Schwetzingen. Die Künstlerinitiative Schwetzingen (Kis) veranstaltet noch bis diesen Sonnntag die achte Ausstellung „art Schwetzingen“. Ausstellungsort ist diesmal nicht das Lutherhaus neben der evangelischen Stadtkirche, sondern das frisch renovierte Xylon-Museum und Werkstätten am idyllischen Rand des Schlossgartens. Zehn der Ausstellenden sind Mitglieder der seit 2007 bestehenden Künstlerinitiative, vier nehmen als Gäste teil. Gezeigt werden Grafik, Malerei, Fotografie, Glaskunst, Objekte, Installationen und Skulpturen in den Räumen des Xylon und auch davor im Garten.
Öffnungszeiten
Geöffnet ist die Ausstellung an diesem Samstag, 19. Oktober, von 14 bis 21 Uhr. Samstags gibt’s um 19 Uhr auch ein Künstlergespräch unter dem Titel „Let´s talk about art“.
Am Sonntag, 20. Oktober, ist das Museum von 11 bis 18 Uhr offen. Das Künstlergespräch findet da schon um 11 Uhr statt.
Kuratorin Dr. Kristina Hoge begrüßte die zahlreichen Gäste der Vernissage am Donnerstagabend. Sie freute sich, dass die Renovierungsarbeiten tatsächlich noch rechtzeitig für die Ausstellung fertig wurden. Obgleich die Exponate käuflich zu erwerben waren, stellte sie heraus, dass dies nicht die Anmutung einer überfrachteten Kunstverkaufsmesse, sondern einer feinen Ausstellung habe. Noch ehe sie durch die Ausstellung führte, unternahm Aussteller, Fotograf und Architekt Oliver Mezger einen kurzen Ausflug in die Geschichte des Xylon, der ehemaligen Invalidenkaserne, später Wohnanlage, jetzt Museum und Atelier.
Über Landschaftsbilder hin zu filigranen Installationen
Der erste Eindruck der Ausstellung ist vielseitig, interessant – und so banal es klingen mag – einfach auch nur schön. Da waren gleich beim Eingang die relativ kleinformatigen Landschaftsbilder in fröhlich-gelben Sonnentönen des Malers Florian T. Franke von Krogh, Lichtblicke, die gerade in dieser krisengeschüttelten Zeit das Gemüt erheitern können. Ebenfalls im Eingangsbereich war eine mobile Wand eingeschoben worden. Sie wurde genutzt für die Bilder von Jörg Künkel, der auch unter dem Künstlernamen Lons bekannt ist. Seine hier gezeigte Bilderserie „Multiple X“ und seine „Barca“, Werke im mixed media Verfahren, wirken archaisch, erdig, „Informelle Malerei“, nannte es Hoge.
Gegenüber sieht man die federleichten, filigranen Installationen und Objekte von Anna Bludau-Hary; sie sind gestaltet aus Wishipapier, einem halbtransparenten Japanpapier, und mit Draht. Mit asiatischem Papier arbeitet auch Professorin Tina Stolt, freischaffende Künstlerin und Leiterin im Institut für Kunstwissenschaft und Bildende Kunst in Landau. Sie erstellt zum Beispiel farbige Handdrucke, Unikate, teilweise großformatige Fahnen, die durch ihre Halbtransparenz den Raum in ihrer Wirkung mit einbeziehen.
Vom Eingang sichtbar präsentiert der Fotograf Jessen Oestergaard die Geschichte „Der Besuch“, eine Serie aus acht digitalisierten Sofortbildern, zufällig wirkende Aufnahmen an einem Gewässer, an dem Alltägliches passiert und sich im Zusammenspiel zu einem Storytelling zusammenfügt. Fotografie ist auch der Schwerpunkt des Gastkünstlers Günther Wilhelm, der sich sehr alter Techniken, inklusive Lochkamera, und Druckverfahren bedient, wie der auf Eisen basierenden Zyanotypie, mit der blaue Unikate erzeugt werden, weshalb sie auch Blaupausen genannt werden. Andere seiner Bilder mit Titeln wie „Steinerner Hirsch“ und „Krakau“ wurden per Gummidruck hergestellt, einem fotografischen Edeldruckverfahren.
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Zwei weitere Künstler stellen ihre Fotografien aus – diesmal im neu gestalteten Laborraum oder dem früheren Atelier von Otto Mindhoff, der das Xylon quasi gegründet hatte. Tobias Ehrhardt studiert Medienkunst und hat Fotografie als Schwerpunkt. Zur „8art“ war er als Gastkünstler eingeladen. Das Ungewöhnliche seiner Bilder zeichnet sich dadurch aus, dass man sie zunächst als Doppelbelichtung wahrnehmen könnte. Es sind aber keine Doppelbelichtungen, sondern sie entstanden durch einen Spiegel an einer Angel, was auch immer darin zu sehen ist, wird in das Motiv mit einbezogen als unerwartetes Objekt.
Sehr naturnah sind die Landschaftsfotos der Serie „Dark Green“ von Oliver Mezger. Ausgesprochen edel war die Präsentation der farbig zurückgenommenen Fotos auf schwarzem Passepartout und mit schwarzem Rahmen. Mezger ist nicht nur Fotograf, sondern auch Architekt, entsprechend klar, perfekt und fast schon analytisch wirken seine Aufnahmen. Als Bildträger nimmt er gerne textilähnliches Fotodruckpapier mit einer haptischen Note.
Verschiedene Materialien
In die verschiedenen Räume verteilt waren die symmetrischen und asymmetrischen Skulpturen aus Marmor, Alabaster und Holz der Bildhauerin Karin Schmiedebach. Sie interessiert sich insbesondere für konstruktive Elemente, ihre verschiedene Formgebung. Sie gestand, dass ihr Lieblingsmaterial tatsächlich Marmor sei. Objekte stellt auch Brigitte Schuster aus. Ihr Material ist Glas. Sie betätigt sich auch als Glasmalerin im Zusammenhang mit Architektur. Im Xylon waren Glas-skulpturen zu sehen.
Malerei/mixed media ist der Schwerpunkt von Karin Posmyk, die eine Nähe zu Tieren darstellte. Dabei war ist ihr Augenmerk in den Bildern auf Affen gelegen. So stellt sie die berühmten drei Affen, die nicht hören, nicht sehen und nichts sagen dar. Felicitas Wiest widmete sich Linolschnitten und hat Naturformen im Fokus. Terrakotta, Keramik sind die bevorzugten Materialien von Tom Feritsch. Körnig-rauhe Oberflächen, naturbelassener Ton vermitteln ein fast sinnlich-taktiles Gefühl bei den Betrachtenden, den Wunsch zu erspüren.
Last but not least: Kunst gibt es auch außerhalb der Museumsräume. Ein Raum, der nur aus Linien, aus Kanten bestand, ohne Wände, hat Nicola Falley im Garten hinter dem Museum installiert. Was ist eigentlich ein Raum? Kunst ist nicht da, um Fragen zu beantworten, aber sie ist gut im Fragestellen und das ist gut im Sinne der Kreativität und Inspiration – auch für die Betrachtenden.
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