Stadtbibliothek - Für die Besucher sollen die Werke verständlicher geordnet werden / Zweitklässler der Schillerschule sehen sich die neue Systematik an

Bücher jetzt kinderleicht zu finden

Von 
klu/jsp
Lesedauer: 

Waghäusel. Immer mehr öffentliche Bibliotheken im Bundesgebiet wollen durch klar nachvollziehbare Begriffe die Ordnung ihres Sachbuchbestandes informativer und leichter zugänglich machen, da die herkömmliche, seit Jahrzehnten geltende ASB (Allgemeine Systematik für öffentliche Bibliotheken) ausschließlich verschlüsselte Informationen in Form von komplexen Buchstaben- und Zahlenkombinationen bietet, aus denen keinerlei Rückschlüsse auf den Inhalt der Bücher gezogen werden kann.

Unter der Regie von Peter Jan Heissenberger, Leiter der Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen im Regierungspräsidium Karlsruhe, schufen in dreijähriger Arbeit fünf Bibliothekarinnen eine Mustervorlage für die Neustrukturierung des Sachbuchbestandes kleinerer Bibliotheken auf ein benutzerfreundliches Leitsystem. Konkret sind zum Beispiel Deutschland-Reiseführer nicht mehr unter „Cfk 2“ bis „Cfr 23“ sondern schlicht bei „Länder Deutschland“ zu finden, unterteilt lediglich in Bundesländer. Mit der Umstellung der traditionellen Systematik auf eine sich selbsterklärende und visuell ausgerichtete Systematik kommen die Bibliotheken den Bedürfnissen ihrer Kunden entgegen und geben damit auch dem Bibliotheksraum ein neues Gesicht.

Die Kinder- und Jugendabteilung ist bei der Stadtbibliothek Waghäusel bereits neu sortiert. Davon haben sich die Zweitklässler der Schillerschule selbst überzeugt. Das erste Buch selbst zu lesen, ist für die meisten Kinder ein ganz besonderes Erlebnis. Langsam hangeln sie sich von Buchstabe zu Buchstabe bis ein Wort entsteht, dann ein Satz und schließlich eine ganze Geschichte. Begleitet von Bildern und Illustrationen eröffnen die Texte Kindern eine neue Welt, die sie bald ganz alleine entdecken können. Um die Lesefreude frühzeitig zu steigern, bietet die Stadtbibliothek Führungen für Schulklassen an. Für einige Kinder war es der erste Besuch in der Bibliothek, während andere schon durch die Veranstaltungen zur Leseförderung wie Bücher- und Lesemäuse oder Storytime sowie Kindertheater und Bastelnachmittage mit der Einrichtung vertraut waren.

Rätsel zur Begrüßung

Nach der Begrüßung durch Christine Siefermann, stellvertretende Leiterin der Bibliothek, konnten sich die kleinen Gäste bei einem Rätsel rund um die Stadtbibliothek Puzzelteile verdienen, um am Ende mit einer Geschichte belohnt zu werden. „Was braucht man, um sich Bücher ausleihen zu können?“, „Wie kann die Ausleihfrist verlängert werden“, „Wie viel kostet der Bücherausweis für Kinder?“, „Was darf man in der Bibliothek nicht?“ – waren nur einige Fragen, die von den Zweitklässlern richtig beantwortet wurden. Gespannt lauschten die Kinder nach dem erfolgreichen Quiz dem Bilderbuch-Abenteuer „Gesucht! Henry, der Bücherdieb“, einem heiteren Hasenkrimi rund um den Hasen Henry, der Bücher liebt.

Beim Rundgang durch die Bibliothek zeigte Siefermann mit der Unterstützung einiger kundigen Kinder wo welche Medien zu finden sind und informierte über die verschiedenen Ausleihfristen für Bücher, Zeitschriften, CDs, Spiele, DVDs oder Hörbücher. „Ich kenn mich hier aus, denn ich komme immer zu der Storytime“, sagte Felix während er den Weg zu den DVDs zeigt. Zum Abschluss durften sich die Kinder ihren Vorlieben entsprechend zwei Bücher ausleihen. „Ich mag am liebsten die Bücher über Superhelden“, so der siebenjährige Leo. Für Kinder, die noch keinen Bücherausweis hatten, waren welche vorbereitet. Amelie ist schon länger regelmäßig zu Besuch in der Bibliothek. „Hier gibt es immer neue Bücher und eine große Auswahl“, freut sie sich. Lea liest gerne Krimis und Abenteuerbücher. „Aber das Lesen eines Buches dauert leider immer so lange “, stört sie. Die Stadtbibliothek bietet verschiedene Rückzugsmöglichkeiten, in denen die Besucher in aller Ruhe in Büchern oder Zeitschriften schmökern oder Zeitung lesen können. „Mir gefällt in der Bibliothek die Kuschelecke mit den Stofftieren am besten, weil man da gemütlich die Bücher anschauen und lesen kann“ beschreibt Esila ihren Lieblingsplatz dort.

In Bretten wurde auch schon die Erwachsenenabteilung umstrukturiert. „Die Nutzer finden sich besser und schneller zurecht, leihen mehr Sachbücher aus und entdecken verstärkt so manchen ,Regalhüter‘. Natürlich gilt es nun, die ,Kinderkrankheiten zu heilen‘ – nicht alles, was theoretisch von den sechs Klartexttüftlern ausgedacht wurde, ist sinnvoll in der Praxis umsetzbar. Wenn die übrigen Bibliotheken nach und nach umgestellt haben, wird sich zeigen, wie weit die neue Systematik greift und flexibel einsetzbar ist. Wenn die Testphase beendet ist, wird die Arbeitsgruppe – zu denen Edina Bärwald (Gemeindebücherei Forst), Anette Giesche (Stadtbücherei Bretten), Heidrun Löhlein (Gemeindebücherei Graben-Neudorf), Monika Ross (Stadtbibliothek Waghäusel) und Jutta Walde (Gemeindebücherei Karlsdorf-Neuthard) gehören ihre Systematik Bibliotheken zur Verfügung stellen. klu/jsp

Info: Weitere Bilder unter bruhrainer-zeitung.de

Stadtbibliothek Waghäusel

Zweitklässler im Bücherhimmel

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
13
Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen