Reilingen. „Nur keine Angst, gerade hinein mit dem Stäbchen in den Nasengang“, fordert Dr. Michael Eckstein seine Zuhörerinnen auf. Der Reilinger Hausarzt ist im Bürgerbüro des Rathauses zu Gast, um Erzieherinnen der örtlichen Einrichtungen im Umgang mit dem Corona-Schnelltest zu unterrichten. Auch wenn sich seine Forderung recht forsch anhört, der Mediziner weiß, wovon er spricht und wo die Grenzen sind: „Bei Widerstand sofort aufhören“, fordert er und bezeichnet den Abstrich im Nasenraum ansonsten als ungefährlich. Was er im Anschluss tatkräftig unterstreicht, indem er sich selbst als Versuchskaninchen zur Verfügung stellt.
Seit Montag, 23. Februar, haben die Kindergärten wieder geöffnet, kommen die Grundschüler zum Unterricht in die Schulen. Eine für Lehrer und Erzieherinnen nicht ungefährliche Situation, können sie sich doch tagtäglich mit dem Virus infizieren. Um hier ein Stück weit Sicherheit zu vermitteln hat der Gesetzgeber verfügt, dass sich dieser Personenkreis zweimal die Woche kostenlos vom Hausarzt auf das Virus testen lassen kann.
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Um diesen Rechtsanspruch noch näher an die betroffenen Personengruppen heranzubringen, hat Bürgermeister Stefan Weisbrod den Mediziner zu der Schulung ins Rathaus geholt. Eine Schulung, an der im ersten Schritt von jeder Kinderbetreuungseinrichtung der Gemeinde eine Vertreterin teilnahm.
Der Hintergrund für die Schulung ist einfach erklärt: Wer eine Bescheinigung hat, dass er in der Anwendung des Corona-Schnelltestes unterrichtet ist, der kann sich in der Apotheke einen solchen Test besorgen. Ansonsten wird er nur an sachkundiges Personal, Ärzte beispielsweise, ausgehändigt. Doch Weisbrod ist noch einen Schritt weitergegangen, hat über das Rathaus Schnelltests zugekauft, so dass die Erzieherinnen mit der Aktion nicht zuwarten müssen, bis die Margen vom Land kommen.
Zurück zur Schulung. Eckstein versteht es, den Sachverhalt einfach und nachvollziehbar zu schildern, sodass bei seinen Zuhörerinnen der berühmte Aha-Effekt ankommt. Beispielsweise die eingangs erwähnte Führung des Stäbchens. Wie der Mediziner mit Bildern belegt, verläuft der Nasengang waagrecht. Nur weil die Nasenlöcher nach oben zeigen, würde man gemeinhin annehmen, diese gelte auch für den Nasengang. Dem ist nicht so, deshalb die Forderung des Arztes, das Teststäbchen gerade in die Nase einzuführen.
Allerdings, macht er unmissverständlich deutlich, nie mit Gewalt. Stoße man auf Widerstand, sei die Aktion abzubrechen. Weshalb es auf jeden Fall sinnvoll sei, die Testperson im Vorfeld zu befragen, ob sie an einer Erkrankung der Nase leide.
Ansonsten gelten für die Schnelltests klare Regeln. Getestet werden dürfen nur Personen ohne Symptome - wer Husten hat, fiebert oder über Geschmacksverlust klagt, der muss zum Arzt oder ins Testcenter, ist für den Schnelltest nicht mehr geeignet. Wie der Schnelltest ohnehin nur ein Fingerzeig ist, fällt er positiv aus gibt nur ein PCR-Test Gewissheit, ob man sich mit dem Virus infiziert hat.
Zur Vorbereitung des Tests zählt auch, Schutzausrüstung, Maske und Handschuhe als Minimum zu tragen. Dann kann der Abstrich genommen werden, wie gesagt nie mit Gewalt, auch wenn der hintere, in die Nase eingeführte Teil des Stäbchens beweglich ist. Anschließend kommt die Probe auf eine entsprechende Unterlage, die mit zwei Testlinien versehen ist - eine für die Kontrolle, die andere für das Ergebnis. Jene für die Kontrolle muss immer anzeigen, damit wird der Test als gültig angezeigt, die andere nur im Falle eines positiven Tests. Nach 15 Minuten liegt ein Ergebnis vor, zwei Linien heißt ab zum Arzt oder ins Testzentrum, um einen PCR-Test machen zu lassen.
Im Anschluss gab es für die Erzieherinnen eine Bestätigung der Schulung. Sie können sich nun selbst oder auf Wunsch ihre Kolleginen testen. Auf keinen Fall jedoch die Kinder, es handelt sich nur um eine Schutzmaßnahme für die Erzieherinnen. Die Schule war übrigens auch eingeladen, sie wählt jedoch den Weg über die Tests beim Hausarzt.
Dr. Eckstein hatte dennoch noch einige Unterweisungen - Teile der Verwaltung und weitere Erzieherinnen ließen sich an diesem Nachmittag noch schulen. Sehr zur Freude von Weißbrod, für den die Aktion auch eine Überbrückung bis zu dem Zeitpunkt ist, an dem neue Tests, beispielsweise der Spucktest, auf dem Markt sind. Oder zumindest bis nächste Woche, wie Dr. Eckstein anmerkt, dann sollen die Tests für Privatpersonen zugelassen werden und sind keine Schulungsscheine mehr nötig, um in den Apotheken einen Test zu erhalten.
Eine Grafik mit den aktuellen Corona-Zahlen gibt's hier:
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