Reilingen. Der ganztägige Workshop auf dem Ausgrabungsgelände der Burg Wersau war prall mit Vorträgen gefüllt. Worum sich alles drehte, daran ließ der Veranstaltungstitel keinen Zweifel: „Auf dem Weg zum Archäologiepark“. Dr. Roland Prien von der Universität Heidelberg hatte daher Spezialisten eingeladen, die ähnliche Projekte bereits durchgeführt haben. Auch die Mitglieder des Fördervereins, die sich mit viel Leidenschaft seit Jahren in die Thematik eingearbeitet haben und somit über ständig wachsendes Wissen verfügen, stellten Möglichkeiten vom übersichtlichen Geländeplan bis hin zur Anlage eines Burggartens, die Zugangsplanung oder das Thema „Online Museum“ vor.
Das Treffen stand im Zeichen des Austauschs und dem Gedanken der Abstimmung mit den Gegebenheiten auf der Burg und der Diskussion über eine Priorisierung von Maßnahmen sowie daneben der Schaffung von neuen Arbeitsgruppen, die dann mit der Umsetzung beauftragt werden sollen.
Spannendes „Drehbuch“
Die Fördervereinsmitglieder verfolgten ebenso wie Bürgermeister Stefan Weisbrod die Vorträge von Dr. Julia Linke vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, Dr. Orsolya-Tamaska vom Leibniz-Institut für Geschichte in Leipzig und von Justin Schmidt von der Universität Heidelberg, der die Ausgrabungen seit 2014 leitet, mit großem Interesse.
Dabei sprach Linke über das „Drehbuch einer Ausstellung“, wobei es um zielgruppengerechte Vermittlung von Archäologie ging, während ihre Kollegin Orsolya-Tamaska über das Spannungsfeld zwischen Denkmalpflege, Naturschutz und touristischen Entwicklungsstrategien anhand eines Archäologischen Parks in Ungarn referierte. Justin Schmidt informierte über den Stand der Erkenntnisse über die Burg.
Weitere interessante Vorträge folgten, wie der von Sandra Spencer, die anhand entsprechender Fachliteratur aufwies, wie Burggärten im Mittelalter ausgesehen hätten und was für Burg Wersau angebracht sein könnte. Ein Küchengarten sei sicher eine gute Idee, befand sie, Nutzen, Aufwand und Pflege abwägend. „So könnte es aussehen“, zeigte sie anhand von Beispielbildern und schlug ein „Ernteprojekt“ für Kinder vor, was viel Anklang fand.
Klar wurde, dass es viele Möglichkeiten gibt, aber auch, wie viel Arbeit noch auf die Aktiven wartet. So stand dann auch am Ende ihrer Präsentation der aufmunternde Satz: „Ran an die Schaufeln!“
Zu den Ursprüngen
Bürgermeister Stefan Weisbrod betonte und räumte ein: „Wir freuen uns, dass es konkret wird und die Gemeinde muss durchaus noch ein paar Hausaufgaben machen.“ Dabei müssten unter anderem die Themen Empfangsgebäude und Sanitäranlagen angegangen werden. „Die Geschichte muss auch stärker optisch vermittelt werden“, unterstrich er weiter. Julia Linke freute sich, dass schon einiges richtig gemacht worden sei und somit gute Ansätze vorhanden seien: „Als ich mein Auto am Friedhof abstellte, habe ich mich sehr gefreut, als ich schon das erste Hinweisschild auf die Burg entdeckt habe.“
Der AK-Sprecher und Vorsitzende des Förderkreises Burg Wersau Benny Schaich-Lebeck war sich sicher: „Wenn es um ,Anwerbung’ neuer Interessierter geht, die das Projekt mit voranbringen, sind wir gut aufgestellt. Wir haben ein offenes Beteiligungskonzept. Man muss nicht sofort Mitglied werden. Einfach vorbeikommen und mitmachen. Wenn jemand oft da war, ist eine Mitgliedschaft oder nicht dann meist kein Thema mehr, weil der Wunsch dann schon geäußert wird.“ Archäologe Roland Prien freute sich besonders auf die dreimonatige Ausstellung im Museum seiner Universität, bei der es ab Donnerstag, 9. Februar 2023, Fundstücke und weitreichende Informationen zur Burg Wersau zu sehen gebe. Besonders stolz sei er auf ein Faksimile der Gründungsurkunde der Universität, denn die Unterzeichnung habe auf Burg Wersau stattgefunden.
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