Das Gebrüll von Löwen hallt durch den Schlosspark, Elefanten trompeten, wild gewordene Affen keckern. Es ist der vielleicht spannendste Moment in der zweistündigen Show des einstigen Supertramp-Meisters.
Roger Hodgson stellt das Publikum im Schwetzinger Schlossgarten vor die Frage: Was würdest du tun, wenn du als Tier in der Wildnis aufgewachsen wärst und plötzlich gefangen würdest? Würdest du es vorziehen zu sterben oder in einem Zoo zu überleben? Hodgson hat aus der musikalischen Antwort aus dieser Fragestellung eine spannungsvolle knapp achtminütige Mini-Rockoper verfasst, in dem Stil von „Fool’s Overture“ mit akustischen Versatzstücken zu einer Collage verwoben. Nach melancholischem Beginn und einem wehklagenden „Lonely“ (einsam) entfesselt die fünfköpfige Band schließlich ihre ganze Wucht.
„Death and a zoo“ ist der Höhepunkt in einem sehr guten Konzert, das der Gründer der Progrock-Band „Supertramp“ im Schwetzinger Schlosspark gibt. Der Sound ist exzellent, Hodgson bestens bei Stimme, das Programm schöpft weitestgehend aus den Kompositionen, die der Band in den späten 70er und frühen 80er Jahren den Status als Supergruppe gaben.
Allein: Es fehlt das Überraschungsmoment. Hodgson lässt das Material klingen wie auf der Schallplatte, Improvisationen finden kaum statt. Dabei lässt Saxofonist, Keyboarder und Mundharmonika-Spieler Michael Ghegan durchaus aufblitzen, dass da eine Menge Potenzial für musikalische Ausflüge vorhanden wäre. Es bleibt letztlich bei Ansätzen.
Witze über Zuspätkommer
Da Supertramp-Fans nicht mehr zur allerjüngsten Generation gehören, hat der Veranstalter die Konzertarena im Schlosspark bestuhlen lassen. Es ist das einzige bestuhlte Konzert in dieser kleinen Serie. Und deshalb kann Hodgson jeden Zuspätkommer – davon gibt es eine ganze Menge – mit launigen Kommentaren zum Platz geleiten. „Ihr seid zu spät. Ihr habt den besten Song schon verpasst“, sagt er und grinst verschmitzt. „Es gibt keine Entschuldigung dafür. Ihr seid Deutsche“, lacht er. Roger Hodgson ist bestens gelaunt an diesem zweitletzten Abend seiner Jubiläumstournee zum 40. Geburtstag des Langspielers „Breakfast in America“. Er ist in Plauderlaune, lobt „Swetzingen“ und erinnert sich an seinen letzten Auftritt hier, der immerhin schon 14 Jahre zurückliegt. Damals sei er noch alleine unterwegs gewesen. Zwischenzeitlich sei er auf ein paar arbeitssuchende Musiker getroffen und habe sie eben verpflichtet.
Diese liefern ein punktgenaue Leistung ab, bieten dem Meister ein blitzsauberes Fundament. Mit seinen 69 Jahren schraubt er seine Stimme immer noch brillant in die Höhen, um die ihn jüngere Kollegen beneiden.
Zum Einstieg keine Experimente: Drei Klassiker, darunter das legendäre „School“, zu dem Michael Ghegan die prägnante Mundharmonika heulen lässt. Ein erster Hinhörer gelingt mit dem Mix aus dem Solo-Hit „Only because of you“ und dem artverwandten Supertramp-Titel „Lord is it mine“. Doch erst mit dem „Logical song“ – etwa in der Mitte des Sets – jagt der Brite die Zuschauer von den Sitzen. Die Ordner sind streng darauf bedacht, dass ja niemand an der Seite zu dicht vor der Bühne tanzt und dem zahlenden Sitzpublikum die Sicht nimmt.
Gute-Laune-Lied zum Schluss
In Deutschland zu spielen, fühle sich ein wenig an wie heimkommen, sagt Hodgson. Das deutsche Publikum sei sehr respektvoll und zeige sehr höflich, was ihm gefalle und was nicht, sagt Hodgson. „Ich weiß, wo ich stehe“ freut er sich über den Jubel in Schwetzingen.
Dass sie ihn mit den Schlussnummern „Dreamer“ und dem großen „Fool’s Overture“ frenetisch feiern, nimmt er dankbar entgegen, nicht ohne sich mit den Zugaben „Give a little bit“ und natürlich dem Gute-Laune-Song „It’s raining again“ zu bedanken. „Singt laut mit und ihr werdet mit einem Lächeln nach Hause gehen“, verspricht er – und behält recht.
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Setliste
Hauptteil: 1. Take the long way home (1979), 2. School (1974), 3. Breakfast in America (1979), 4. Easy does it (1975), 5. Sister Moonshine (1975), 6. Hide in your shell (1974), 7. Only because of you/Lord is it mine (1984/1979), 8. The logical song (1979), 9. Death and a zoo (2000), 10. Even in the quietest moments (1977), 11. Had a dream (Sleeping with the enemy) (1984), 12. Child of vision (1979), 13. Dreamer (1974), 14. Fool’s Overture (1977),
Zugaben: 15. Give a little bit (1977), 16. It’s raining again (1982). bjz
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