Städtepartnerschaft

Reilingen und Mezzago feiern 10 Jahre Freundschaft

Die deutsch-italienische Freundschaft "Amici Reilingen-Mezzago" feiert zehnjähriges Bestehen mit festlichem Wochenende voller Begegnungen.

Von 
Andreas Wühler
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Die Mitglieder der Gemellaggio posieren zum Abschluss samt deutscher, italienischer und Europaflagge für ein Gruppenbild. © Pfeifer

Reilingen. Nicht nur die Liebe scheint durch den Magen zu gehen, auch Freundschaften können auf diese Weise geknüpft werden. Das beste Beispiel hierfür ist die seit einem Jahrzehnt – zumindest was die offizielle Zeitrechnung betrifft – währende Partnerschaft zwischen Mezzago und Reilingen. Denn sie fußt, wie könnte es für eine Spargelgemeinde wie Reilingen anders sein, auf dem königlichen Gemüse.

Doch der Asparagus hat auch in Italien Freunde, speziell in Mezzago. Vor gut 15 Jahren kam eine Delegation aus der italienischen Kleinstadt in der Lombardei nach Schwetzingen, um sich über den hiesigen Spargelanbau kundig zu machen. Von den Vertretern der Großen Kreisstadt wurden die Italiener nach Reilingen, zum Hof von Peter Geng, verwiesen.

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Reilingen: Ein Jahrzehnt der Freundschaft mit Mezzago gefeiert

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Ob dies als Verbeugung der Schwetzinger gegenüber dem Reilinger Spargel zu verstehen ist, darüber schweigen die Quellen, nicht jedoch über die Hilfsbereitschaft von Geng, der den Italienern mit Rat und Tat und einigen Pflanzen zur Seite stand und damit quasi zum Vater des Mezzago-Spargels wurde.

Im Lauf der Jahre kamen viele Gerätschaften aus Reilingen nach Italien, Schäl- und Waschmaschinen und mit dem Spargel wuchs die Freundschaft zwischen den beiden Gemeinden, bis letztlich Andrea Ballreich, die rechte Hand von Bürgermeister Walter Klein, die Idee hatte, die losen Beziehungen in eine feste Partnerschaft münden zu lassen, die nun schon ein Jahrzehnt hält.

Ralf Müller, der zweite Vorsitzende der Amici, sieht im Gespräch mit unserer Zeitung in der Partnerschaft gleich mehrere Gemeinsamkeiten zum Tragen kommen. So liegt Mezzago nahe Monza, Reilingen hat den Hockenheimring in der Nachbarschaft, oder verbindet die gleichfalls nicht weit von den jeweiligen Partnern entfernten Städte Heidelberg und Bergamo ebenfalls eine Städtepartnerschaft.

Parallelen, die dem Gemellaggio, der Partnerschaft, in den Augen von Müller ihren eigenen Charme verleihen. Und, fügt er schmunzelnd hinzu, Mezzago mit seinen damals 3500 Einwohnern hätte kaum zur Großen Kreisstadt Schwetzingen gepasst.

Da war Reilingen schon die naheliegendere Wahl, weshalb sich Monika Kasper, die Vorsitzende der Amici Reilingen-Mezzago, nun freuen konnte, die italienischen Freunde zum Jubiläums-Gemellaggio in Reilingen begrüßen zu dürfen. Zwar mit der mittlerweile üblichen Corona-bedingten Verspätung, aber mit nicht minder großer Herzlichkeit.

Hotel? Nein Danke

Mit großem Hallo wurden die Reisegruppe aus Mezzago, 36 Personen stark, in der Spargelgemeinde empfangen und auf die Gastfamilien verteilt. Dann ließ man den Abend bei Gesprächen in kleinen Gruppen und dem einen oder anderen Getränk gemütlich ausklingen. Wobei, merkt Müller an, schon die Ankunft der italienischen Freunde ein Hinweis dafür ist, wie sich die Beziehung verfestigt hat. Beim ersten Besuch, erinnert sich das Vorstandsmitglied, wollte fast jeder der Gäste im Hotel übernachten, nunmehr freuen sich alle auf ihre Gastgeber – „die Gemeinschaft lebt“.

Tags darauf führte ein umfangreiches Programm die Teilnehmer des Gemellaggios in die Region – vom Besuch einer Ausstellung in Mannheim – urbane Kunstwerke, die ganze Häuserfassaden schmücken – einer Stadtführung durch die Quadratestadt bis hin zur Erkundung von Neckar und Rhein samt Hafenrundfahrt, reichte die Palette.

Am Abend stand ein Festakt im Lutherhaus auf dem Programm, bei dem das vergangene Jahrzehnt Revue passierte. Bürgermeister Stefan Weisbrod und sein italienischer Amtskollege Massimiliano Rivabeni würdigten den Beitrag der Partnerschaft zur Völkerverständigung und freuten sich, nach der Corona-bedingten Pause wieder feiern zu dürfen. Wobei die Gedanken nach Bergamo gingen, die von Corona besonders betroffene Stadt, deren Bilder um die Welt gingen.

Und es gab Gastgeschenke. Die Freunde aus Mezzago hatten Pflanzensamen aus natürlicher Zucht dabei – wortspielerisch „MezzArgo“ getauft – der ein Zeichen für Nachhaltigkeit sein soll und von den Reilingern beim nächsten Treffen mit natürlichem Pflanzensamen aus der Region ergänzt werden soll. „Beispielsweise Grünkohl“, schlägt Kasper ein typisches Gemüse von hier vor und lobt den Gedanken der Nachhaltigkeit hinter dem Geschenk. Von den Reilingern Amici gab es ein überdimensionale Fotoalbum, mit dem zehn Jahre Partnerschaft in Bildern festgehalten werden.

Rundgang durch Schiller-Schule

Vorsitzende Monika Kasper skizzierte in ihrer Ansprache das Gerüst der Partnerschaft und dankte deren Architekten Walter Klein und Andrea Ballreich für die Initialzündung. Und dann war es an der Zeit für den gemütlichen Teil, der in einem leckeren Buffet seinen Höhepunkt fand. Am nächsten Morgen lud die Gemeinde zum Weißwurstfrühstück in die Aula der Schillerschule ein, Bürgermeister Weisbrod nutzte die Gelegenheit zu einem informativen Rundgang durch das neue Schmuckstück der Gemeinde, bevor es Abschied nehmen hieß.

Doch das nächste Treffen ist nicht fern. Die Freunde aus Mezzago kommen regelmäßig im Herbst zur Spargel- und Erdbeermesse nach Karlsruhe, berichtet Kasper. Und die Reilinger sind gern gesehener Gast beim Spargelfest in Mezzago, das an vier Wochenenden im Mai gefeiert wird. Ein bekanntes Fest, zu dem die Menschen bis hinein in die Region Mailand anreisen, und bei dem das königliche Gemüse gefeiert wird.

Wobei, merkt Müller, natürlich war den Italienern auch vor der Partnerschaft der Spargelanbau nicht unbekannt, doch werde dort eine rosa Sorte angebaut, der weiße Spargel war die Novität. Und auch der Umgang mit dem Gemüse ist ein anderer, es werde frittiert, in Fett gesotten, zu Risotto verarbeitet oder als Schnaps, ja sogar als Spargelbier serviert. Da sorgten die Reilinger mit ihrem Spargelsalat für einen kleinen Kulturschock und so recht haben sich die Italiener bis heute mit dieser Variante nicht anfreunde können.

Hingegen eroberten die Reilinger mit ihrem Spargel mit Pfannkuchen das Fest im Sturm. Beim diesjährigen Besuch kamen sie kaum hinterher, alle Wünsche nach dem Gericht zu erfüllen, bis spät in die Nacht wurde in der Küche gewerkelt.

Monika Kasper berichtet nicht ohne Stolz, wie das Engagement der Reilinger, die regelmäßig an einem Wochenende des Spargelfestes mit von der Partie sind, geschätzt wird. Ausgerichtet wird das Fest im Palazzo Achinti vom Verein „ProLoco“, und die gesamte Zeit über sind nur Ehrenamtliche im Einsatz. Der Erlös geht an soziale Einrichtungen, berichtet Kasper. So wurde beispielsweise ein Kleinbus für die Seniorenarbeit angeschafft, der Palazzo ausgebaut oder profitieren Projekte für Kinder.

Und wenn im Herbst die Freunde aus Mezzago zum Straßenfest kommen, italienische Spezialitäten und Rotwein im Gepäck, dann geht der Erlös gleichfalls an soziale Einrichtungen. Ein Grund mehr, am Stand der Freunde aus Italien vorbeizuschauen und die Partnerschaft zwischen den beiden Gemeinden gebührlich zu feiern.

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