Es gibt sie bei uns schon seit über 40 Jahren, sie sind jedem bekannt, immer noch heißbegehrt bei den Kindern und daher zu einer Art Legende geworden. Die Rede ist von den Kinder-Überraschungseiern, von denen der bekannte Schwetzinger und jahrzehntelange sehr beliebte Bellamar-Schwimm- und Bademeister Heinz Jacobs in knapp 25 Jahren über 3500 dazugehörige Figuren gesammelt hat. "Ich weiß schon, dass dies für einen erwachsenen Mann wie ich sehr ungewöhnlich ist", gesteht er lächelnd.
Auch die Familie Jacobs gehört zu den zahlreichen Zeitgenossen, die schon immer sehr gerne ein schnell gekauftes Überraschungsei als kleines spontanes Geschenk zu befreundeten Familien mit Kindern, oder auch den eigenen Enkeln mitgebracht haben. "Der Auslöser für meine Leidenschaft zum Sammeln der Figuren, Tiere und vielen weiteren Gegenständen aus den Ü-Eiern ist ein ganz spezieller", fährt der pensionierte Bademeister fort.
Anfang der 1990er Jahre brach er sich nämlich bei einem schweren Leitersturz beide Arme. Rechts ging das Handgelenk kaputt und links die Elle. Von der Verordnung von Krankengymnastik riet der Facharzt überraschenderweise ab. "Ich habe herausgefunden, dass man die Feinmotorik von Händen und Fingern bei den vorliegenden Frakturen am besten durch das Stecken von Ü-Ei-Figuren wiedererlangt", sei sein ernst gemeinter Rat gewesen, so Jacobs. Gesagt getan: "Und neben neu gekauften Ü-Eiern wurden meine Frau und ich auf Flohmärkten fündig, dazu noch zu günstigen Preisen", verrät er.
Frau nennt ihn "Sammlernase"
Die riesige Auswahl von Figuren sei überraschend und faszinierend gewesen. "Und prompt war meine Leidenschaft zum Sammeln geboren." Auch der vorausgesagte medizinische Effekt der häuslichen Ü-Ei-Therapie stellte sich ein, denn schon nach sechs Wochen konnte er wieder fast problemlos die Arbeit aufnehmen, erinnert sich seine Frau Marion, die ihn liebevoll als passionierte "Sammlernase" bezeichnet.
Der Elan und die Leidenschaft der ersten Sammlerjahre seien schon etwas abgeflacht, gibt er zu. Aber da waren ja auch noch die eigenen Kinder, und jetzt letztlich die zwei Enkelinnen, die ähnlich schnell von dem wohl hochansteckenden Ü-Ei-Virus erfasst wurden und die Sammlung immer aktuell hielten. Die siebenjährige Lilli bestätigt dies durch emsiges, lachendes Kopfnicken. Noch immer besuchen die Jacobs mit großem Interesse die Ü-Ei-Sammler- und Tauschbörsen, auch bestimmte Flohmärkte, sofern sie in der Gegend stattfinden. Wenn man etwas bestimmtes sucht, sei es so wie bei vielen anderen Dingen: im Internet nachschauen. Als eine halbe Wissenschaft gestalteten sich die "Führung" und Erklärungstour durch die verschiedenen Vitrinen, Kisten, Schubladen und Regale im "Ü-Eier-Zimmer" der Jacobs.
Auch einige wertvolle Teile befinden sich unter den unzähligen Star-Trek, Pink Panther, Jogi-Bär, Schlümpfe, Pumuckel, Herr der Ringe, oder auch Auto- und Oldtimer-Schnellbausysteme. "Etwas ganz Besonderes und meine wertvollsten Stücke sind neben der Rosarote-Panther-Serie die seltenen Weihnachtskrippen, Christbaumschmuck, Weihnachtsmotive in Nussschalen, oder auch die größeren Schoko-Bons-Figuren", hebt Jacobs hervor. "Der große rotweiße 'Ü'- Eiermann, den Opa in der Hand hat, gefällt mir am allerbesten", ruft Lilli.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-angefangen-hat-alles-als-therapie-nach-einem-sturz-_arid,915262.html