Schwetzingen. Wer sich in den Wochen bis zum Heiligen Abend den Weg entlang der schimmernden, glitzernden und leuchtenden Weihnachtsstände des Kurfürstlichen Weihnachtsmarktes bahnt und in die Schlosskapelle eintritt, findet dort eine inspirierende Welt mit ähnlichem Glanz vor. „Catch and release“ – fassen und fallenlassen – ist der Titel der Schau, die Exponate mit großem Interpretationsspektrum umfasst. Ulrike Buhl ist die Künstlerin hinter den dynamisch wirkenden Plastiken, die aufwendig teils mit 3D-Druckern endgefertigt wurden.
Eines der in der Reihe „Implosionen“ ausgestellten Objekte glänzt in Schwarz, lässt an Wasservögel im ölverschmutzten Meer denken – aber die Gedanken der Betrachter sind frei. In so mancher Form glaubt man beim ersten Blick, eine bizarre Wolke zu erkennen.
Schrille Farben ziehen Blicke an
Wechselt man den Blickwinkel, entwickelt sich gar ein mystischer Drache oder eine kriechende Raupe aus dem Gegenstand. Die Blicke anziehend sind die teilweise schrillen Farben, die anlocken, des Betrachters eigene Fantasie fordern.
So wird jeder etwas anderes in den Formen finden, das ihn anspricht oder zum Nachdenken anregt. Implosion bedeutet den plötzlichen Zusammenbruch eines Objekts unter Außendruck, der größer ist als der Innendruck – das Gegenteil der Explosion. Dieses Zusammenfallen lässt sich vielfältig auf diverse Situationen übertragen, die in den Formen letztendlich real und greifbar werden.
Ins Detail der Entstehung und Fertigstellung der Objekte gab Dr. Dietmar Schuth bei der Einführung ins Werk Einblicke. Verschiedene Materialien setze die Künstlerin für ein Modell ein, aus dem ein Computerprogramm einen 3-D-Scan entwickele. In verschiedensten Techniken entstehen dann per Fräse oder 3-D-Drucker in Kunststoff oder Bronze die Figuren. Mit Lacken, in die Metallpulver gemischt wird, versieht Ulrike Buhl die Rohlinge mit Farbe und Glanz. Der 3-D-Drucker kann dabei schon einmal eine Woche mit dem Druck einer Plastik beschäftigt sein, was sich in den Preisen für die Stücke niederschlägt.
Ästhetisch und lebensbejahend
„Das Werk von Ulrike Buhl ist im höchsten Maße sinnlich, ästhetisch und lebensbejahend“, erklärte Schuth. Er lenkte die Aufmerksamkeit weg von den Oberflächen und hin zu den Formen: „Informell abstrakt, doch biomorph, so dass sich diese Körper als Lebewesen anschauen lassen“, erinnern ihn manche an Skorpione, fantastische Aliens mit sonderbaren Gliedmaßen und hundert Köpfen – durchaus auch bedrohlich wirkend. Oder sind es doch riesige Bakterien oder Viren? Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Schuth wagt die Interpretation des Titels „Implosion“: „Spricht die Künstlerin von Implosionen, beschreibt sie wohl den energetischen Prozess, den sie bei ihrer dynamischen Formfindung erlebt.“ Es könne aber durchaus auch der äußere Druck der Realität, der Welt sein, die auf eine psychische Innenwelt treffe und den Künstler kreativ mache. In diesem Sinne könne man die Plastiken von Ulrike Buhl als materiell gewordene Gefühle einordnen, die mit schönen lauten Farben zum Betrachter sprechen.
Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 17. Dezember, jeden Donnerstag und Freitag von 17 bis 21 Uhr und Samstag und Sonntag von 12 bis 21 Uhr in der Schlosskappelle zu sehen.
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