Region. Welche Bedeutung dem Lebensmittel Trinkwasser zukommt, findet hierzulande nicht immer die Beachtung, die es verdient. Wasser kommt aus dem Hahn und damit hat es sich für viele Menschen. Nur wenn die Versorgung einmal unterbrochen ist, dann wird vielen klar, welche Bedeutung Wasser für das tägliche Leben hat. Auch die im Sommer in vielen Teilen der Welt im Zuge des Klimawandels zu beobachtende Dürre hat eindringlich vor Augen geführt, welch essenzielle Bedeutung Wasser fürs Leben hat.
Für die Menschen im Horan-Gebiet ist Wassermangel kein Thema, sie dürfen sich darauf verlassen, dass die Wasserversorgung rund um die Uhr gewährleistet ist. Aus dem Kirrlacher Wald kommt das kostbare Nass, gefördert vom Wasserwerk in Reilingen und anschließend an die Kommunen Hockenheim, Neulußheim, Altlußheim und Reilingen verteilt. Doch die ganzen Jahre hatte die Wasserversorgung eine Achilles-ferse – es gab nur eine Förderleitung in den Wald.
Wasserwerk Reilingen: Schäden durch Diebstahl
Das Reilinger Wasserwerk wird vom Zweckverband Wasserversorgung Südkreis Mannheim betrieben, dem die Kommunen Hockenheim, Altlußheim, Neulußheim und Reilingen angehören. Das Werk liegt an der verlängerten Speyerer Straße, nördlich der L 545, der Verbindungsstraße zwischen Reilingen und Neulußheim. Südlich liegt der Kirrlacher Wald, in dem das Trinkwasser für die Kommunen der Verwaltungsgemeinschaft mithilfe von insgesamt sieben Brunnen gefördert wird.
Mit dem Wald war das Wasserwerk bisher, wie gesagt, nur durch eine Förderleitung verbunden, die obendrein noch 50 Jahre alt ist. Wäre die Leitung ausgefallen, wäre die Wasserversorgung der vier Kommunen nur für maximal zwölf Stunden aufrechtzuerhalten gewesen – mehr Speicherkapazitäten gibt es im Wasserwerk nicht. Weshalb im Zweckverband die Entscheidung getroffen wurde, eine zweite Förderleitung zu bauen.
Wasserwerk Reilingen: Wasserleitung und Stromkabel verlegt
Nunmehr konnte Erich Schulz vom gleichnamigen Ingenieurbüro der Verbandsversammlung das Ende der Arbeiten verkünden. Auf einer Strecke von rund 1300 Metern wurde die neue, zweite Förderleitung gebaut, die das Wasserwerk und damit die Wasserversorgung in der Region gegen einen Unfall absichert. Neben der Wasserleitung wurden jede Menge Steuerkabel und eine 20-KV-Leitung verlegt sowie vier Bauwerke für die Verteilung und Entlüftung errichtet.
Wie Schulz in der Verbandsversammlung weiter ausführte, musste die bestehende Gasdruckleitung mehrfach gekreuzt werde – kein einfaches Unterfangen – der Fuß- und Radweg längs der L 546, der Landesstraße zwischen Reilingen und Neulußheim, teilweise aufgegraben und neu asphaltiert und nicht zuletzt die Landesstraße selbst unterquert werden. Was im sogenannten Pressbohrverfahren erfolgte – die Straße musste nicht gesperrt werden, der Verkehr rollte weiter.
Nun stehen noch einige Restarbeiten an, unter anderem muss die Leitung zwischen den Brunnen drei und vier erneuert werden, doch die zweite Trinkwasserförderleitung ist in Betrieb. Nach der vorläufigen Kostenaufstellung wurde die Vorgabe um rund vier Prozent überschritten, stellte Schulz fest. „Was in der heutigen Zeit einer Punktlandung gleichkommt“, fügte Verbandsvorsitzender Bürgermeister Gunther Hoffman, Neulußheim, hinzu.
Die geringe Abweichung resultiert auch aus dem Umstand, dass benötigte Materialien frühzeitig eingekauft und gelagert wurden. Eine richtige Entscheidung, stellte Oberbürgermeister Marcus Zeitler, Hockenheim, fest, der auf die aktuellen Preissteigerungen verwies.
Wenn Schulz dennoch Probleme mit dem Bau der Wasserleitung hatte, dann aus einem ganz anderen Grund: Diebstahl und Vandalismus. „Noch nie hatten wir so oft die Polizei vor Ort.“ Regelmäßig sei aus den Fahrzeugen und Maschinen der Dieseltreibstoff abgezapft worden – die Motoren mussten jeweils zeitintensiv entlüftet werden – und regelmäßig war die Leitung durchschnitten – die Diebe waren wohl auf der Suche nach Kupfer. Schulz hofft, dass sich bei den kommenden Untersuchungen keine weiteren Schäden an den Kabeln zeigen.
Wasserwerk Reilingen: Behälter in Planung
Durch die zweite Wasserleitung ist die Redundanz des Werks deutlich verbessert, dennoch bereitet der geringe zeitliche Puffer Sorge. Weshalb Verbandsvorsitzender Hoffmann im Anschluss den zweiten Schritt in die Wege leitete, die Planung eines neuen Wasserbehälters.
Wie Schulz dem Rat ausführte, verfügt das Wasserwerk über vier Speicher mit einer Kapazität von rund 7800 Kubikmetern Wasser. Die Spitzen beim täglichen Wasserbedarf lagen in den vergangenen Jahren zwischen 10 000 und 13 000 Kubikmetern, wobei in diesem Hitzesommer die tägliche Menge von 13 000 Kubikmetern Wasser mehrfach überschritten wurde, wie Schulz vorrechnete. Die Speichermenge in Relation zum Bedarf gesetzt, wird schnell klar, wie lange die Bevölkerung bei einem Ausfall der Förderung mit Wasser versorgt werden kann. Hinzu kommt, dass drei der vier Behälter deutlich über 45 Jahre alt sind. Selbst der größte mit 3370 Kubikmetern hat schon 17 Jahre hinter sich.
Schulz schlug der Versammlung vor, in einem ersten Schritt den Sanierungsumfang zu prüfen, in einem nächsten, welche der Wasserbehälter erhalten werden können und in einem dritten, wie der neue Wasserspeicher an das Wasserwerk angeschlossen werden kann. Ein neuer Wasserbehälter kann auf dem Gelände errichtet werden, Schulz rechnet mit einer maximalen Kapazität von knapp unter 5000 Kubikmetern Wasser.
Wasserwerk Reilingen: Umlage gesenkt
Den Auftrag, die Planungen voranzutreiben erteilt die Verbandsversammlung dem Ingenieurbüro einstimmig. Wohl auch wegen Verbandsrechner Volker Müller, Reilingen, der zuvor sowohl die Jahresrechnung 2021 erläutert hatte, als auch den Wirtschaftsplan 2023 vortrug. Im vergangenen Jahr wurden im Wasserwerk rund 2,6 Millionen Kubikmeter Wasser gefördert und zu einem Preis von 51 Cent pro Kubikmeter an die Kommunen abgegeben – „in bester Qualität“, wie Hoffmann anmerkte. Dabei, so Müller, wurde weder Verlust noch Gewinn gemacht – die Verbandsumlage um 40 000 Euro gesenkt. Zwei Millionen Euro wurden neu an Krediten aufgenommen, die Verschuldung liegt bei 6,5 Millionen Euro bei einem Anlagevermögen von 6,4 Millionen Euro. Das kommende Jahr wird ruhiger angegangen, Müller plant keine neuen Schulden, sondern eine Tilgung.
Hoffman dankte abschließend den Wassermeistern Thomas Wünsche und Marcus Kube, die alles im Griff hätten und der Verbandsversammlung, die erforderliche Investitionen auf den Weg bringt. „So schläft man als Vorsitzender ruhig“, macht er sich um das tägliche Nass aus dem Hahn keine Sorgen.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/reilingen_artikel,-reilingen-versorgungssicherheit-in-hockenheim-und-umliegenden-gemeinden-deutlich-erhoeht-_arid,2019678.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/reilingen.html
[2] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html
[3] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/neulussheim.html
[4] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/altlussheim.html