Oberhausen-Rheinhausen/Waghäusel. Der Regen am vergangenen Wochenende war ein Segen: „Für die Pflanzen stand die Uhr auf fünf vor zwölf“, sagt Landwirt Dieter Meerwarth im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Dürre verbunden mit den hohen Temperaturen alleine mache seinem Mais schon zu schaffen, viel schlimmer seien aber die Wildschweine, die von den saftigen Körnern angelockt werden. „Der Wald leidet besonders unter dem ausbleibenden Niederschlag. Die Tiere finden jetzt nicht mehr ausreichend Nahrung“, erklärt Meerwarth, der seinen Betrieb in Oberhausen-Rheinhausen seit 1985 führt.
Rund 30 Liter pro Quadratmeter haben sich über seinen Äckern am Wochenende ergossen, genau so viel, wie er seit Ende Mai, als die Trockenperiode begann, pro Woche bewässern muss. Auf 70 Hektar baut der 56-Jährige Mais an. 50 Hektar davon kann er aus den vier Tiefbrunnen mit Wasser versorgen.
Wie viel Wasser das genau ist, hat der Landwirt nicht im Kopf: „Wir rechnen das in Diesel. 400 Liter verbrauchen wir im Moment wöchentlich für die Pumpen“, erklärt er. Rechnet man mit 30 Litern Grundwasser pro Quadratmeter Ackerfläche, ergibt das einen Bedarf von 15 Millionen Litern pro Woche.
Kolben brauchen Feuchtigkeit
Besonders von der Dürre betroffen seien jene Bauern, die vom Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse leben. „Die Maisstauden im nicht bewässerten Bereich bilden jetzt fast keine Kolben aus. Die brauchen viel Wasser. Für Kollegen, die nur das Endprodukt verkaufen, ist dieser Sommer eine Katastrophe“, schildert Meerwarth die Probleme der Dürre. „Die reine Biomasse der Maispflanzen, die ich nicht bewässere, fällt um 50 Prozent geringer aus als bei den gut gewässerten Gewächsen“, beschreibt er das Ausmaß.
Ob auch mit Ernteausfällen auf den Grünflächen zu rechnen ist, weiß Meerwarth noch nicht. „Auf rund 150 Hektar lassen wir Wiesen wachsen, für die Heuproduktion und Silage“, erklärt er. Das Gras sei zwar braun und verdorrt, „aber sobald es regnet, wächst es auf der Wiese ja weiter. Da müssen wir einfach abwarten und hoffen“, sagt der 56-Jährige.
Ventilatoren für die Kühe
Meerwarth nutzt die Ernte von Mais und Gras einerseits als Nahrung für seine 250 Milchkühe. Die können sich im Stall frei bewegen und tummeln sich derzeit besonders an den großen Wassertrögen. „Temperaturen über 30 Grad Celsius machen den Tieren schon zu schaffen“, sagt Meerwarth und weist auf die großen Deckenventilatoren hin, die Abhilfe bringen sollen. In Verbindung mit den offenen Wänden im Stall klappe das ganz gut. „Bewusst haben wir uns gegen eine Wasserdampfanlage entschieden. Die sorgt zwar für feuchte Abkühlung, befördert aber auch die Gefahr einer Lungenentzündung bei den Tieren“, erklärt er. Ist das Fell nämlich dauerhaft feucht, breche die Krankheit schnell aus.
Der andere Teil der Ernte, der nicht als Nahrung für die Kühe vorgesehen ist, wird mit Gülle vermischt. Je ein Drittel Mais, Silage und Gülle erzeugen bei der Gärung im Blockheizkraftwerk dann Methangas, das zur Energieproduktion genutzt wird. Die Anlage versorgt sich selbst mit Strom, rund 190 Kilowattstunden sind dafür nötig. „Die restlichen 350 Kilowattstunden werden ins Netz eingespeist und versorgen in Waghäusel die Johann-Peter-Hebel-Realschule, das Rathaus sowie das Hallen- und Freibad mit Wärme“, erklärt Meerwarth. Ist der Prozess abgeschlossen, wird das Abfallprodukt als Dünger weiterverwendet.
Jäger in der Pflicht
Dank der breiten Aufstellung des Betriebs kann Meerwarth mit den unmittelbaren Folgen der anhaltenden Trockenheit gut umgehen. Allerdings machen Wildschweine seinen Pflanzen zunehmend Probleme. „Die Dürre treibt die Wildschweine ins Maisfeld“, beschwert sich Meerwarth, dass der Bestand nicht auf einem vertretbaren Maß gehalten wird. Die Tiere fänden im Wald nur noch wenig Nahrung, da sei der saftige Mais eine willkommene und schmackhafte Abwechslung.
„Die Wildschweine verwüsten in kurzer Zeit große Flächen im Acker. Sie beißen die Pflanzen ab, knabbern kurz am Mais und widmen sich dann der nächsten, anstatt an einer Pflanze alles aufzufressen“, erklärt Meerwarth, der dadurch von rund zehn Prozent Ernteeinbußen ausgeht – doppelt so viel wie in den Vorjahren.
Um die Schäden genau zu beziffern, lässt er in den kommenden Tagen eine Drohne über seine Felder fliegen. „In Waldrandnähe ist das Problem natürlich größer“, weiß der erfahrene Landwirt. Steht das Ausmaß der Schäden fest, will er sich mit dem Jagdpächter auf eine Ausgleichszahlung einigen. Dazu sei der Jäger verpflichtet, sagt Meerwarth.
Info: Weitere Bilder gibt’s unter www.bruhrainer-zeitung.de
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