Schwetzingen. Er gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der Nachkriegszeit und das Team des Xylon-Museums in Schwetzingen ist stolz, eine Ausstellung mit seinen Werken zeigen zu dürfen: Friedemann Hahn, Maler, Autor, Dichter und Verleger. Der Künstler und seine Frau hatten den weiten Weg von Schleswig-Holstein auf sich genommen, um der Vernissage in den frisch renovierten Räumen des Xylon-Museums beizuwohnen.
Kuratorin Dr. Kristina Hoge bezeichnete in ihrer Laudatio die Ausstellung als „retrospektiv“, ein Rückblick auf das vielseitige und langjährige Schaffen des in Singen am Hohentwiel geborenen Künstlers, der dieses Jahr seinen 75. Geburtstag feiert. Demgemäß lautet der Titel der Ausstellung: „Friedemann Hahn - Martin Heidegger im Schwarzen Wald. Oder. Der Japanische Blick. Ausgewählte Werke 1975 - 2024“.
Wenn man die Ausstellung von Friedemann Hahn im Xylon betritt, meint man beim ersten Blick, viel Abstraktes zu sehen. Doch bei näherem Hinschauen erkennt man Gesichter, Bäume, Figuratives, nicht versteckt, sondern Grundlage.
Abstraktes und Figuratives: Hoge erklärte, dass Hahn entgegen dem Trend der Nachkriegsgeneration, „sich in die Abstraktion zu flüchten“, ganz bewusst dem Realen verpflichtet bliebe. Sie bezeichnete dies als eine Art „real Abstraktes“ - eine Synthese aus Abstraktem und Figurativem mit vielen Anspielungen aus der Kunst, die von den Betrachtenden entdeckt werden wollen.
Ein schöner großer Akt, völlig realistisch, an das Malen aus dem Schatten „par le mileu“ im Sinne von Eugène Delacroix angelehnt, hängt links vom Eingang; er trägt den Titel „Figur mit Tuch“ und ist das älteste Werk der Ausstellung. Auf der gleichen Seite hängt ein weiteres großformatiges Gemälde neueren Datums, Titel „I walk alone“. Es ist deutlich abstrakter als das erstgenannte und zeigt ein sich küssendes Paar - ein Filmkuss, plakativ-emotional. Friedemann Hahn ist Cineast mit einem besonderen Faible für den Film Noir. Das wird besonders deutlich auf den schwarz-weißen Holzschnitten, eine Serie, die den Namen „Hollywood Stillleben“ trägt und bei der man bei näherer Betrachtung emotions- und spannungsgeladene Filmszenen erkennen kann. Es sind Film-Stills, von Filmen abfotografierte Bilder, die neu vorgezeichnet auf Holz übertragen werden, wo sie mit besonderer Tusche dann als Papierdruck ausgegeben wurden. Die Serie schließt inhaltlich ab mit einem Ölgemälde, das die Begriffe „Spade and Archer“ in Spiegelschrift und damit auf Humphrey Bogart und Jerome Cowan in „Die Spur des Falken“ zeigt.
Landschaften - hochemotional im Xylon-Museum
Viele Jahre lebte Hahn mit seiner Frau Doris in Todtnau im Schwarzwald nahe der Schweizer Grenze und in fußläufiger Nähe Todtnauberg, wo der große Philosoph Martin Heidegger wohnte und sein berühmtes Werk „Sein und Zeit“ verfasste. Sucht man Heidegger in der Ausstellung, findet man ihn nicht - trotz Erwähnung im Titel. Es ist die Landschaft, die Hahn immer wieder beeindruckte und inspirierte. So sind in der Ausstellung auch große farbige hochemotionale Landschaftsgemälde vom „schwarzen Wald“ zu sehen. Hier gibt der Künstler einen „Blick auf das eigene Sein, das verortete Sein“ frei, wie Hoge erläuterte.
Hahn verweilt weder an einem Ort, noch in Themenbezügen, sondern sie ist ein großes Abenteuer, das zu Entdeckungsreisen einlädt. So sind Schiffe ein weiteres Sujet, das Hahn dargestellt und in einer „Mappe“ oder Serie als „Malereifahrer“ überschrieben wurde. Die Technik, die er hierzu verwendete, waren Holzschnitte/Radierung.
Der Gedanke des Reisens und Entdeckens führte ihn weiter nach Japan, und es entstanden von alten japanischen Bildern inspirierte Holzschnitte. Übermalte Fotos waren in Japan längst bekannt, ehe die Kunst durch die Präsenz der Amerikaner, die Japan nach 1954 zum Handel zwangen, aus Fernost auch in Europa ankam. Diese Öffnung Japans führte zu neuen und anderen Möglichkeiten in der Kunst, die in dem Raum neben den großen Ausstellungsraum zu sehen ist.
Insgesamt lädt diese Ausstellung zum Suchen und Entdecken ein, zum kreativen Betrachten. Sie geht noch bis 13. Oktober.
Die Werkschau von Friedemann Hahn sowie Installationen von Heike Penner in einem weiteren Raum sind samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung, Nummer 0170/45 16 973.
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