Zur Person: Karl Lobo
Karl Lobo ist 34 Jahre alt und Maler, Grafiker und Bildhauer. Er wurde in Mannheim geboren und wuchs unter anderem in Schwetzingen auf. Er lebt in Leipzig und Colditz.
Die Vernissage zur Ausstellung „Turned Out I Was Everyone“ ist am Freitag, 3. März, um 18.30 Uhr im Palais Hirsch in Schwetzingen.
Die Ausstellung läuft bis 26. März, ist mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. Es erscheint ein Katalog. uw
Schwetzingen. Die erste Ausstellung des Kunstvereins Schwetzingen in diesem Jahr heißt zwar „Turned Out I Was Everyone“, sie ließe sich aber auch ganz prima „Coming home“ bezeichnen. Denn der junge Künstler Karl Lobo (34) ist in Mannheim geboren, dort und in Schwetzingen aufgewachsen. Nach seinem Studium der Grafik in Mainz zog er nach Leipzig, um an der berühmten Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) Malerei zu studieren. Als Meisterschüler lebt er in Leipzig und dem nahen Colditz im Muldental. Eine starke Affinität zum geometrischen Ursprung findet man in seinen Arbeiten. Die Reliefs und Malereien sind in letzter Zeit jedoch deutlich organischer und lyrischer geworden, wobei eine besondere Liebe zur Natur und zur Musik erkennbar ist. Davon können sich die Gäste bei der Vernissage am Freitag, 3. März, um 18.30 Uhr im Palais Hirsch in Schwetzingen ein Bild machen. Vorab sprachen wir mit Karl Lobo.
Wie bist du zur Kunst gekommen?
Karl Lobo: Bei aller Mühe kann ich das nicht klar beantworten. Irgendwann war einfach klar, dass ich nicht mehr anders kann und will. Ich vermute dunkel, dass Grundschulzeichnungen und Stickereien meiner Großmutter meine ersten eigenen Zeichenversuche ausgelöst haben. Ich erinnere mich, dass ich mehrere ihrer Wachszeichnungen versuchte zu kopieren, um die darauf dargestellten Szenen für mich greifbarer zu machen.
Kannst du dich noch an dein erstes Werk erinnern?
Lobo: Es war die Kopie einer tempelartigen Szenerie, eine Zeichnung meiner Großmutter Maria-Anna, genannt Marianne. Ich erinnere mich an die Farbe Gelb. Davor bestimmt zahlreiche, unbekümmerte Papierbögen, Zimmerwände und andere verbotene Flächen, bei denen man als kleiner Schlawiner nicht versteht, warum da jetzt keine Farbe drauf darf. Meine Mutter weiß das bestimmt besser.
Welche Stilrichtung liegt dir – und warum?
Lobo: Schwierig. So viele. Ich kann eher Künstler und Künstlerinnen nennen, die ich mag. Fritz König mit seiner wundervollen Klarheit und seinen ewig währenden, architektonischen Skulpturen – etwa die Retrospektive in Florenz. Phillip Guston ist ein großes Vorbild der malerischen Freude bis zum Tod. Tal R mit seinen „naiven“ Malereien, der Genius Ricardo Bofill. Paula Modersohn-Becker, Ernst-Ludwig Kirchner, Amy Sillmann, Eva Hesse oder die Stahlskulpturen von David Smith.
Seit wann betreibst du Kunst?
Lobo: Ich glaube, dass ich Kunst seit sehr jungen Jahren gefühlt und gedacht habe, später dann erst auch materiell umgesetzt. Je nachdem ab welchem Prozess man Kunst zuordnend definieren möchte. Ich vermutete aber, dass die Frage konkret auf erste physische Arbeiten bezogen ist. Ich denke, dann ist es vermutlich die späte Jugend gewesen.
Wie kam es zu deinem Künstlernamen Karl Lobo?
Lobo: Mit Freunden gab es in der Jugend so eine Vespacrew. Wir nannten uns selbstironisch die „Manada De Lobos“, das Wolfsrudel. Mit 18 war ich in unserer Gruppe dann plötzlich „Lobo“, Karl ist mein zweiter Vorname.
Was hat dich zur Kunst inspiriert?
Lobo: Ich muss die platte Antwort geben: beinahe alles. Diese Frage spezieller zu beantworten, braucht Zeit, Ruhe und ein Gegenüber.
Wo siehst du dich mit der Kunst in zehn Jahren?
Lobo: In immer wiederkehrendem Zwiespalt und großer Liebe.
Hast du Vorbilder und wenn ja, welche?
Lobo: Könnte ich mir sechs Scheibchen abschneiden, wäre es eines von dem Musikproduzenten Rick Rubin, dem Bildhauer David Smith, dem Saxophonisten Pharoah Sanders, von einer leicht zimtigen Nelke, einer friedenstiftenden Frau, die durch ihr Wesen dumme Herrscherdispute heimlich in harmonische Gefilde leiten könnte, doch von der Geschichte ihrer Präsenz bestohlen wurde – und – obwohl ich ich es vermeiden wollte – von Picasso, diesem Lump, der alles konnte.
Was bedeutet dir die Ausstellung in Schwetzingen und was bringst du für Werke mit?
Lobo: Es ist der erste Ausstellungsversuch in meiner Heimat. Das hat etwas Schönes und Komisches. Der Titel lautet „Turned Out I Was Everyone“. Man wird einige schwarz-weiße Reliefs und Grafiken aus den letzten drei Jahren sehen, gewissermaßen ein Rückblick. Dieser wird aber ergänzt durch sehr neue Arbeiten, Malereien und Reliefs, die sich intensiv von der Geradlinigkeit älterer Arbeiten entfernen.