Schwetzingen. Als „Himmlische Nacht der Tenöre“ war das Konzert der drei Opernsänger aus Bulgarien angekündigt. Georgios Filadelfefs, Dimitar Zashev und Aleksandar Krunev boten bei ihrem Auftritt am Samstagabend im bis zum letzten Platz besetzten Rokokotheater eine bunte Auswahl an bekannten Opernarien, Liedern und neapolitanischen Canzonen.
Begleitet wurden sie von einem Instrumentalensemble, dem Milena Ivanova (Violine), Teodora Tsvetanska (Bratsche), Neli Hazan (Cello) und Valentina Vasileva-Filadelfefs (Piano) angehören, durchs Programm führte die gewesene Tänzerin und zurzeit künstlerische Leiterin von Classic Stage Zoya Balkandzhieva. Von ihr erfuhren die Zuhörer, dass die drei Belcanto-Tenöre an wichtigen, staatlichen Opernhäusern in Bulgarien tätig sind – n Sofia, Plovdiv oder Ruse – und weltweit konzertieren. Seit vielen Jahren schon, seit 2005, geht die „Himmlische Nacht der Tenöre“ in alternierender Besetzung in ganz Europa, und natürlich auch in Deutschland, auf Tournee und begeistert mit „Live-Programmen, mit stimmungsvollen Liedern voller Emotionen“, wie sie sagte, das Publikum.
Das Programm war geprägt vom Wechsel zwischen instrumentalen, solistischen, oder gemeinsamen Vorträgen. Zum Einstieg sangen alle drei die Arie „Questa o quella“ aus der Oper „Rigoletto“ von Giuseppe Verdi (1813 – 1901). „Der Name Verdi steht schlechthin als Synonym für die italienische Oper“, erläuterte Moderatorin Zoya Balkandzhieva, die im Laufe des Abends die Musiker, Stücke und Komponisten vorstellte.
Hommage an Caruso
In den solistischen Beiträgen der drei Tenöre konnten die Zuhörer das Charakteristische ihrer jeweiligen Stimmen erkennen: Georgios Filadelfefs, ein gebürtiger Grieche, der in Bulgarien lebt, trug das Lied „Amor ti vieta“ von Umberto Giordano (1867 – 1948) mit sanfter Stimme vor wie auch das Wiegenlied „Mille cherubini in coro“ von Franz Schubert (1797 – 1828). Aleksandar Krunev präsentierte sich in „Non ti scordar di me“ von Ernesto de Curtis (1875-1937) und in der tänzerischen „Mattinata“ von Ruggiero Leoncavallo (1857-1919) mit kraftvoller, baritonal gefärbter Stimme. Dimitar Zashev stellte seine lyrische Tenorstimme in den Arien „Lunga da lei“ aus Verdis Oper „Traviata“ und „Core ’ngrato“ von Salvatore Cardillo (1874 – 1947) vor. Dieses Lied war eine Hommage an den großen Enrico Caruso (1873 – 1921), wie die Moderatorin erzählte.
Leider schimmerten bei den Tenören immer wieder kleine technische Mängel durch, unsaubere Passagen, die deren vokalen Grenzen aufzeigten und insbesondere den opernhaften Anforderungen oft nicht gerecht wurden. Solche Schwächen versuchten sie durch Lautstärke wettzumachen und durch clowneske Einlagen, die zuweilen unpassend wirkten, wie zum Beispiel den erbettelten Applaus. Dem Publikum jedoch blieb dies scheinbar verborgen, denn Begeisterungsstürme sondergleichen begleiteten die einzelnen Vorträge, insbesondere das emotionale „Ave Maria“ von Bach/Gounod oder das gefühlvolle „Mama“, 1940 von Cesare Andrea Bixio (1896 – 1978) komponiert, das Heintje in den 1970er Jahren in Deutschland zum meistgehörten Hit machte, lösten viel Begeisterung und Jubel aus.
Der frenetische Applaus und die stehenden Ovationen galten schließlich auch dem famosen Instrumentalensemble. Mit rein instrumental gespielten Stücken, darunter Bachs „Air“ oder das berühmte „Adagio in g-Moll“ von Tomaso Albinoni (1671 – 1751), lockerten die vier großartigen Musikerinnen das Programm auf. Einen betörend melodischen Reichtum entfaltete die Geigerin Milena Ivanova in der verträumten „Meditation“ von Jules Massenet (1842 – 1912) und temperamentvolle Spielfreude im „Csárdás“ von Vittorio Monti (1868 – 1922).
Besonderen Spaß bereiteten dem Publikum zum Schluss die lustigen Terzette der Tenöre wie „La donna e mobile“ aus „Rigoletto“ von Verdi oder „Santa Lucia“, bei dem sich die Tenöre unter die Zuhörer mischten und sie animierten mitzusingen. Erst nach einigen Zugaben wie dem instrumentalen Radetzky-Marsch, dem von rhythmischem Klatschen begleiteten „Funiculi, Funicula“ oder „O Sole mio“ ging das klanggewaltige, im Stehen bejubelte Konzert zu Ende.
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