Klasse Kids

Schulprojekt in Reilingen: „Was war Ihr verrücktester Bericht?“

Zwei Wochen lang haben sich die Viertklässler der Friedrich-von-Schiller-Schule mit dem Thema Zeitung beschäftigt und für den Besuch des Redakteurs jede Menge Fragen vorbereitet.

Von 
Markus Müller
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Mit einem Beispiel aus der aktuellen Zeitung beantwortet Redakteur Markus Müller den Schülerinnen und Schülern der Klasse 4b und ihrer Lehrerin Britta Obermann (hinten links) eine der zahlreichen Fragen. © Dorothea Lenhardt

Reilingen. Wie viele Mitarbeiter hat eine Zeitung? Woher kommen die kleinen Löcher am unteren Rand einer Seite? Weshalb wird eine Falschmeldung Ente genannt? Aus welcher Quelle bekommen Sie die ganzen Informationen? Das ist nur eine kleine Auswahl des Fragenkatalogs, den die Jungen und Mädchen der drei vierten Klassen für den Besuch des Redakteurs Markus Müller zusammengestellt haben. Denn sie wollten auf keinen Fall etwas vergessen, das sie brennend interessierte. Und 45 Minuten sind schnell vorbei, da es ein bisschen dauert, die vielen guten Fragen zu beantworten.

So erfahren die wissbegierigen Grundschüler der 4a, 4b und 4c unter anderem, dass die Schwetzinger Zeitung seit 1880 erscheint. „Das sind 145 Jahre!“, rechnen sie kurz nach und sind beeindruckt. Doch es gibt auch noch früher Zeitung, im 17. Jahrhundert. Schon damals gab in der französischen Sprache die Redewendung „vendre un canard à (la) moitié“, jemandem eine halbe Ente (“canard“) verkaufen. Das heißt: Wer so etwas macht, lügt oder täuscht den anderen. Später ging der Begriff in die deutsche Sprache über, wo damit eine Falschmeldung bezeichnet wurde – so die am stärksten verbreitete Vermutung.

In der 4b und 4a sind einige besonders aufmerksam: Ihnen sind die winzigen Löcher unten auf den Printseiten aufgefallen. Was es damit auf sich hat? Da ist sich auch der Redakteur nicht sicher, vermutet aber, dass es sich um Spuren des Druckens der Zeitung handeln könnte. Ein noch erfahrener Kollege weiß es später ganz genau: An der Stelle greift die Druckmaschine die Seiten.

Was die Arbeit im Journalismus so spannend macht

Es gibt sehr viele Berufe. Weshalb hat er sich ausgerechnet für diesen entschieden? Weil er die Abwechslung schätzt, die tägliche Herausforderung, mit dem Team eine informative und unterhaltsame Ausgabe zu füllen und Menschen mit ihren faszinierenden (Lebens-)Geschichten kennenzulernen, um anschließend über sie zu berichten. Außerdem findet er die exklusiven Blicke hinter die Kulissen von Unternehmen und Organisationen spannend, die er durch seine Arbeit immer wieder erhält, um sie mit den Lesern zu teilen.

Darüber hinaus wollen die aufgeweckten Kinder wissen, wie lange es dauert, einen Zeitungsartikel zu schreiben. Die Antwort: Das hängt von der angestrebten Länge, dem Thema sowie von der Erfahrung des Autors ab. Kurze Berichte über eine einfache Sache lassen sich schneller verfassen als ein ausführlicher Text über eine komplizierte Angelegenheit, wozu derjenige erst mal viel recherchieren muss. Wer sich damit aber schon auskennt, füllt die Zeilen zügiger.

„Was war der verrückteste Bericht, den Sie je geschrieben haben?“ erkundigt sich einer der Viertklässler. Kurzes Nachdenken, denn da kam in 24 Jahren einiges zusammen. Dann erinnert sich der Befragte an einen kuriosen Auftrag: über eine Teile-Börse für Oldtimer – also alte Autos, Motorräder und dergleichen mehr – aus der Sicht eines der Geräte berichten, die dort darauf warteten, den Besitzer zu wechseln. In diesem Fall fiel die Wahl auf ein betagtes Radiogerät.

Schülerinnen und Schüler haben viele Fragen mitgebracht

Daran knüpft die Frage nach dem traurigsten Artikel an, die schwierig zu beantworten ist – denn Ereignisse, bei denen Menschen verletzt oder sogar getötet werden, passieren leider viel zu oft. Stets in Erinnerung bleiben wird dem Redakteur ein Vor-Ort-Bericht am Tag nach einem besonders schlimmen Brandunglück, bei dem mehrere Menschen starben – darunter Kinder – und noch mehr teils schwer verletzt wurden.

Worüber schreibt er am liebsten? Über Kommunalpolitik, also all das, der Gemeinderat und der Bürgermeister entscheiden und was die Menschen im Dorf betrifft, zum Beispiel die Reilinger Viertklässler und ihre Eltern. Etwa die Diskussion darüber, ob die Schule einen Anbau bekommt – und sie sowie ihre Lehrer mehr Platz – und wie der aussehen soll. „Wenn das stimmt, kennen Sie Christian Bickle?“ fühlt einer der Schüler dem Zeitungsmann auf den Zahn. Der nickt: natürlich. Mit dem Kämmerer der Gemeinde hatte er schon oft zu tun. Schließlich verrät der Junge: Er ist mit dem Finanzexperten verwandt.

Wie erfahren der Redakteur und seine Kollegen von all den Dingen, über die sie täglich berichten? Durch Mitteilungen von Behörden oder Einsatzkräften oder Hinweise von Bürgern, die etwa eine große Rauchsäule entdecken und sich an die Zeitung wenden, um zu erfahren, was da brennt und wo.

Redaktion

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