Evangelische Kirchengemeinde

Reparatur-Café in Reilingen feiert erfolgreiche Premiere

Ehrenamtsinitiative um Korina Dielschneider gründet Reparatur-Café im Martin-Luther-Haus. Bei der Premiere haben die Helfer 23 Gegenstände erfolgreich instandgesetzt.

Von 
Renate Hettwer
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Das Helferteam um Initiatorin Karina Diehlschneider (sechste v. r.) steht in der Startschlöchern. © Renate Hettwer

Reilingen. Gestern funktionierte das noch gar nicht so alte Bügeleisen noch. Reparieren, aber wie, wenn man zwei linke Hände hat? Wegwerfen? Nein, es kann geholfen werden. Seit dem Wochenende gibt es in Reilingen das Reparatur-Café im Martin-Luther-Haus. Zunächst soll es vierteljährlich öffnen, bei großer Nachfrage eventuell öfter. Hier gibt es Werkzeug, Material, Fachmänner und Fachfrauen mit Erfahrung und Motivation, die ein gewisses Händchen und Geschick für Reparaturen haben. Das heißt aber nicht, dass da ein Reparaturservice nach dem Motto „Morgens gebracht, abends gemacht“ entstanden ist. Ziel ist es, Kaputtes zu reparieren beziehungsweise Anleitung und Hilfestellung zu geben. Eine Konkurrenz zum Handwerk soll es ausdrücklich nicht sein.

Das Konzept des Reparatur-Cafés ist gar nicht mal so neu und hat das nachhaltige Ziel, die Lebensdauer von Gegenständen zu verlängern und Abfall zu reduzieren. Auch soziale Aspekte spielen eine wichtige Rolle bei Reparatur-Treffs. Die Atmosphäre während der Reparaturen ist gemütlich und entspannt, wie in einem Café. Kaffee und Kuchen sind ein Teil des Ganzen. Das alles funktioniert auf Spendenbasis.

Ein Defekt muss nicht das Ende bedeuten

Hier können nicht nur defekte Fahrräder, Toaster, kleinere Kaffeemaschinen und andere elektronische und nichtelektronische Dinge wieder in Schuss gebracht werden, sondern auch eigene Fähigkeiten eingebracht und neues Wissen erlernt werden. Gleichgesinnte zu treffen und eine gute Zeit zu haben, ist der besondere Nebeneffekt. Das Reparatur-Café in Reilingen ist also ein Ort für alle, die ihre Liebe zu Dingen teilen und gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz leisten wollen, indem sie mit Hilfe von geschickten Händen Sachen reparieren und vor dem schnellen Wegwerfen bewahren. Kaputt muss also nicht das Ende sein.

Korina Dielschneider, ehrenamtlich in der evangelischen Kirchengemeinde engagiert, hatte die Idee des Reparatur-Cafés. Kirche und Kirchengemeinderat gaben gerne für die Räumlichkeiten grünes Licht. Nach Kontaktaufnahme zu anderen bereits bestehenden Reparatur-Cafés, wo erste Hilfestellung gegeben wurde, starteten am Wochenende circa 15 Ehrenamtliche, um defekten Dingen zu einem zweiten Leben zu verhelfen. Das ist nachhaltig, produziert weniger Müll, der Verbrauch an wertvollen Rohstoffen wird reduziert und der eigene Geldbeutel wird geschont.

Ralf Diehlschneider und Noah helfen einer Kundin weiter. © Renate Hettwer

Trotz des frühlingshaften Wetters, das Team hatte schon Wetten abgeschlossen, ob überhaupt jemand kommen würde, wurden die ersten kaputten Gegenstände gebracht. Zuvor wurde ein Reparaturzettel ausgefüllt und mit der Unterschrift die Nutzungsbedingungen akzeptiert. Ein Blick eines Ehrenamtlichen, ob eine Reparatur funktional oder zeitlich möglich ist und dann nahmen sich die Fachmänner oder-frauen des Stückes an. Ein kleines Radio, der Schalter funktioniert nicht mehr und auch die Mikrowelle, wo der Teller sich nicht dreht. Und so ging es den ganzen Nachmittag.

Ob Bügeleisen, defekte Lampe oder die geliebten Musikboxen, an den fünf eingerichteten Tischen für Holz und Möbel, Elektro, Fahrräder, Hard- und Software sowie Näharbeiten wurde in einer wohltuenden Ruhe geschraubt und gefachsimpelt und so mancher Ratschlag gegeben. Und so kompliziert ist das Reparieren ja gar nicht! Die erste Hemmschwelle, wie man selbst etwas reparieren kann, ist schnell überwunden, wenn man kompetente Hilfe bekommt.

Strahlende Kundengesichter als Lohn für die Reilinger

Oft sind es nämlich nur Kleinigkeiten, die die Funktion von Geräten blockieren, die mit wenigen Handgriffen zu lösen sind. Im Reparatur-Café werden Dinge wertgeschätzt und dabei ein anderer Blick für Reparaturen und Nachhaltigkeit entwickelt. Das konnte auch Bürgermeister Stefan Weisbrod bestätigen, der die Kultur des Reparierens als äußerst sinnvoll ansieht, den Hobbytüftlern gerne über die Schulter schaute und sich bei ihnen allen für ihr großes ehrenamtliches Engagement bedankte.

An den Arbeitstischen wird fleißig an Problemlösungen getüftelt. © Renate Hettwer

Strahlende Gesichter hatten die Kunden, die ihre Schätzchen wieder repariert mit nach Hause mitnehmen konnten. 23 Mitbürgern konnte das Helferteam auf diese Weise das Wochenende versüßen. Dank des Malerbetriebs Hößler aus Reilingen waren alle Tische mit Abdeckpapier gegen Verschmutzung ausgelegt, das wiederverwendet wird. Auch das ist nachhaltig.

Man muss sich einfach nur trauen zu kommen und zu wissen, dass das Reparatur-Café erneut am 21. Juni, 20. September und am 20. Dezember von 14 bis 17 Uhr im Martin-Luther-Haus öffnet. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite www.ev-kirche-reilingen.de.

Freie Autorin

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