Reilingen. Was vor zehn Jahren mit einer schon erstaunlich durchdachten und professionell geplanten „Spiele-Sammlung en gros“ auf dem Waldfestplatz begann, hat sein jüngstes Revival am Samstag in und um die Fritz-Mannherz-Hallen gefeiert: Hunderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene bevölkerten die Spielemeile bei bestem Wetter und noch besserer Stimmung – überall erklang Kinderlachen. Kein Wunder bei einem Motto, das die über 20 Spielstationen und Mitmachangebote prägte: „Sei ein Superheld – schärfe Deine Sinne“.
Entsprechend gab es viel fürs Auge, die Finger und den Geist: Hier waren Insekten, die viele sonst nicht anfassen würden, an Gummiattrappen zu erraten. Zahlreiche Fühlboxen brachten Instrumente, Obst oder Federn auf sinnliche Weise näher. Erstmals dabei war das Öko-Mobil der Naturschutzverwaltung beim Regierungspräsidium Karlsruhe, wo junge und ältere Forscher an Mikroskopen lebende Wasserbewohner entdecken konnten.
Dort waren Feinfühligkeit und ein scharfes Auge vor allem in Aktion gefragt, wenn es beim Entenangeln auf Präzision oder beim längst zur Dauerattraktion avancierten Gokart-Führerschein auf geschicktes Manövrieren ankam.
Geschicklichkeit und Kreativität gefragt
Die Jugendfeuerwehr bot die Möglichkeit, ein Feuerwehrauto in allen Details und von innen kennenzulernen. An der Wasserspritze und vor allem an einem beeindruckenden „Hydraulischen Rettungssatz“ – einem in Händen der Kinder durchaus monströs wirkenden Spreizer für Notfalleinsätze – ermöglichte sie außerdem echte Herausforderungen in Bezug auf die Auge-Hand-Koordination.
Die war auch bei den vielen Bastelaktionen vonnöten: Rasseln, bemalte CDs oder die Woll-Kunstwerke bei Ulrike Ettner und Dagmar Bär – der Kreativität und Spielfreude waren keine Grenzen gesetzt und die „Mitnehmsel“ werden schöne Erinnerungen an diesen Tag bewahren. Die beiden Schwestern sind Mensch gewordener Geist des Kindertags: Petra Heiler hatte sie gefragt, ob sie unterstützen könnten, die Antwort: „Bei so einer guten Sache sind wir gern dabei.“
Daneben waren Yoga-Übungen, eine Barfuß-Lauf-Straße, der Fitnessparcours mit kindgerecht transformiertem Schwertkampf und ein Geschicklichkeitskurs, bei dem es am „Heißen Draht“ auch auf eine ruhige Hand ankam, Magnete für die spielfreudige Generationenmelange.
Selbstbehauptung und Spaß
Nicht nur in Bezug auf die vielen Teilnehmer ein Highlight, sondern auch von ganz besonderer pädagogischer Finesse war das Selbstbehauptungstraining der Hockenheimer Wing-Tsun-Schule, wo „Sifu“ Andreas Klostermann auf seine einfühlsame, einladende Art in kurzen Einheiten verblüffend erfolgreich vermitteln konnte, warum „sich wehren“ ein gutes Gefühl ist und mit einer „Geheimübung aus dem Kloster der Shaolin“ auch mystischen Nervenkitzel transportierte.
Der Kindertag ist ein lebendiges, fröhliches Universum, in dem sich immer auch etwas verändert – in dem aber der Grundgedanke „Hauptsache Kinder“ und die familiär-gemütliche Atmosphäre sich kontinuierlich durch all die Jahre ziehen. So waren Frauke Querner und ihr Tui-Reisebüro in St. Leon bisher als Sponsor beteiligt, in diesem Jahr war die Reilingerin mit einem Stand und einem Spiel um die Korallenriffe der Welt selbst mit dabei – und das mit sichtlichem Spaß.
Generationenwechsel bei den Organisatoren
Beim Verein „Reilinger Kindertag“, dem organisatorischen Rückgrat, der das bei der Premiere vor allem auf Heilers privater Initiative fußende Nachwuchsevent auf dauerhaft sichere Füße stellte, gab es bereits im März einen Generationenwechsel. Das bisherige Dreigestirn Petra Heiler, Richard Bangert und Eveline Bareiß gaben ihre Vorstandsposten in die Hände von Sven Scholl, Maria-Helene Doczi, Heide Pöschel und Janina Frener – wegen Veränderungen im eigenen Lebensplan, aber auch, um eine Verjüngung im Leitungsteam herbeizuführen, die für ein organisches Vereinsleben immer wieder notwendig sei.
Heiler, die in den vergangenen zehn Jahren das Gesicht des Kindertags war, wird zwar wegziehen – dass sie für „ihren“ Kindertag aber weiter als helfende Hand und sicher Hinweisgeberin aktiv bleiben wird, ist für sie keine Frage.
Am Kindertag selbst war vom Stabwechsel nichts zu spüren: Professionell und trotzdem gemütlich wie immer haben die mehr als 40 Helfer um Scholl den Auf- und Abbau, das Einrichten der Stände, die Logistik drumherum sowie das kulinarische Begleitprogramm mit augenscheinlich ebenso spielerischer Leichtigkeit gemanagt, wie es der Kindertag insgesamt immer wieder ist – am bereits zur Legende gewordenen Waffelstand gab es heftigsten Andrang und doch für jedes Kind ein freundliches Wort und strahlende Augen auf beiden Seiten des Tresens.
Sechs Stunden frohes Kinderlachen, enthusiastische Spielfreude und ausgelassene Fröhlichkeit bei Jung und Alt waren Dank für die vielen Helfer, die 15 teilnehmenden Vereine und Firmen, die Sponsoren und vor allem für die Organisatoren des Kindertag-Vereins – eine Initiative, die in Zeiten erodierenden Miteinanders ein Gegengift gegen schleichenden Egoismus verabreicht, das es in sich hat. Und das bleiben wird: Gerade sind die letzten Dinge vom achten Kindertag verräumt, machen sich Scholl und seine Helfer schon an die Planungen für das kommende Jahr. Damit auch 2026 Kinderaugen glühen und Freude die Spargelgemeinde erfüllt.
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