Ausstellung - Jens Hafner aus Hirschhorn zeigt im Schwetzinger Kunstverein düstere Bilderwelten, die begeistern

Ausdrucksstarker Einsatz der Farbe

Von 
Susanne Kaeppele
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Der Künstler und sein Werk: Maler Jens Hafner (l.) und Erik Schnatterer, Erster Vorsitzender des Kunstvereins Schwetzingen.

© Lenhardt

Das große Rätsel in leerer Landschaft: riesige, an Agaven erinnernde Gewächse am Ufer eines schwarzen Flusses, auf dem ein Floß von zwei schemenhaften Männern in Blau vorwärts gestakt wird. Orangefarbene Leuchten glimmen vor schwarzem Gebirge, der Titel "Flucht" hilft ein wenig weiter.

Geheimnisvoll und dunkel erscheinen die neuen Gemälde des jungen Malers Jens Hafner aus Hirschhorn, der jetzt im Schwetzinger Kunstverein im Palais Hirsch ausstellt. Der 1981 in Heidelberg geborene Künstler studierte an der Freien Kunstakademie Mannheim, war 2010 bei Rolf Lauters Projekt "artscoutneo" in Heidelberg dabei und konnte bei der Lionsart-Ausstellung 2014 im Mannheimer Kunstverein mit seinen großformatigen Gemälden überzeugen.

Seither hat sich sein grundsätzlich surrealistischer Stil, der viel der Neuen Leipziger Schule verdankt, sehr geklärt. Weniger ist zu sehen, größere Formen werden gesucht, mutiger und freier ist der 33-Jährige geworden, wenn auch düsterer. Aber sind das nicht auch die Zeiten heute?

Am Himmel herrscht Gewalt

Sehr sensibel geht Jens Hafner mit seinen Themen um, mal sind es einsame Landschaften mit einzelnen Menschen, mal Häuser in unglaublichen Farben. Der Umgang mit der Farbe ist Hafners größtes Talent: Was er - etwa auf dem Bild "Abendrot" - aus einem Abendhimmel macht, unter dem ein Cowboy mit Pferd steht, ist fast wahnsinnig zu nennen. Wie er die Rot- und Dunkelviolett-Töne mit Schwarz verbindet, wie Gewalt herrscht am dunklen Himmel, wie die breiten Pinselspuren sich mit Petrol verbinden, wie sie sich über einem Haus mit spitzem Giebel auftürmen, das ist ganz große Malerei!

Das immer wieder vorkommende X auf vielen Gemälden irritiert den Betrachter: Mal groß, mal klein steht es einmal am Himmel, ist dann aber auch Andreas-Kreuz an einem Bahnübergang oder weißes Graffiti über einem Bunkereingang. Für den Künstler bedeutet das X immer die große Unbekannte, wie in der Mathematik, und erlaube sowohl ihm wie auch dem Betrachter alle Möglichkeiten der Interpretation.

Deutlich politischer als zuvor erscheinen seine Gemälde. Von dem Cowboy vor drohendem Nachthimmel, der natürlich an Donald Trump denken lässt, war schon die Rede. Aber auch die besprochene "Flucht" deutet das Thema unserer Zeit an, die Flucht und Vertreibung von Millionen Menschen weltweit.

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