letzten Loch offene Duelle verfolgen durften. Trotz aller Konkurrenz gingen die Sportler sehr respektvoll miteinander um. Er herrsche kein Neid und keine Missgunst und man sei innerhalb der Fußball-Golf-Community eine große Familie, so der Vize-Weltmeister bezüglich der Atmosphäre untereinander.

Auf Wickenheißers „Home Base“ im Soccer-Park St. Leon finden neben größeren Turnieren auch regelmäßig vereinsinterne Wettbewerbe statt. Die Mitglieder des Clubs kommen aus den verschiedensten Ortschaften und Städten der Umgebung. So tritt auch Laura Rolli aus Karlsruhe, mehrfache Weltmeisterin, für den Fußball-Golf-Club-Rhein-Neckar an.

Für das restliche Jahr stehen noch einige Ranglistenturniere an, bevor der Sport über die Wintermonate ruht. „Das dient zur Vorbereitung und um sich mental wieder ins Lot zu bringen. Auch der Muskelaufbau in den Beinen ist wichtig“, gibt Wickenheißer einen Blick auf sein Training. In der Saison 2023 will er wieder nach dem deutschen Meistertitel greifen und an der Weltmeisterschaft, dieses mal in der Tschechischen Republik, teilnehmen.

Redaktion Verantwortlicher Redakteur für die Gemeinde Ketsch

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