Region. Die Impfquote in Deutschland steigt kontinuierlich. Auch wenn noch nicht alle Menschen, die es gerne möchten, einen Termin erhalten haben, so haben doch immer mehr zumindest eine erste Dosis bekommen. Im Rhein-Neckar-Kreis zum Beispiel trifft das nach Zahlen des Landesgesundheitsministeriums mit 49,8 Prozent auf knapp die Hälfte der Einwohner zu (Stand 13. Juni). In ganz Baden-Württemberg haben 30,9 Prozent der Einwohner beide Impfdosen beziehungsweise, beim Vakzin von Johnson & Johnson, die eine notwendige Dosis erhalten (Stand 22. Juni).
Und da es, zumindest für vollständig Immunisierte, immer mehr Erleichterungen im Alltag gibt, beispielsweise das Entfallen der Schnelltestpflicht, sind die Menschen natürlich erpicht darauf, ihre Impfung auch beweisen zu können, wenn das gefordert wird.
Da kommt seit dem 14. Juni der digitale Impfnachweis ins Spiel. Dieser soll als Ergänzung zum gelben Impfpass fungieren und es einfacher machen, unterwegs eine vollständige Impfung nachweisen zu können. Dazu braucht es ein Smartphone mit einer der entsprechenden App (entweder die Corona-Warn-App oder die eigens entwickelte CovPass-App) sowie einen individuellen QR-Code. Dieser wird mit dem Smartphone gescannt und ist anschließend in der App hinterlegt und kann vorgezeigt werden.
Wer ab dem 14. Juni seine Zweit-impfung in einem Impfzentrum erhält, soll den Code direkt nach Vollzug erhalten, andere sollen ihn in den kommenden Wochen per Post zugeschickt bekommen. Das Problem: Das funktioniert nicht für Bürger und Bürgerinnen, die zum Beispiel beim Hausarzt geimpft worden sind. Für diese sollen Apotheken als Aussteller des QR-Codes fungieren, allerdings konnte man dort besonders in den ersten Tagen nach Einführung des neuen Angebots durchaus von Startschwierigkeiten sprechen.
„Am allerersten Tag lief es noch ziemlich problemlos, aber am zweiten Tag gab es dann schon technische Probleme, weil wohl mehr Apotheken angefangen haben, den digitalen Nachweis anzubieten“, berichtet Maria Blazzo, die in der Mayerhof-Apotheke in Schwetzingen arbeitet, in der ersten Woche mit dem neuen Angebot. Das Problem sei dabei aber nicht der Vorgang selbst: „Der Prozess an sich ist wirklich sehr einfach, nur das System ist offenbar ziemlich gefordert. Somit kann es dauern, bis der Code fertig ist“, erklärt sie.
Kostas Makridis, der die Apotheke leitet, kann nach etwa einer Woche etwas positiver über die technischen Begebenheiten berichten: „Das System funktioniert inzwischen besser als die ersten zwei, drei Tage. Da saßen wir stundenlang am Computer und es hat nichts geklappt. Ich war teilweise noch bis Mitternacht da und habe einige Nachweise vom Tag ausdrucken müssen. Jetzt geht es sehr viel besser, aber die Nachfrage ist immer noch hoch.“
Annette Selbitschka von der Kurpfalz-Apotheke in Oftersheim hatte in den ersten Tagen nach Einführung des Nachweises auch mit dem System zu kämpfen: „Grundsätzlich klappte es, aber der Server war manchmal überlastet. Am Dienstagmorgen um acht lief es beispielsweise super, eine halbe Stunde später war es dann schon schwierig. Wenn man zufällig das richtige Zeitfenster erwischt hat und der Server lief, dann war der Code in vier bis fünf Minuten fertig.“
In der zweiten Woche jedoch seien diese Schwierigkeiten so gut wie behoben: „Ganz selten gibt es mal noch einen Absturz, aber ansonsten läuft es inzwischen super.“ Zudem berichtet sie, dass die Nachfrage nach dem digitalen Impfnachweis in den ersten beiden Tagen des Angebots schon extrem hoch gewesen sei und eine Woche später kaum zurückgegangen ist.
Auch Kunden ohne Handy
Das kann Vera Schuhmacher kurz nach der Einführung des digitalen Nachweises ebenfalls bestätigen. Sie ist in der Rhein-Neckar-Apotheke in Eppelheim primär für das Thema zuständig. „Die Nachfrage war von Anfang an erwartungsgemäß groß. Ich denke, dass die Menschen da auch ein bisschen unvernünftig waren, es sind ja sicher die wenigsten direkt am selben Abend noch in Urlaub geflogen. Aber anstatt eine Woche zu warten, bis der Andrang vielleicht ein wenig abklingt, wollten viele ihren Code sofort.“
Grundsätzlich ist das Bedürfnis danach, den technischen Vorteil des digitalen Nachweises schnell nutzen zu können, sicher verständlich. Doch eines kann sich Schuhmacher nicht erklären: „Bei uns waren jetzt schon mehrfach Leute, um ihren Code abzuholen, obwohl sie überhaupt kein Handy haben. Da frage ich mich dann schon wozu.“
Die technischen Schwierigkeiten der ersten Tage, von denen die Angestellten anderer Apotheken berichten, kennt sie ebenso: „Am zweiten Tag zum Beispiel kamen wir fast gar nicht ins System, weil alles überlastet war. Ich war an dem Tag ab sieben Uhr morgens bei der Arbeit und habe Sachen vom ersten Tag nachgearbeitet, aber kurz danach kam man wieder nicht mehr durch. Dadurch hingen dann die aktuellen Anfragen in der Warteschleife, das war schon ein bisschen frustrierend.“
Nach etwa einer Woche zieht sie eine sehr viel positivere Bilanz: „Es hat sich wirklich deutlich gebessert, warum auch immer. Das System läuft jetzt, man kann problemlos drucken und wir sind inzwischen zufrieden. Es kommen immer noch 20 bis 30 Leute am Tag, aber es funktioniert alles, wie es soll. Das ist auch für unsere Nerven besser“, sagt sie lachend.
Als Problem für die für die anfänglichen Schwierigkeiten in der ersten Woche sieht sie die kurze Vorlaufzeit: „Es kam mal wieder alles sehr schnell und wir mussten es dann richten. Aber das sind wir ja inzwischen gewöhnt von Herrn Spahn.“
Das Vorgehen des Bundesgesundheitsministers kritisiert auch Kostas Makridis von der Mayerhof-Apotheke: „Was ich ärgerlich finde, ist, dass Jens Spahn zu Anfang versprochen hat, dass wir pro ausgestellten Impfnachweis 18 Euro bekommen und nun soll es ab Juli nicht mal mehr die Hälfte davon sein. Der Aufwand für uns bleibt aber natürlich gleich.“
Trotzdem kann man es aber positiv werten, dass sich die Situation nach einer Woche eingependelt zu haben scheint. Das bedeutet jedoch nicht, dass Kritik gerade wegen der von den Apotheken unverschuldeten Probleme zu Beginn, unangemessen wäre.
Diese Apotheken bieten den digitalen Impfnachweis an
Schwetzingen: Dreikönig-Apotheke, Mayerhof-Apotheke, Nord-Apotheke.
Oftersheim: Kurpfalz-Apotheke, Mozart-Apotheke, Hardtwald-Apotheke.
Plankstadt: Schubert-Apotheke.
Eppelheim: Rhein-Neckar-Apotheke, Central-Apotheke, Apotheke im Ärztehaus.
Brühl: Sonnen-Apotheke, Rohrhof-Apotheke, Perkeo-Apotheke, Carl-Theodor-Apotheke.
Ketsch: Neue Apotheke, See-Apotheke, Markt-Apotheke.
Hockenheim: Rochus Vital Apotheke im Globus, Linden-Apotheke, Stadt-Apotheke, Wasserturm-Apotheke, Apotheke im MED-Center.
Altlußheim: Luchs-Apotheke.
Reilingen: Sonnen-Apotheke.
In den ersten Tagen, in denen der digitale Impfnachweis angeboten wurde, kamen vereinzelt weitere Apotheken neu dazu, bei denen man sich den QR-Code erstellen lassen kann.
Eine jeweils aktuelle Übersicht gibt es auf der Website www.mein-apothekenmanager.de. Hier kann man die eigene Postleitzahl angeben und findet dann eine Auflistung, der Apotheken im näheren Umkreis, die den digitalen Impfnachweis anbieten. lh
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